Drachenritter 02 - Der Drachenritter
nichts geändert. Diesem Anschlag mußte sich James ganz allein stellen und ihn vereiteln. Seitdem hat James aufgrund der Bemühungen der Dunklen Mächte mehrmals in Lebensgefahr geschwebt. Allein die Umsicht seiner Freunde und Gefährten hat ihn vor dem Tode bewahrt. Eigentlich solltet Ihr, Giles, ihn beim Streit wegen des Zimmers töten!«
»Um Himmels willen, James!« platzte Giles heraus. »Das war mein verfluchtes Temperament, nur das! Wie könnt Ihr mir jetzt, da Ihr dies wißt, noch vertrauen?«
»Ich werde Euch stets vertrauen, Giles«, sagte Jim.
»Euch trifft keine Schuld, Giles«, meinte Carolinus. »Ihr hattet einfach kein Glück an diesem Tag, und das konntet Ihr nicht ahnen. Und erinnert Euch, daß Ihr später, als das Schiff auf einen Felsen aufgelaufen war, dem ein Kapitän, der sich in diesen Gewässern ganz genau auskannte, normalerweise niemals nahegekommen wäre, alle an Bord gerettet habt.«
»Das stimmt, Giles«, sagte Jim. »Damals habt Ihr uns gerettet.«
Obwohl die Beleuchtung zu wünschen übrigließ, war zu erkennen, daß Giles errötete und nun seinerseits ins Feuer blickte.
»Da ging's doch bloß darum, ein Tau zu schleppen«, murmelte er vor sich hin.
»Ich befehle Euch, die Angelegenheit zu vergessen«, sagte Carolinus, und Giles hob mit leicht verwirrter Miene den Kopf. »Ihr habt Euch ebensowenig etwas vorzuwerfen, wie man Melusine Vorwürfe machen könnte, wenn Jim nicht rechtzeitig Menschengestalt angenommen hätte, bevor er den See erreichte, zu dem die beiden bösen Drachen ihn geschickt hatten.«
Er wandte sich Jim zu.
»Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, James«, sagte er, »weshalb es Euch so schwerfiel, in Frankreich Drachen ausfindig zu machen?«
»Das hat mich allerdings gewundert«, antwortete Jim, »aber ich dachte, das läge vielleicht daran, daß das Land in den vergangenen Jahren von gegnerischen Armeen verwüstet wurde. Es wäre allerdings auch denkbar gewesen, daß es in manchen Gegenden Frankreichs nur wenige Drachen gibt.«
»Weder noch«, sagte Carolinus. »Die Dunklen Mächte haben Eure Wahrnehmung getrübt, bis Ihr dem Drachenpaar begegnet seid, dem Ihr den Paß gegeben habt. Aber genug davon. Ich möchte bloß noch sagen, daß Malvinne noch nicht lange ein korrupter Magier ist, sondern erst dazu wurde, als die Dunklen Mächte den von mir erwähnten wunden Punkt getroffen haben. Erst dann erwachte sein Verlangen nach Reichtum und weltlicher Macht. Da er es nicht wagte, deswegen sein Konto bei der Revisionsabteilung auf Null zu bringen, verlegte er sich darauf, menschliche Werkzeuge einzusetzen, um die Menschen in seiner Umgebung auszurauben.«
»Zum Beispiel meinen Vater und meine Familie, Gott ist mein Zeuge!« warf Sir Raoul heftig ein. »Mit der gleichen Begierde hat er Dutzende großer französischer Familien zugrunde gerichtet, indem er sie zunächst bei unserem guten König in Mißkredit gebracht und sie dann mit seiner eigenen Streitmacht angegriffen hat. Meine beiden älteren Brüder sind bei der Verteidigung unserer Burg mit dem Schwert in der Hand gefallen. Mein Vater wurde gefangengenommen und später grausam zu Tode gebracht.«
»So war es«, sagte Carolinus. »Aber das ist nun Vergangenheit. Jetzt müssen wir uns dringend mit der Zukunft beschäftigen, und zwar mit der allernächsten Zukunft. Die französische und die englische Armee marschieren gegeneinander. Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis sie aufeinandertreffen. Und der englischen Armee fehlt es an den Bogenschützen, die ihr bei den Schlachten von Crecy und Nouaille-Maupertuis im Jahre 1365 zum Sieg verhalfen – im allgemeinen als Schlacht von Poitiers bezeichnet.«
»Das dachte ich mir«, murmelte Dafydd vor sich hin.
»Ja«, sagte Carolinus und blickte ihn rasch an, »aber wichtiger noch, in Kürze wird Malvinne zur französischen Armee stoßen, und zwar in Begleitung eines falschen Prinz Edward…«
»Ein falscher – ein Hochstapler, meint Ihr wohl?« explodierte der Prinz.
»Kein Hochstapler, wie Ihr ihn im Sinn habt, Edward.« Carolinus wandte sich zu ihm herum. »Der falsche Prinz wurde auf magische Weise erschaffen. Nicht einmal James dürfte ich erklären, wie es gemacht wurde, ohne das Schicksalsmuster zu stören – aber er ist Euer exaktes Ebenbild, Edward, bis hin zu den Kleidern, die Ihr tragt. Außerdem wurden bereits Gerüchte in Umlauf gebracht, wonach Ihr Euch mit König Jean verbündet hättet und gemeinsam mit ihm gegen die englischen Truppen
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