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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Gedanken versunken stand er da.
    »Ich wüsste wirklich gern, wo dieses Ungeheuer ist«, knurrte Schwefelfell. »Es gefällt mir gar nicht, dass es einfach so auftaucht und wieder verschwindet.«
    Die Schlange senkte den Kopf, bis ihre Zunge Schwefelfells spitze Ohren kitzelte.
    »Das Ungeheuer ist mit den Mächten des Wassers im Bund, Kobold«, zischte sie. »Alle Drachen können schwimmen, obwohl sie Wesen des Feuers sind, aber dieser beherrscht das Wasser. Es ist sein Diener, mehr als es der meine ist. Ich habe diesen Drachen nie wieder gesehen, aber manchmal spüre ich eine Kälte durch die tiefsten Tiefen des Meeres ziehen. Dann weiß ich, dass er auf der Jagd ist, der Drache mit dem goldenen Panzer.«
    Lung schwieg immer noch. »Golden«, murmelte er. »Er war golden. Schwefelfell, erinnert dich das an etwas?«
    Verblüfft blickte das Koboldmädchen ihn an. »Nein, an was denn? Doch, Moment mal ...«
    »Der alte Drache!«, sagte Lung. »Er hat uns vor dem Goldenen gewarnt. Damals, bevor wir aufbrachen. Das ist seltsam, oder?«
    Plötzlich schlug Ben sich gegen die Stirn. »Golden!«, rief er. »Genau! Goldene Schuppen!« Hastig öffnete er den Rucksack. »Entschuldigung, Fliegenbein«, sagte er, als der Homunkulus verschlafen den Kopf aus seinen Sachen steckte. »Ich such nur meinen Beutel. Wegen der Schuppe.«
    »Wegen der Schuppe?« Mit einem Schlag war der Homunkulus hellwach.
    »Ja, ich will sie der Schlange zeigen.« Ben zog das goldene Ding vorsichtig zwischen seinen anderen Andenken hervor. Fliegenbein schob sich beunruhigt aus seinem warmen Versteck. »Was für eine Schlange?«, fragte er, lugte aus dem Rucksack - und verschwand mit einem Schreckensschrei wieder zwischen Bens Pullovern.
    »He, Fliegenbein!« Ben zog ihn am Kragen wieder heraus. »Du brauchst keine Angst zu haben. Sie ist ziemlich groß, aber ganz freundlich. Ehrenwort.«
    »Freundlich?«, muffelte Fliegenbein und grub sich, so tief es ging, ein. »Bei ihrer Größe ist selbst Freundlichkeit gefährlich.«
    Die Seeschlange schob neugierig ihren Kopf näher. »Was willst du mir zeigen, kleiner Mensch?«, fragte sie. »Und was wispert da in deinem Beutel herum?«
    »Och, das ist bloß Fliegenbein«, antwortete Ben. Vorsichtig stellte er sich auf Lungs Rücken und hielt der Schlange die offene Hand mit der Schuppe hin. »Sieh mal! Könnte das eine Schuppe von dem Riesendrachen sein?«
    Die Schlange beugte sich so dicht über Bens Hand, dass ihre Zungenspitze seinen Arm kitzelte. »Ja«, zischte sie. »Das könnte sie. Press sie gegen meinen Hals.«
    Ben sah sie erstaunt an, aber er tat, was sie wünschte.
    Als die Goldschuppe den schillernden Hals der Schlange berührte, erschauderte sie am ganzen Leib, so sehr, dass Lung fast von ihrem Rücken rutschte.
    »Ja«, zischte sie. »Das ist eine Schuppe dieses Ungeheuers. Sie brennt wie Eis, obwohl sie aussieht wie warmes Gold.«
    »Sie ist immer eiskalt«, sagte Ben. »Selbst wenn man sie in die Sonne legt. Ich hab's ausprobiert.«
    Vorsichtig steckte er sie zurück in den Beutel. Von Fliegenbein war nichts zu sehen.
    »Schöner Vetter«, die Schlange wandte sich dem Drachen zu. »Du solltest gut auf dein Menschlein achten. Es ist nicht ungefährlich, etwas zu besitzen, das einem so räuberisch wilden Wesen gehört. Vielleicht fordert es sein Eigentum irgendwann zurück. Auch wenn es nur eine seiner Schuppen ist.«
    »Du hast Recht.« Lung drehte sich beunruhigt zu Ben um. »Vielleicht solltest du die Schuppe ins Meer werfen.«
    Aber Ben schüttelte den Kopf. »Ach nein, bitte«, sagte er. »Ich möchte sie behalten, Lung. Sie ist doch ein Geschenk, verstehst du? Außerdem, woher soll dieses Ungeheuer wissen, dass ich sie habe?«
    Lung nickte nachdenklich. »Das stimmt. Woher soll er es wissen?« Er sah zum Mond hinauf. Ein leichter rostig roter Schimmer leuchtete dort, wo er verschwunden war.
    »Ja, der Mond kehrt bald zurück«, sagte die Schlange, als sie Lungs Blick bemerkte. »Willst du dich wieder in die Luft schwingen, feuriger Vetter, oder soll ich euch auf meinem Rücken übers Meer tragen? Dann müsstest du mir allerdings verraten, wo euer Ziel liegt.«
    Überrascht blickte Lung sie an. Seine Flügel waren immer noch schwer und seine Glieder so müde, als hätte er seit Jahren nicht geschlafen.
    »O ja, komm«, sagte Ben und legte ihm die Hand auf die Schuppen. »Lass sie uns tragen. Sie verirrt sich bestimmt nicht und du kannst dich ausruhen, ja?«
    Lung drehte den Kopf zu

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