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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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hast du erfahren?«, knurrte er und schüttelte sich den Schlamm von den Schuppen.
    »Alles!«, antwortete Kiesbart stolz. »Die Drachen haben sich versteckt, Euer Goldheit! Deshalb habt Ihr sie all die Jahre nicht gefunden! In einem Berg haben sie sich verkrochen, in einer Höhle. Ihr hättet einen Steinzwerg mitnehmen sollen, damals, als Ihr sie gesucht habt. Wir finden jede Höhle!«
    »Und wo ist sie, diese Höhle?«, fragte Nesselbrand ungeduldig.
    »Ihr müsst über den Berg da«, antwortete Kiesbart mit wichtiger Miene. »Über den, an dem das Kloster klebt. Dann wendet Ihr Euch nach Osten und schon«, er grinste, »stoßt Ihr auf das Gebirge, das sie den Saum des Himmels nennen. Der Eingang der Höhle liegt im Tal dahinter.«
    Nesselbrand richtete sich ungläubig auf. Das Wasser triefte von seinem Riesenleib.
    »Dort sollen sie sein?«, knurrte er. »Ich kenne das Tal. Ich habe es abgesucht, bis ich keine Krallen mehr hatte. Ha!« Er leckte sich die Zähne und lachte. »Sie hätten sich keinen besseren Ort aussuchen können, die Dummköpfe.«
    »Wie meint Ihr das, Euer Goldheit?«, fragte Kiesbart neugierig.
    »Das wirst du bald sehen!« Nesselbrand schnaubte zufrieden. »Ist der Silberdrache schon aufgebrochen?«
    Kiesbart zuckte die Achseln und musterte mit gerunzelter Stirn Nesselbrands verschmierte Schuppen.
    »Wahrscheinlich. Er wollte fliegen, sobald es dunkel ist. Aber Ihr werdet ihn schon finden. Ich putz Euch erst noch die Schuppen, Euer Goldheit. Das schöne Gold, man sieht es gar nicht mehr ...«
    »Vergiss das Gold!«, schnauzte Nesselbrand ihn an. »Komm her und kriech in mein Maul.« Er schob die scheußliche Schnauze ans Ufer und sperrte sie weit auf.
    »Nein, nein!« Kiesbart wich mit trotzigem Gesicht zurück. »Ihr wollt mich wieder verschlucken.«
    »Was sonst?«, knurrte Nesselbrand. »Ich muss gleich tauchen, lange und tief. Also komm endlich.«
    »Ich bin aber nicht gern da unten!«, murrte Kiesbart, während er mit weichen Knien auf Nesselbrands riesige Zähne zuging.
    »Wieso? Ich denke, ihr Steinzwerge mögt Höhlen. Was ist mein Magen denn anderes?«, antwortete Nesselbrand spöttisch. »Los, spring!«
    »Ich mag es nicht!«, sagte Kiesbart noch einmal. Dann hielt er seinen Hut fest und sprang. Zwischen die schrecklichen Zähne. Auf die riesige Zunge. Und Nesselbrand verschluckte ihn.

    DER SAUM DES HIMMELS  
     
    Lung flog. Die neun weißen Gipfel, die den Saum des Himmels bildeten, schimmerten in der Ferne, als bliebe das Sternenlicht an ihnen haften. Im Windschatten des Drachen flog das Flugzeug der Ratte.
    Lung fühlte sich stark, als flösse Mondlicht durch seine Adern. Er fühlte sich leicht, als wäre er aus demselben Stoff wie die Nacht. Endlich war er seinem Ziel ganz nah. Sein Herz klopfte heftig vor Erwartung und trieb ihn schneller über den Himmel, als er je geflogen war, so schnell, dass die Ratte schon bald nicht mehr mitkam und auf seinem Schwanz landete.
    »Juhuuuuuh!«, rief Burr-burr-tschan. »Juhuuuuuh, ich hatte ganz vergessen, wie gut es sich auf einem Drachen reitet!«
    Mit zwei Pfoten klammerte er sich an die Riemen, mit den anderen beiden griff er in seinen Rucksack und holte einen Pilz heraus. Der duftete so wunderbar, dass Schwefelfell alle Sorgen über das, was vor ihnen lag, vergaß und sich schnuppernd über Burr-burr-tschans Schulter neigte.
    »Schneckling und Graustieltäubling!«, sagte sie und leckte sich die Lippen. »Was ist das für ein Pilz? Er riecht nach Lauch, nach ...«
    »Ein Shitake«, antwortete Burr-burr-tschan schmatzend. »Es ist ein echter Shitake. Willst du mal kosten?« Er griff in seinen Rucksack, holte einen zweiten heraus und warf ihn über die Schulter in Schwefelfells Schoß.
    »Praktisch, deine vier Arme«, murmelte sie, schnupperte an dem fremdartigen Pilz und biss vorsichtig hinein.
    »Sehr praktisch«, antwortete Burr-burr-tschan. Er blickte nach vorn, wo der Saum des Himmels immer höher in die Nacht wuchs. »Respekt, Respekt, wir sind ja schon fast da. Dein Drache ist ein hervorragender Flieger, alle Wetter.«
    »Er hat reichlich Übung gehabt in den letzten Wochen«, schmatzte Schwefelfell. Verzückt verdrehte sie die Augen. »Solche Pilze wachsen auf Steinen?«
    »Ach was!« Burr-burr-tschan lachte so laut, dass Lung sich überrascht zu ihm umsah.
    »Dein Koboldmädchen ist sehr komisch«, prustete Burr-burr-tschan. »Ja, wirklich.«
    »Das komische Koboldmädchen beißt dir gleich zwei von deinen zwanzig Fingern

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