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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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waren, ihn zu finden, wenn dieser nicht direkt in Sicht war.
    Jim gab es auf und setzte sich allein in die Dunkelheit. Hinter ihm waren die Geräusche, die Gerüche und der Lichtschein des Wirtshauses. Vor ihm war die dichte Schwärze der Bäume, und über ihm ein stark bewölkter Himmel, durch den dann und wann, tief im Westen, der schwache Schein des verdeckten Mondes milchig drang. Bald würde der Mond untergehen, und dann würde es gar kein Licht mehr geben.
    Es war gut möglich, daß er am Ende dieses Tages, der jetzt kurz vor der Dämmerung stand, nicht mehr lebte. Der Gedanke löste keine besondere Angst in ihm aus, steigerte aber das Gefühl der Schwermut. Wenn er verletzt werden konnte, wie es bei dem Scharmützel im Dorf geschehen war, konnte er auch schwer verwundet oder gar getötet werden. In diesem Fall würde er hier sterben, unmöglich weit entfernt von allem, womit er sich je identifiziert hatte. Niemand würde auch nur von seinem Tod erfahren. Selbst Angie, angenommen sie überlebte den Verhaßten Turm und die Dunklen Mächte, von denen Carolinus gesprochen hatte, würde wahrscheinlich niemals erfahren, was mit ihm geschehen war. Vielleicht wurde er nicht einmal vermißt…
    Er versank immer tiefer in einer Art wollüstigen Selbstmitleids, als er bemerkte, daß er nicht mehr auf dem Boden saß. Statt dessen lag er dort, war gerade dabei, sich auf den Rücken zu rollen, die Flügel zu spreizen und sich auf der rauhen, sandigen Erde hin und her zu wälzen. In seinem Bewußtsein erklang das Echo von Danielles Worten und hielt ihn gerade noch zurück: »Wälzt Euch nicht im Dreck, Sir James!«
    Damals hatte er sich verwundert gefragt, wie sie auf den Gedanken käme, er würde sich jemals im Dreck wälzen wollen. Jetzt verstand er. Als er an seine Schrammen dachte, hatte sich auch sein Unterbewußtsein an sie erinnert. Am Tag nachdem er sie empfangen hatte, hatten sie wie kleine Rasierverletzungen gebrannt; aber er hatte sie mit der Zeit nicht mehr beachtet, und so waren sie ihm aus dem Bewußtsein entschwunden. Jetzt erkannte er jedoch, daß sie heilten; und während dieses Vorgangs hatte sich ein neues Gefühl entwickelt: sie juckten.
    Ein ordentliches Abschrubben an der rauhen Erde wäre eine befriedigende Möglichkeit, diese juckenden Stellen zu kratzen. Natürlich würden dabei nicht nur die Schrammen aufgerissen, sondern es würden auch Schmutz und infizierende Keime hineingerieben werden.
    Er setzte sich wieder auf. Natürlich hatte Danielle recht. Das Schlimme war nur, daß sich das Jucken jetzt, da er es bemerkt hatte, so sehr verstärkte, als sei es bewußt entschlossen, ihn auf teuflische Weise zum Wahnsinn zu treiben. Er zwang seinen Körper auf alle vier Beine. Wenn Brian unbeweglich stehenbleiben konnte, während eine Hummel in seinem Helm herumsurrte, sollte er doch wenigstens fähig sein, das bißchen Jucken zu ignorieren.
    Jetzt, da er wieder auf den Beinen stand, konnte er den kommenden Tag riechen – es war kein Duft, der sich genau beschreiben ließ, sondern eine allgemein feuchte, frische Veränderung in dem Nachtwind, der in seine Richtung blies. Seine Ohren vernahmen das schwache Geräusch von Pfoten auf der Erde, und plötzlich stand Aragh vor ihm.
    »Alles wach dort drinnen?« brummte der Wolf leise. »Zeit, daß es losgeht!«
    »Ich werde Bescheid sagen.«
    Jim wandte sich der Wirtshaustür zu; aber im gleichen Augenblick öffnete sie sich, und Giles streckte den Kopf heraus.
    »Sir James?« fragte er leise. »Habt Ihr den Wolf gesehen?«
    »Hat er«, fauchte Aragh. »Ich bin hier. Warum flüstert Ihr, Herr Geächteter?«
    Giles zog den Kopf zurück und schloß die Tür ohne zu antworten. Er hatte eigentlich nicht geflüstert. Nur seine Stimme war gedämpft gewesen – wie Araghs Stimme eine Sekunde zuvor. Fast sofort öffnete sich die Tür wieder, und Giles kam mit seinen Unterführern heraus, gefolgt von Danielle.
    »Schankwirt Dick zieht gerade seine Rüstung an und spannt die Pferde ein«, berichtete sie ihrem Vater. »Seine Leute haben den Karren schon beladen. Sir Brian ist noch bei ihm, drüben in den Ställen.«
    »Gut. Jack, sag bitte dem Ritter, daß wir bereit sind«, bat Giles. »Die übrigen versammeln ihre Leute.«
    Jack ging das Gebäude entlang zu den Ställen; die anderen Unterführer traten in die Dunkelheit hinaus, dorthin, wo die Mannschaften ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Fünfzehn Minuten später waren sie unterwegs. Brian auf Blanchard, Giles auf einem

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