Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Preis für das Gewonnene aufgegeben haben, und dies ist ein Riß, in dem die Ranke des Bösen Fuß zu fassen vermag. Noch nie hatten die Dunklen Mächte bei wahrhaft großen Magiern Erfolg, abgesehen von Nivene, die Merlin beschwatzte, ihr den Zauberspruch zu verraten, der ihn in einem großen Baumstamm einsperren würde – bis dieser nachgab und sie den Zauber auf ihn anwandte und noch mehr Böses in der Welt freisetzte.
Doch diejenigen, die nur annähernde Größe besitzen und bereits über gewaltige Kräfte und große Weisheit verfügen – denen setzt die Versuchung heftig zu, denn sie besitzen bereits soviel, daß sie sich gut vorstellen können, noch mehr zu besitzen.«
Als sein Blick auf Jim fiel, wurde sein Tonfall wieder milder.
»Aus diesem Grund wird aus James auch niemals ein wahrhaft großer Magier werden«, sagte Carolinus. »Er ist durch die Liebe, die er in sich verspürt und die teilweise schon existierte, bevor er mit der Magie in Berührung kam, bereits zu sehr mit der Außenwelt verwoben.«
Sein Tonfall wurde wieder härter.
»Aber das ist nebensächlich«, fuhr er fort. »Der springende Punkt dabei ist der, daß James aufgrund seiner Herkunft aus einer anderen Welt – aus der er vieles weiß, wovon Ihr anderen nur das wenigste begreifen würdet – und seiner Verbindung mit dieser Welt und der Magie zu einem besonders lästigen Widersacher der Dunklen Mächte geworden ist. Darauf wurde er nicht vorbereitet; diese Rolle ist ihm aufgrund der Wechselfälle des Schicksal zugefallen.« Carolinus hielt inne und blickte Jim einen Moment lang durchdringend an. »Ich werde ein andermal unter vier Augen mit Euch reden, James«, fuhr er fort, »dann mehr dazu. Was ich soeben sagte, mag einstweilen genügen. Ihr braucht bloß zu wissen, daß James und daher auch Ihr anderen, die Ihr seine Gefährten seid, in diesem Moment, da die Dunklen Mächte abermals auf dem Vormarsch sind und dicht davor stehen, einen entscheidenden Sieg davonzutragen, in dessen Folge es schwer wäre, ihnen dessen Früchte wieder zu entwinden, von ausschlaggebender Bedeutung seid.«
Abermals blickte er ins Feuer und zögerte lange, ehe er fortfuhr.
»Ich schäme mich, es zu sagen«, meinte er schließlich, »aber es ist einer von uns, ein Angehöriger meines Reiches; ein anderer Magier von großer Macht und Weisheit, der von den Dunklen Mächten gewonnen wurde. Ihr könnt Euch denken, wer es ist – Malvinne.«
Er sah zu ihnen auf und sprach mit fester Stimme weiter.
»Aus Gründen, die ich Euch jetzt nicht darlegen kann«, sagte er, »wäre es viel zu riskant, wenn ein wahrer Adept der magischen Kunst wie ich – der Malvinne gleichkommt oder ihn sogar übertrifft – sich anschicken wollte, ihm auf dem Weg, den die Dunklen Mächte ihn einschlagen ließen, Einhalt zu gebieten. Auf der anderen Seite hätte ein unerfahrener Magier unter gewöhnlichen Umständen keine Chance gegen ihn. Einzig und allein jemandem, der anders ist als wir alle, der noch nicht stark ist auf dem Gebiet der Magie, dafür aber erfahren in anderen Dingen, von denen nicht einmal die Dunklen Mächte eine Vorstellung haben, könnte es womöglich gelingen, ihn zu besiegen und aufzuhalten. Somit ist es mir als sein Freund und Lehrer und als Meister der Kunst, der wir beide verbunden sind, zugefallen, ihn für die gefährliche Aufgabe auszuwählen, es mit Malvinne aufzunehmen.«
Er legte eine kurze Pause ein.
»Und dies habe ich getan«, sagte er. Er sah Jim direkt an. »Wenn Ihr mich dafür tadeln wollt, James, nur zu. Die Entscheidung lag ganz allein bei mir, und ich habe sie getroffen, ohne Euch zu fragen und ohne Euch Gelegenheit zur Widerrede zu geben – die Angelegenheit duldete nämlich keinen Aufschub. Es mußte getan werden, und ich habe es getan.«
»W-w-wissen die Dunklen Mächte darüber Bescheid?« stammelte Secoh. »Weiß Malvinne Bescheid?«
»Die Dunklen Mächte wußten es in dem Moment, da ich James ausgewählt hatte«, antwortete Carolinus.
Jim hatte er währenddessen nicht aus den Augen gelassen.
»Der Angriff auf Eure Burg, Brian, galt eigentlich ihm. Nicht auf die Burg hatten sie es abgesehen, sondern darauf, James in einem Kampf, für den er kaum gerüstet war, umkommen zu lassen – damals war er dem Tod näher, als Euch allen bewußt war.«
»James, wenn ich das geahnt hätte…«, setzte Brian schuldbewußt an, doch Carolinus unterbrach ihn.
»Selbst wenn Ihr es gewußt hättet, Brian«, sagte er, »hätte sich dadurch doch
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