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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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eine unsichtbare Linie auf den Globus. »So etwa, schätze ich, sollte eure Reise verlaufen: erst ein gutes Stück nach Süden, dann nach Osten.« Er kratzte sich hinter dem Ohr. »Ja. Doch, ja. Ich glaube, diese südliche Route ist die beste. Da oben im Norden führen die Menschen wieder mal Krieg. Außerdem habe ich ein paar sehr unangenehme Geschichten über einen Riesen gehört.« Gilbert lehnte sich so dicht über den Globus, dass er sich die Nase stieß.
    »Dort, seht ihr? Im Tienschan-Gebirge soll er sein Unwesen treiben. Nein, nein, wirklich«,

     
    Grauschwanz schüttelte den Kopf. »Ihr nehmt besser die Südroute. Da wird euch die Sonne zwar manchmal den Pelz versengen, aber dafür regnet es wahrscheinlich zu dieser Zeit kaum und Regen«, er kicherte, »Regen schlägt ja, wie ich gehört habe, Drachen aufs Gemüt, nicht wahr?«
    »Meistens«, antwortete Schwefelfell. »Aber da, wo wir herkommen, muss man sich an ihn gewöhnen.«
    »Stimmt, stimmt, das hatte ich vergessen. Ihr kommt ja aus der Waschküche Europas. Weiter im Text.« Gilbert gab dem Globus noch einen kleinen Schubs. »Wo war ich? Ach ja, hier. Bis zu dieser Stelle«, er tippte mit der Pfote auf die Karte, »kann ich euch erstklassige Informationen anbieten. Den größten Teil der Strecke dürftet ihr dann zurückgelegt haben. Aber das Gebiet dahinter«, Gilbert seufzte und schüttelte den Kopf, »Funkstille, null, nichts, Tabula rasa, Fragezeichen. Nicht mal eine Reisegruppe buddhistischer Tempelmäuse, die ich vor einem Jahr am Hafen traf, konnte mir darüber irgendetwas Nützliches berichten. Und ich fürchte, genau dort liegt der Ort, nach dem ihr sucht - wenn es ihn wirklich gibt. Demnächst beauftrage ich eine Verwandte von mir, dieses Gebiet zu vermessen, aber bis dahin ...«, er zuckte bedauernd die Schultern. »Falls ihr es wirklich bis dorthin schafft, müsst ihr euch eben durchfragen. Keine Ahnung, was und wer dort lebt, aber ich wette«, er strich sich über die weißen Schnurrhaare, »ich wette, es gibt dort Ratten. Wir sind überall.«
    »Wie tröstlich«, murmelte Schwefelfell und betrachtete mit düsterer Miene den Globus. »Sieht nach einer Weltreise aus, was wir da vor uns haben.«
    »Oh, nach Neuseeland ist es noch weiter!«, sagte Gilbert und hangelte sich an dem Bindfaden zurück zum Schreibtisch. »Aber ich gebe zu, selbst für einen Drachen ist es ein weiter Weg. Weit und gefährlich. Darf ich mal fragen, was euch auf die Idee gebracht hat, diese Reise zu unternehmen? Wie ich von Rosa weiß, leben die Drachen doch gar nicht schlecht da oben im Norden?« Schwefelfell sah zu Ben hinüber und warf der Ratte einen warnenden Blick zu.
    »Ah, ich verstehe!« Gilbert Grauschwanz hob die Pfoten. »Du willst nichts sagen, weil der Mensch dabei ist. Natürlich. Wir Ratten haben auch schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht.« Gilbert zwinkerte Ben zu, der zerknirscht dastand und nicht wusste, wo er hingucken sollte. »Das ist nichts gegen dich persönlich.« Grauschwanz lief zurück zum Computer und begann wieder herumzutippen. »Also, Reiseziel: >Himalaja<, Reisende: 1 Drache, 1 Kobold. Bitte Auskunft über: sicherste Reiseroute, Gefahrenpunkte, unbedingt zu meidende Orte, beste Reisezeit. Enter!«
    Die Ratte trat mit zufriedener Miene zurück. Der Computer brummte wie eine eingesperrte Hummel, der Bildschirm flimmerte - und wurde schwarz.
    »O nein!« Gilbert Grauschwanz sprang auf die Tasten und hämmerte wie wild darauf herum, aber auf dem Bildschirm tat sich nichts.
    Ben und Schwefelfell tauschten besorgte Blicke. Gilbert sprang fluchend auf den Schreibtisch und knallte den Deckel über die Tastatur.
    »Ich sag's ja«, schimpfte er. »Nichts als Ärger. Nur weil das Ding mal ein bisschen Salzwasser abbekommen hat. Geht ihr vielleicht gleich kaputt, wenn ihr Salzwasser abbekommt?« Wütend sprang er vom Schreibtisch auf den Stuhl, unter dem das kleine Büro war, rutschte an einem Stuhlbein herunter und begann in den Streichholzschachtel-Karteikästen herumzuwühlen. Ben und Schwefelfell legten sich auf den Boden und sahen ihm dabei zu.
    »Kannst du uns nun doch nicht helfen?«, fragte Schwefelfell.
    »Doch, doch.« Grauschwanz fischte fingernagelgroße Zettel aus den Kästen und warf sie auf den Schreibtisch. »Wenn das verflixte Ding nicht will, muss ich es eben auf die altmodische Weise machen. Kann einer von euch Riesen schon mal die dritte Schublade von dem Schrank da aufziehn?« Ben nickte.
    Als er die Schublade

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