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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sprechen. Zunächst einmal solltet Ihr, Raoul, die anderen hinsichtlich der englischen und französischen Streitkräfte auf den neuesten Stand bringen.«
    »Die Lage entspricht ganz den Erwartungen«, sagte Raoul. Er klang ein wenig bitter. »Die englischen Ritter konnten nicht lange stillsitzen. Alsbald wurden sie des Trinkens und Streitens müde und marschierten gegen unseren französischen König, ohne das Eintreffen der restlichen Armee und zumal des Großteils der Berittenen und der Bogenschützen abzuwarten. Kurz nachdem Ihr, Sir Brian, Brest verlassen hattet, begannen sie damit, plündernd und brandschatzend in östlicher Richtung quer durch unser schönes Frankreich hindurch auf Tours, Orleans und Paris vorzurücken.«
    »In welcher Stärke?« entschlüpfte es Sir Brian.
    »Viertausend Berittene und etwa viertausend Bogenschützen und Bewaffnete. So sagte man mir jedenfalls«, antwortete Sir Raoul.
    »Und wie viele Bogenschützen für sich genommen?« erkundigte sich Dafydd leise.
    Sir Raoul tat die Frage mit einer Handbewegung ab.
    »Die genaue Zahl kenne ich nicht«, sagte er. »Sie liegt irgendwo zwischen ein- und zweitausend, glaube ich. Die Hälfte der Armee« – auf einmal klang er so, als wollte er mitten im Satz ausspucken – »besteht natürlich aus Prahlhälsen!«
    In die darauffolgende Stille hinein fuhr Sir Raoul fort:
    »Aber unser braver König Jean hat seinerseits eine aus loyalen Franzosen bestehende und mehr als zehntausend Mann zählende Streitmacht um sich geschart und rückt in diesem Moment nach Süden auf die englische Armee vor, um sich mit ihr zu messen. Mittlerweile dürfte er Cheateaudun bereits hinter sich gelassen haben und befindet sich möglicherweise schon in Vendome. Wenn Ihr Euren Prinzen zur englischen Armee schaffen wollt, bevor Franzosen und Engländer aufeinandertreffen, müßt Ihr Euch beeilen.«
    »Und die französischen Streitkräfte?« fragte Brian erneut. »Gehören ihnen auch Bogen- oder Armbrustschützen an?«
    »Die genaue Zahl kenne ich nicht«, sagte Sir Raoul, wiederum mit einer geringschätzigen Handbewegung. »Hinlänglich viele Genueser Armbrustschützen, nehme ich an. Im Unterschied zu Euch Engländern verlassen wir Franzosen uns nämlich nicht auf Söldner.«
    »Zu Eurem großen Nachteil, zumal was die Bogenschützen angeht«, warf Dafydd mit sanfter Stimme ein.
    »Darüber wollen wir nicht streiten«, sagte Sir Raoul. »Ich möchte Euch daran erinnern, daß ich bei der Armee wäre, wenn es nicht um Malvinne ginge. Dies ist der einzige Grund, weshalb ich mich mit einer ungeliebten Nation gegen meinen König und mein Volk verbünde. Malvinne muß zum Wohle Frankreichs Einhalt geboten werden, komme was da wolle, sonst wird Frankreich untergehen.«
    »Das ist nun wirklich eine seltsame Bemerkung, Sir Raoul«, sagte Brian. »Ich wüßte nicht, weshalb einem Magier eine solche Bedeutung zukommen sollte.«
    »Und zwar deshalb, weil Ihr nichts begreift!« blaffte Sir Raoul. »Aber wenn Ihr wüßtet…«
    »Ich glaube, ich sollte nun mit den Erklärungen fortfahren.« Carolinus alte, aber gebieterische Stimme unterbrach den Redefluß des französischen Ritters. »Es geht hier um Dinge, über die Ihr alle Bescheid wissen solltet. Wie ich James einmal sagte, ist die Zeit für einen meiner Vorträge gekommen. Ich rate Euch dringend, stillzusitzen und mir zuzuhören – und Euch das Gehörte genau einzuprägen. Besonders Ihr, Edward. Denn Ihr vor allem müßt Eure Schlüsse daraus ziehen.«
    Er hatte mit einem eigentümlichen Ernst über die flackernden Flammen des Lagerfeuers hinweg gesprochen. Eine tiefe Stille senkte sich herab, allerdings hatte Jim den Eindruck, daß Carolinus daran nicht ganz unbeteiligt war. Er hatte sie nicht bloß gebeten, ihm zuzuhören, er hatte sie dazu gezwungen.
    Carolinus schwieg einen Moment. Er hob einen Stock auf und stocherte im Feuer herum, so daß Funken in die Dunkelheit emporstoben.
    »Was die Magie und diejenigen angeht, welche diese Kunst ausüben«, begann er langsam, »so gibt es Dinge, die Ihr niemals ganz begreifen werdet, und normalerweise bestünde dazu auch keine Notwendigkeit. Doch nun seid Ihr an einem Punkt angelangt, da Ihr Euch zumindest ansatzweise damit vertraut machen müßt.«
    Ein Schauder lief Jim über den Rücken. Carolinus blickte ins Feuer, und seine Stimme klang kühl und sachlich, dennoch übten seine Worte eine seltsame Macht aus, die sie alle enger zusammenrücken ließ.

30
     
    Unvermittelt erhob

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