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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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geführt habe. Aber ich werde mich auch vor ihm nicht mehr verstecken. Ich werde ...«
    »Was?«, fragte Maja. Ein Zittern lief über ihre Schuppen.
    »Ich werde mit ihm kämpfen«, antwortete Lung. »Ich will ihn vertreiben von hier. Ich will ihn verjagen. Für immer. Ich bin es leid, mich zu verstecken.«
    Ben und die Kobolde sahen sich erschrocken an.
    »Du willst mit ihm kämpfen?« Maja blickte Lung an. »Ich habe mir das schon hundertmal gewünscht. Tausendmal. Wenn die anderen mir erzählten, wie er sie gejagt hat. Der Drachenfresser, geschützt von seiner goldenen Haut, bewaffnet mit tausend hungrigen Zähnen. Ist er so schrecklich, wie die anderen erzählt haben?«
    »Sie haben nicht übertrieben«, knurrte Schwefelfell.
    Lung nickte. »Er ist schrecklich. Aber ich werde gegen ihn kämpfen.«
    »Ja«, murmelte Maja. Wieder schwieg sie, sah sich um in der Höhle, die plötzlich wieder so hell erleuchtet war. »Ich werde dir helfen«, sagte sie. »Zusammen schaffen wir es vielleicht. Das habe ich auch immer zu den anderen gesagt: Zusammen sind wir stärker als er. Aber sie hatten zu viel Angst.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Seht euch an, was die Angst aus einem macht.« Sie wies mit dem Kopf auf die versteinerten Drachen. »Wie sie sich ducken, reglos, ohne Leben. Ich will nicht so enden. Weißt du, was ich glaube?« Sie trat auf Lung zu. »Ihr musstet ihn herlocken. Es sollte so kommen. Und wir zwei werden ihn besiegen. So wie es in den alten Geschichten heißt: Wenn der Drachenreiter zurückkehrt, wird Silber mehr wert sein als Gold.«
    »Ihr zwei, so, so!« Schwefelfell rümpfte beleidigt die Nase. »Meint ihr nicht, ihr könnt ein bisschen Hilfe gebrauchen bei der Kämpferei?«
    »Mich haben sie auch nicht mitgezählt«, sagte Ben.
    »Wir brauchen jede Hilfe«, sagte Lung und stupste Schwefelfell in den pelzigen Bauch.
    »Gut, dann wären wir fünf. Nein ...«, Schwefelfell setzte sich auf einen versteinerten Drachenschwanz. »Sieben! Fliegenbein und die Ratte sind auch noch da.«
    »Fliegenbein und Lola!«, rief Lung erschrocken. »Die beiden sind noch irgendwo da draußen!«
    »Schimmeliger Rindenpilz!« Burr-burr-tschan sprang auf. »Sie warten bestimmt an unserem alten Landeplatz. Es gibt einen Pilztunnel dorthin. Komm, Schwefelfell, wir holen sie.«
    »Moment, ich muss raus aus diesen Menschensachen!« Hastig streifte Schwefelfell die Kleidung ab, die die Mönche ihr für den Flug gegeben hatten, dann rannten die beiden Kobolde los.
    Ben blieb mit den beiden Drachen in der Höhle zurück.
    »Eine Ratte und ein Fliegenbein?«, fragte Maja neugierig.
    Lung nickte. »Beide sind kaum größer als eins deiner Ohren, aber sie sind sehr mutig.«
    Ein paar Augenblicke lang standen sie schweigend da und blickten auf die versteinerten Drachen.
    »Ob man sie wieder zum Leben erwecken könnte?«, fragte Ben.
    Maja schüttelte den Kopf. »Wie willst du den Mond hierher holen?«
    »Vielleicht würde der Mondtau helfen!« Ben sah Lung fragend an.
    »Der Mondtau?«, fragte Maja.
    »Ja. Du kennst ihn«, antwortete Lung. »Er sammelt sich in jeder Mondnacht auf den blauen Blumen, die unten am See wachsen. Wenn du ihn von den Blättern leckst, kannst du auch am Tag fliegen. Wusstest du das nicht?«
    Maja schüttelte den Kopf.
    »Vergesst es«, sagte Ben. »Wie sollen wir den Tau sammeln, wenn Nesselbrand da unten im See steckt?«
    »Ich habe noch ein paar Tropfen«, sagte Lung. »Aber die würden kaum reichen. Und wer weiß, ob wir sie nicht noch brauchen.«
    »Stimmt!«, murmelte Ben und strich enttäuscht über die Schuppen der versteinerten Drachen.

    NEIN  
     
    »Nein, ich komm nicht raus«, sagte Kiesbart.
    Er saß im Bauch seines Meisters, auf dem goldenen Kästchen, in dem Nesselbrands Herz war, und starrte missmutig in die Brühe hinunter, mit der der goldene Drache verdaute. In stinkenden Schwaden stiegen Dämpfe daraus empor und bissen ihm in die Nase.
    »Komm raus, Panzerputzer!«, brüllte es von oben herab.
    »Nein!«, rief Kiesbart den gewaltigen Schlund hinauf. »Erst versprecht Ihr mir, dass Ihr mich nie wieder verschluckt! Ich bin es nämlich leid. Was ist, wenn ich mal die falsche Röhre erwische? Was, wenn ich nächstes Mal in der Brühe da unten lande?« Schaudernd blickte er hinunter, wo es brodelte und zischte.
    »Rede keinen Blödsinn!«, kam Nesselbrands wütende Stimme von oben. »Ich habe diesen Verräter Fliegenbein tausendmal verschluckt und er hat nie die falsche Röhre

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