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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Spinnenbein von meinem furchtbaren Ende in der Wüste erzählen.«
    »Eurem was?«, fragte Kiesbart entgeistert.
    »Ich bin verrostet, du Dummkopf!«, schnauzte Nesselbrand ihn an. »Verrostet, versandet, verschüttet, vertrocknet, denk dir aus, was du willst. Nur wahr muss es klingen, so wahr, dass der kleine Verräter vor Freude hüpft und uns ahnungslos zu unserer Beute führt.«
    »Aber«, Kiesbart zog sich keuchend auf den riesigen Kopf seines Meisters. »Wie wollt Ihr das Spinnenbein wieder finden?«
    »Das lass meine Sorge sein«, antwortete Nesselbrand. »Ich habe da so eine Ahnung, wohin der Silberdrache unterwegs war. Aber jetzt brauchen wir erst einmal einen schönen großen Wasserspiegel für deine Lügengeschichte. Und wenn du es nicht so machst, dass er jedes Wort glaubt«, Nesselbrand verzog sein Maul zu einem scheußlichen Lächeln, »dann fress ich dich, Zwerg.« Kiesbart zuckte zusammen.
    Nesselbrand tunkte eine schwarze Kralle in das Pfützchen aus Spucke - und verschwand wie ein Spuk aus der Großen Wüste. Nur die Abdrücke seiner gewaltigen Pranken blieben im Sand zurück. Und Kiesbarts Staubwedel. Aber beides deckte der Wüstenwind schon bald für immer zu.

    DIE RÜCKKEHR DES DRACHENREITERS
     
    Es war dunkel im Grabmal des Drachenreiters, obwohl draußen die Mittagssonne auf das Land brannte. Nur ein paar staubige Strahlen drangen durch die Mauerritzen und fielen auf die seltsamen Muster, die die Wände des Grabmals schmückten. Der Raum unter der gemauerten Kuppel war so groß, dass selbst Lung sich darin umdrehen konnte. Ein fremder, schwerer Duft stieg von welken Blättern auf, die den Boden rings um einen steinernen Sarkophag bedeckten.
    »Sieh her«, sagte Subaida Ghalib und zog Ben darauf zu. Die trockenen Blätter knisterten unter ihren Füßen. »Siehst du die Schriftzeichen?« Die Drachenforscherin strich mit der Hand über die Steinplatte, die den Sarkophag bedeckte. Ben nickte.
    »Ich habe sehr lange gebraucht um sie zu entziffern«, fuhr Subaida fort. »Viele Zeichen waren zerfressen vom salzigen Meereswind. Und niemand unten im Dorf wusste, was hier geschrieben stand. Keiner erinnerte sich an die alten Geschichten. Nur mit der Hilfe zweier sehr alter Frauen, denen ihre Großmütter vom Drachenreiter erzählt hatten, gelang es mir, die vergessenen Worte wieder zum Leben zu erwecken - und als ich dich und Schwefelfell heute auf Lungs Rücken ins Dorf reiten sah, wurden sie für einen Augenblick Wirklichkeit.«
    »Was steht denn da?«, fragte Ben. Sein Herz hatte wild geklopft, als Frau Ghalib ihn mit sich in die Grabkammer gezogen hatte. Er mochte keine Friedhöfe. Sie machten ihm Angst und nun stand er mitten drin in einem Grab. Aber der Duft, der von den Blättern aufstieg, beruhigte ihn.
    »Hier steht«, antwortete Subaida Ghalib und fuhr mit ihren beringten Fingern über die halb verwitterten Zeichen, »dass der Drachenreiter zurückkehren wird, in Gestalt eines Jungen, dessen Haut so blass ist wie der Vollmond, um seine Freunde, die Drachen, vor einem großen Feind zu retten.«
    Ungläubig blickte Ben auf den Sarkophag. »Das steht da? Aber ...«, er sah sich ratlos nach dem Professor um.
    »Hat das damals eine Wahrsagerin verkündet?«, fragte Barnabas Wiesengrund.
    Subaida Ghalib nickte. »Sie war dabei, als der Drachenreiter starb. Manche sagen sogar, dass es seine eigenen Worte waren.«
    »Wiederkommen? Aber er war doch ein Mensch, oder?«, fragte Schwefelfell. Sie kicherte. »Ihr Menschen kommt nicht wieder aus dem Anderland. Ihr verlauft euch dort. Ihr verlauft euch oder vergesst die Welt, aus der ihr gekommen seid.«
    »Wie willst du wissen, ob das für alle Menschen gilt?«, fragte Subaida Ghalib. »Ich weiß. Du kannst die andere Welt betreten, sooft du willst. Alle Fabelwesen können das. Außer denen, die eines gewaltsamen Todes sterben. Aber einige Menschen glauben, dass auch wir den Tod nur ein bisschen besser kennen lernen müssen um zurückzukehren, wenn wir wollen. Also, wer weiß, vielleicht steckt wirklich etwas von dem alten Drachenreiter in Ben.«
    Der Junge sah unbehaglich an sich herunter.
    »Ach was!« Schwefelfell kicherte spöttisch. »Wir haben ihn zwischen Kisten gefunden. Zwischen Pappkartons und Kisten, auf der anderen Seite der Welt und er wusste nichts von Drachen und Kobolden, gar nichts.«
    »Das stimmt«, sagte Lung. Er beugte seinen Hals über Bens Schulter. »Aber er ist ein Drachenreiter geworden, Schwefelfell, ein echter

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