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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Morgen«, sagte Jim.
    »Er ist ganz gut«, sagte Aragh. »Hast wohl die ganze Nacht dort drinnen zugebracht?«
    »Nun, ja«, antwortete Jim.
    »Wie's beliebt«, sagte Aragh grimmig. »Aber du wirst nie erleben, daß ich in eine von diesen Kisten gehe.«
    »Bist du überhaupt nicht hineingegangen?«
    »Natürlich nicht«, brummte der Wolf. »Dieses Zeug ist nur was für die Menschen. Sind irgendwie weichlich, diese Menschen, Gorbash, selbst wenn sie, wie dieser Ritter und der Bogenschütze durchaus ihren Mann stehen. Ich meine nicht nur körperlich weichlich, sondern im Geist. So ein Mensch braucht zehn Jahre, um selbst für sich sorgen zu können, und darüber kommen sie nie hinweg. Sie erinnern sich daran, daß sie gehätschelt und gefüttert und versorgt wurden; und später versuchen sie, sobald sie die Gelegenheit dazu bekommen, alles so einzurichten, daß sie noch ein wenig mehr verhätschelt und umsorgt werden. Wenn sie dann alt und schwach werden, sind sie sonst zu nichts mehr zu gebrauchen – nur wieder zum Verhätscheln und Versorgtwerden. Nichts für mich, Gorbash! Die erste Warnung, daß ich schwach werde, werde ich bekommen, wenn mir jemand, der dazu eigentlich nicht in der Lage sein dürfte, die Kehle herausreißt!«
    Jim zuckte leicht zusammen. Diese Einschätzung der menschlichen Natur im Verein mit seinem Schuldgefühl wegen der Orgie der letzten Nacht traf ihn härter, als es sonst der Fall gewesen wäre. Dann fiel ihm etwas ein.
    »Du mochtest es aber doch ganz gerne, als dich Danielle gestern hinter den Ohren gekrault hat«, sagte er.
    »Das hat sie von sich aus gemacht. Ich habe sie nicht darum gebeten«, erwiderte Aragh barsch. »Hah, warte nur, bis sie dich am Wickel hat!«
    »Mich am Wickel hat?«
    Araghs Maul öffnete sich zu seinem lautlosen Wolfsgrinsen.
    »Ich kenne sie. Du mit deinem Unsinn, du habest eine menschliche Dame, Gorbash! Jetzt hast du zwei!«
    »Zwei?« fragte Jim. »Ich glaube, das bildest du dir nur ein.«
    »Wirklich? Geh und sieh selbst. Sie ist gleich dort drüben, zwischen den Bäumen, zusammen mit dem Bogenschützen.«
    Jim blickte in die Richtung, in die Araghs Schnauze wies.
    »Das tue ich vielleicht«, sagte er.
    »Viel Glück!« gähnte Aragh und legte sich in die Sonne, den Kopf auf den Vorderpfoten, die Augen geschlossen.
    Jim ging zu der Stelle, die Aragh ihm bezeichnet hatte. Als er in den Schatten der ersten, großen Bäume trat, sah er niemanden. Dann fingen seine Drachenohren ein wenig weiter weg ein Stimmengemurmel auf, das für seine menschlichen unhörbar gewesen wäre. Er fühlte sich wie ein Lauscher an der Wand, schlich aber doch vorsichtig den Stimmen nach und blieb stehen, sobald die Sprecher in Sicht kamen.
    Sie standen in einer kleinen Öffnung zwischen den Bäumen. Das Gras unter ihren Füßen, das Sonnenlicht auf ihnen, und die großen Ulmen rundherum, all das ergab ein Bild, das fast unglaublich vollkommen war. Danielle in ihren Kniehosen und ihrem Wams sah aus, als sei sie gerade einem Sagenbuch entstiegen; und Dafydd, der neben ihr stand, war kaum weniger eindrucksvoll.
    Der Bogenschütze hatte seinen Bogen und seinen Köcher voll langer Pfeile bei sich – Jim bekam langsam den Eindruck, daß diese beiden Gegenstände nie mehr als eine Armeslänge von Dafydd entfernt waren, selbst wenn er schlief. Danielle jedoch hatte ihren eigenen Bogen und die Pfeile anderswo gelassen. Sie trug keine Waffe außer dem Messer an ihrem Gürtel; allerdings war dieses mit seiner zwanzig Zentimeter langen Scheide, die eine beinahe ebenso lange Klinge erkennen ließ, sicher nicht zu vernachlässigen.
    »… Schließlich«, sagte sie gerade, »seid Ihr nur ein gewöhnlicher Bogenschütze.«
    »Nicht gewöhnlich, Fräulein«, sagte Dafydd sanft. »Seht, das müßtet eigentlich selbst Ihr anerkennen.«
    Er überragte sie. Danielle war groß, aber Dafydd war noch ein gutes Stück größer. Jim hatte die Größe des Walisers noch nicht richtig einschätzen können, als er ihn sitzend im Wirtshaus sah. Grottwold mochte ebenso groß gewesen sein; aber von der reinen Länge abgesehen gab es keinerlei Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern. Dafydd war ebenso aufrecht und geschmeidig wie sein Bogen, und seine Schultern waren so breit wie die Vordertür des Wirtshauses. Sein Gesicht war eines von denen, die man gewöhnlich als ›gemeißelt‹ beschreibt – gerade Nase, kantiges Kinn, ruhiger Blick, aber alles ohne die schwere Knochenstruktur, wie etwa Brian sie hatte.

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