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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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gesprochen.«
    »Das solltest du auch weiterhin tun«, sagte Subaida Ghalib.
    Erstaunt drehte Fliegenbein sich zu ihr um.
    »Vielleicht kannst du deinen Verrat selbst wieder gutmachen«, erklärte die Drachenforscherin.
    »Ja, genau dasselbe habe ich auch gerade gedacht, Subaida!« Barnabas Wiesengrund schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Fliegenbein könnte so etwas wie ein Doppelagent werden. Was hältst du davon, Vita?«
    Seine Frau nickte. »Keine dumme Idee.«
    »Dopplargent? Was ist das?«, fragte Schwefelfell.
    »Ganz einfach! Fliegenbein tut so, als ob er immer noch Nesselbrands Spion ist«, erklärte Ben ihr. »Aber in Wirklichkeit ist er unserer. Verstehst du?«
    Schwefelfell runzelte nur die Stirn.
    »Na klar! Fliegenbein könnte ihn weiter von eurer Spur ablenken!«, rief Guinever. Gespannt sah sie den Homunkulus an. »Würdest du das tun? Ich mein, ist es nicht zu gefährlich?«
    Fliegenbein schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein«, antwortete er. »Aber ich fürchte, Nesselbrand weiß längst, dass ich ihn verraten habe. Ihr vergesst die Raben.«
    »Pah, die sind wieder Krebse«, sagte Schwefelfell mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Er hat mehr Raben als die zwei, Pelzgesicht«, erwiderte Fliegenbein schnippisch. »Zum Beispiel den, mit dem du über dem Meer dein Steinchenspiel gespielt hast. Er war mein Reitvogel und er war ohnehin schon sehr misstrauisch. Dein Steinwurf wird ihn sehr verärgert haben.«
    »Na und?«, knurrte Schwefelfell.
    »Ja, hast du denn wahrhaftig nichts als Pelz im Kopf?«, rief Fliegenbein. »Kannst du dir nicht vorstellen, dass er in seinem Ärger vielleicht meinen alten Meister aufsucht? Meinst du nicht, dass es Nesselbrand misstrauisch machen wird, wenn er von Rabe erfährt, dass wir auf dem Rücken einer Seeschlange das Arabische Meer überquert haben? Obwohl ich ihm erzählt habe, dass die Drachen sich in einer Wüste verbergen, die viele tausend Kilometer weiter westlich liegt?«
    »Oh!«, murmelte Schwefelfell und kratzte sich hinter den Ohren.
    »Nein!« Fliegenbein schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, dass ich mich wieder bei ihm melde. Unterschätzt Nesselbrand nicht!« Der Homunkulus schauderte und blickte Lung an, der besorgt auf ihn hinabsah. »Ich weiß nicht, warum du den Saum des Himmels suchst, aber ich glaube, du solltest umkehren. Sonst führst du euren größten Feind vielleicht ans Ziel seiner bösen Träume.«
    Lung erwiderte schweigend Fliegenbeins Blick. Dann sagte er: »Ich bin auf diese lange Reise gegangen, um eine neue Heimat zu suchen, für mich und die Drachen, die vor langer, langer Zeit vor Nesselbrand und den Menschen nach Norden geflohen sind. Wir hatten dort eine Heimat, ein abgelegenes Tal, feucht und kalt, aber wir konnten dort in Ruhe leben. Jetzt wollen die Menschen es haben. Der Saum des Himmels ist unsere einzige Hoffnung. Wo sonst soll ich noch einen Ort finden, der nicht den Menschen gehört?«
    »Also deshalb bist du hier«, sagte Subaida Ghalib leise. »Deshalb suchst du den Saum des Himmels, wie mir Barnabas berichtet hat.« Sie nickte. »Ja, der Himalaja, in dem sich dieser geheimnisvolle Ort angeblich verbirgt, gehört wirklich nicht den Menschen. Vielleicht habe ich den Saum des Himmels deshalb nicht gefunden. Weil ich ein Mensch bin. Ich glaube, du könntest es. Aber wie verhindern wir, dass Nesselbrand dir dorthin folgt?«
    Barnabas Wiesengrund schüttelte ratlos den Kopf. »Zurück nach Hause kann Lung auch nicht«, murmelte er. »Sonst lockt er Nesselbrand zu den Drachen im Norden. Das ist wirklich eine verteufelte Situation, mein Freund!«
    »Ja, zweifellos!« Subaida Ghalib seufzte. »Aber ich glaube, alles musste so kommen. Ihr habt die alte Geschichte vom Drachenreiter noch nicht zu Ende gehört. Folgt mir, ich will euch etwas zeigen, vor allem dir, Drachenreiter.«
    Dann nahm sie Ben an der Hand und zog ihn hinter sich her - in das halb verfallene Grabmal ...

NESSELBRAND ERFÄHRT ALLES  
     
    »Spuck!«, fauchte Nesselbrand. »Nun spuck schon, du nichtsnutziger Zwerg!« Mit zuckendem Schwanz saß er zwischen den Dünen, um sich her die Berge von Sand, aus denen Kiesbart ihn befreit hatte. Es war Nesselbrands Glück, dass Steinzwerge das Graben gewöhnt sind. Kiesbart sammelte mühsam einen Tropfen Spucke in seinem trockenen Mund und spuckte ihn mit spitzen Lippen in die Schüssel, die er aus der zerbissenen Kaktee geschnitzt hatte.
    »Das wird nichts, Euer Goldheit!«,

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