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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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sehen? Die Fische?«
    »Ja, ja, genau!« Fliegenbein kicherte nervös. »Die Fische.«
    Schwefelfell kletterte kopfschüttelnd auf Lungs Rücken. »Was der manchmal daherredet«, knurrte sie. »Nicht mal Elfen reden so einen Blödsinn. Und die schwatzen einiges zusammen, wenn die Nacht lang ist.«
    Fliegenbein streckte ihr die spitze Zunge heraus. Ben musste grinsen. »Soll ich den Rucksack offen lassen?«, fragte er den Homunkulus.
    »Nein, nein«, antwortete Fliegenbein, »bindet ihn getrost zu, junger Herr. Ich bin Dunkelheit gewohnt.«
    »Wie du meinst.« Ben verschnürte den Rucksack, kletterte damit auf den Drachenrücken und band sich mit den Riemen an Lungs Zacken fest. Dann zog er seinen Kompass aus der Hosentasche. Wenn sie sich nicht auf Schwefelfells Nase verlassen wollten, würden sie den in den nächsten Tagen und Nächten nötig brauchen. Vor ihnen lagen Hunderte von Meilen Wasser, nichts als Wasser. Es gab keine Küste, an der sie sich orientieren konnten, nur die Sterne, und von denen verstand keiner von ihnen viel.
    »Fertig?«, rief Lung, schüttelte sich ein letztes Mal den Wüstensand von den Schuppen und breitete die Flügel aus.
    »Fertig!«, rief Schwefelfell zurück.
    Da schwang sich Lung in den dunklen Himmel und flog dem Mond entgegen.
    Es war eine schöne Nacht, warm und voller Sterne. Schon bald hatten sie die bergige Küste hinter sich gelassen. Die Dunkelheit verschluckte das feste Land und vor ihnen, hinter ihnen, links und rechts war nichts als Wasser. Ab und zu blinkten die Lichter eines Schiffes unten auf den Wellen. Seevögel flogen vorbei und krächzten erschrocken, wenn sie Lung bemerkten. Es war kurz nach Mitternacht, als Schwefelfell plötzlich einen erschrockenen Schrei ausstieß und sich über den Hals des Drachen beugte.
    »Lung!«, rief sie. »Lung! Hast du den Mond gesehen?« »Was ist mit ihm?«, fragte der Drache.
    Die ganze Zeit hatte er nur auf die Wellen geblickt, aber jetzt hob er den Kopf. Was er sah, ließ seine Flügel bleischwer werden. »Was ist denn los?« Ben lehnte sich erschrocken über Schwefelfells Schulter.
    »Der Mond«, rief sie aufgeregt. »Er färbt sich rot.« Jetzt sah Ben es auch. Ein kupferroter Schimmer überzog den Mond.
    »Was bedeutet das?«, stammelte er verwirrt.
    »Das bedeutet, dass er gleich verschwindet!«, rief Schwefelfell. »Es kommt eine Mondfinsternis, eine schimmelverschuppte, filzige Mondfinsternis! Ausgerechnet jetzt!« Verzweifelt blickte sie hinunter, wo das Meer rauschte und schäumte. Lung flog immer langsamer. Er schlug so matt mit den Flügeln, als hingen unsichtbare Gewichte daran.
    »Du fliegst zu tief, Lung!«, rief Schwefelfell.
    »Ich kann nicht anders!«, rief der Drache müde zurück. »Ich bin schwach wie ein Entenküken, Schwefelfell.« Ben sah hinauf zum Himmel, wo der Mond wie eine rostige Münze zwischen den Sternen hing.
    »Oh, wir haben das schon ein paar Mal erlebt!«, zeterte Schwefelfell. »Aber da waren wir über der Erde! Was machen wir bloß?«
    Lung sank tiefer und tiefer. Schon schmeckte Ben die salzige Gischt auf den Lippen. Da plötzlich, im Schein des letzten roten Lichtschimmers, den der sterbende Mond noch auf die Wellen warf, sah er in der Ferne eine Kette kleiner Inseln aus den Wellen ragen - seltsame Inseln. Bucklig wie versunkene Hügel erhoben sie sich aus dem Wasser.
    »Lung!«, schrie Ben, so laut er konnte.
    Das Rauschen des Meeres riss ihm die Worte von den Lippen, aber der Drache hatte feine Ohren.
    »Da vorne!«, brüllte Ben. »Da vorn sind Inseln. Versuch dort zu landen.«
    Im selben Moment verschlang der schwarze Schatten der Erde den Mond.
    Wie ein angeschossener Vogel stürzte Lung vom Himmel, aber die erste der seltsamen Inseln war schon unter ihm. Fast schien es Ben und Schwefelfell, als wüchse sie ihnen aus dem schäumenden Meer entgegen. Mehr fallend als landend setzte der Drache auf. Seine Reiter riss es fast aus den Riemen. Ben merkte, dass er am ganzen Leib zitterte. Schwefelfell ging es nicht besser. Lung aber ließ sich mit einem Seufzer sinken, faltete die Flügel zusammen und leckte sich das Salzwasser von den Tatzen.
    »Schirmling und Filziger Gelbfuß!« Schwefelfell rutschte mit zittrigen Beinen von Lungs Rücken. »Diese Reise kostet mich hundert Lebensjahre, ach was, fünfhundert, tausend! Brrr!« Sie schüttelte sich und sah den steilen Hang hinunter, an dem sich die schwarzen Wellen brachen. »Das hätte ein teuflisches Bad werden können.«
    »Ich versteh das

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