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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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ein Krummschnabel uns folgt. Langsam glaube ich, was die weiße Ratte gesagt hat. Dass irgendjemand diese Raben schickt. Was ist, wenn das goldene Ungeheuer dahinter steckt? Was ist, wenn die Raben seine Spione sind?«
    »Ich weiß nicht«, Ben kniff die Augen zusammen. »Hört sich ziemlich verrückt an.«
    »Und was ist mit den Raben, die den Mond verdunkelt haben?«, fragte Schwefelfell. »Damals, als die Drachen fliehen wollten? Es waren doch Raben, oder, Schlange?«
    Die Seeschlange nickte. Sie schwamm langsamer. »Schwarze Vögel mit roten Augen«, zischte sie. »Noch heute sieht man sie manchmal an der Küste.«
    »Hörst du?« Ärgerlich biss Schwefelfell sich auf die Lippen. »Schwärzender Saftling. Wenn ich bloß einen Stein hätte! Ich würde diesen schwarz gefiederten Kerl schon verjagen!«
    »Ich hab einen Stein«, sagte Ben. »In meinem Rucksack. In dem Beutel mit der Schuppe. Die Steinzwerge haben ihn mir geschenkt. Aber er ist ganz klein.«
    »Macht nichts.« Schwefelfell sprang auf und balancierte über den Rücken der Schlange zu Lung zurück.
    »Aber wie willst du einen Stein so hoch werfen?«, fragte Ben, als sie mit seinem Rucksack zurückkam.
    Schwefelfell kicherte nur. Sie kramte in Bens Rucksack herum, bis sie den Beutel fand. Der Stein war wirklich klein. Kaum größer als ein Vogelei.
    »He!« Fliegenbein schob besorgt die spitze Nase aus dem Rucksack. »Was hast du mit dem Stein vor, Pelzgesicht?«
    »Ich will einen Raben loswerden.« Schwefelfell spuckte ein paar Mal auf den Stein, verrieb die Spucke - und spuckte noch einmal. Ben sah ihr verwundert zu.
    »Du solltest das lassen«, wisperte Fliegenbein über den Rucksackrand. »Raben nehmen so etwas sehr übel.«
    »Ach ja?« Schwefelfell zuckte die Schultern und warf den Stein spielerisch von einer Pfote in die andere.
    »Wirklich!« Fliegenbeins Stimme wurde so schrill, dass Lung den Kopf hob und Ben den Homunkulus überrascht ansah. Selbst die Seeschlange blickte sich zu ihnen um.
    »Raben ...«, stammelte Fliegenbein, »Raben sind nachtragend ... rachsüchtig ... jedenfalls die, die ich kenne.«
    Schwefelfell blickte ihn misstrauisch an. »Ach, kennst du denn so viele?«
    Fliegenbein zuckte zusammen.
    »Ei ..., ei ..., eigentlich nicht«, stammelte er. »Aber, aber - ich habe so etwas gehört.«
    Schwefelfell schüttelte nur verächtlich den Kopf und blickte hinauf zum Himmel. Der Rabe war näher gekommen. Immer tiefer zog er seine Kreise. Ben konnte seine kleinen Augen deutlich sehen. Sie waren rot.
    »He, Schwefelfell«, sagte er verblüfft. »Der Rabe hat rote Augen.«
    »Rot? So so.« Schwefelfell wog den kleinen Stein ein letztes Mal in der Pfote. »Das gefällt mir wirklich nicht. Nein. Der Bursche muss weg.«
    Blitzschnell holte sie aus und warf den Stein in den Himmel. Schnurgerade flog er auf den Raben zu, traf ihn am rechten Flügel - und blieb wie eine Klette an seinen Federn haften. Mit erbostem Krächzen flatterte der schwarze Vogel auf und ab, schlug heftig mit den Flügeln und trudelte über den Himmel, als habe er die Orientierung verloren.
    »So!«, sagte Schwefelfell zufrieden. »Der ist fürs Erste mit sich selbst beschäftigt.«
    Ben beobachtete mit ungläubigem Staunen, wie der Rabe immer aufgeregter nach seinem Flügel hackte, bis er schließlich trudelnd das Weite suchte. Bald war er nur noch ein Punkt in der Ferne. Schwefelfell kicherte.
    »Es geht doch nichts über Koboldspucke«, sagte sie und lief zurück zu Lung, um in seinem Schatten ein bisschen zu schlafen. Die Seeschlange senkte den Hals zurück ins kühle Wasser und Ben setzte sich wieder unter ihren Kamm, um ihren Geschichten zu lauschen. Fliegenbein aber hockte mit bleichem Gesicht in Bens Rucksack und dachte voll Verzweiflung daran, dass auch der Rabe ganz genau wusste, wie man den Meister rief.

    NESSELBRANDS ZORN  
     
    Nesselbrand war wütend. Sein stacheliger Schwanz peitschte den Wüstensand, bis Wolken von gelbem Dunst ihn umgaben und Kiesbart hustend zwischen seinen Hörnern kniete.
    »Aaargh!«, brüllte er, während seine riesigen Tatzen über die Dünen der Großen Wüste stapften. »Was, Teufel und Höllenschleim, hat mir dieser spinnenbeinige Dummkopf erzählt? Einen Tagesmarsch entfernt von der Oase sollen sie sich verstecken? Pah! Warum bin ich dann schon mehr als zwei Tage unterwegs und laufe mir die Krallen ab in diesem heißen Sand?« Schnaufend blieb er auf dem Kamm einer Düne stehen und blickte über die Wüste. Seine roten

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