Drachenritter 02 - Der Drachenritter
er, »teilt jetzt die übrigen Zweige aus, jeweils zwei pro Kopf. Und Ihr anderen, wenn Ihr die beiden Zweige erhalten habt, steckt sie fest in das Zaumzeug am Kopf Eures Pferdes, damit sie aus der Ferne gut erkennbar sind. Befestigt den zweiten Zweig an Eurem Helm oder an einer anderen Stelle und vergewissert Euch, daß er nicht versehentlich abfallen kann.«
Die beiden Bewaffneten beeilten sich, der aus der leeren Luft tönenden Stimme zu gehorchen; sie gingen von einem zum anderen und teilten die Zweige aus. Die Bewaffneten starrten diejenigen an, die ihre Zweige zuerst erhalten hatten und daraufhin verschwanden, während diese wieder sichtbar wurden, sobald sie ihrerseits die Zweige befestigt hatten.
»Laßt uns leise sein«, sagte Jim. »Wir müßten eigentlich weit genug vom Troß entfernt sein, aber ich möchte trotzdem sichergehen, daß man uns nicht hört. Habt Ihr alle Eure Zweige befestigt? Wenn ja, könnt Ihr mich und Eure Kameraden wieder sehen?«
Es erhob sich zustimmendes Gemurmel.
»Wie wundersam, Sir James!« vernahm man klar und deutlich die Stimme des Prinzen.
»Danke, Hoheit«, antwortete Jim halblaut, »aber vergeßt nicht, daß ich darum gebeten habe, leise zu sprechen. Jetzt seid Ihr für jeden unsichtbar, der keine Zweige im Haar stecken oder an der Kleidung oder sonstwo befestigt hat. Achtet darauf, diesen Vorteil nicht dadurch wieder zunichte zu machen, daß Ihr durch laute Geräusche den Eindruck erweckt, da sei jemand – und sei er auch unsichtbar.«
Er hielt inne, um sich zu vergewissern, daß ihn auch alle verstanden hatten. Dann fuhr er fort: »Denkt daran, dies ist eine besondere Art der Magie. In Wirklichkeit seid Ihr gar nicht unsichtbar geworden. Ihr seid lediglich so verwandelt worden, daß jemand, der Euch anschaut, glaubt, Ihr wärt unsichtbar. Wenn Ihr redet, könnte dies den Glauben zerstören, so daß man Euch am Ende doch sieht. Das gilt auch für die Pferde. Laßt uns im Schrittempo reiten, so leise wie möglich.«
Er wandte sich an Sir Raoul.
»Sir Raoul«, sagte er, »würdet Ihr jetzt Seine Hoheit und die Ritter zu der Stelle geleiten, die wir gestern ausgewählt haben, und sie dort im Schutz der Bäume zurücklassen? Kehrt anschließend hierher zurück und führt dann die nächste Gruppe an diese Stelle, bis alle dort angelangt sind. Ich werde solange hier warten und mich dann der letzten Gruppe anschließen.«
Es geschah, wie Jim gesagt hatte. Als er mit der letzten Gruppe den Waldrand erreichte, hatten die anderen bereits im Schutz der Bäume am Rand der kleinen Erhebung zwischen den feindlichen Armeen Stellung bezogen.
Die Ritter hatten sich erwartungsgemäß die günstigste Stelle ausgesucht. Diese lag inmitten einer Ansammlung von Bäumen, an die sie sich anlehnen konnten, unmittelbar am Rande eines Bachlaufs, der innerhalb des Waldes verlief, ohne auf das offene Schlachtfeld hinauszuführen. Jim saß ab, leerte seine Sattelflasche, die einen guten Liter faßte, und füllte sie mit dem Wasser des Baches.
»James!« rief Brian vom Boden aus. »Was macht Ihr denn da? Ihr schüttet guten Wein auf die Erde und füllt Eure Flasche mit Wasser?«
Er erhob sich besorgt und näherte sich Jim, der die Flasche gerade unter Wasser hielt und vollaufen ließ, während Luftblasen an die Wasseroberfläche stiegen.
»Ich will Wasser in der Flasche haben«, antwortete Jim.
»Aber reines Wasser ist nicht gut für Euch«, meinte Brian besorgt. »Ich muß Euch warnen, James. Zumal von französischem Wasser werdet Ihr Durchfall bekommen.«
»Wir werden sehen«, erwiderte Jim. Die Flasche war jetzt voll. Er hob sie hoch und verschloß sie mit einem Stopfen. »Außerdem kann ich mich mittels Magie vor Durchfall schützen.«
»Oh. Natürlich. Das hatte ich vergessen«, sagte Brian.
»Das verstehe ich gut«, meinte Jim, stand auf und trug die Flasche zu seinem Pferd, wo er sie am Sattel festband. Er wünschte, er hätte Gewißheit gehabt, daß er sich mittels Magie vor dem Durchfall schützen konnte. Er band sein Pferd an der Stelle fest, wo auch die Pferde der Ritter und das des Prinzen festgebunden waren. Brian begleitete ihn.
»Raoul hat uns berichtet, weshalb Ihr diesen Ort ausgewählt habt«, sagte Brian, als er sein Pferd festband. »Ich nehme an, wir werden nun abwarten, ob der König mit seiner Leibgarde dort in etwa fünfundsiebzig Yards Entfernung in Stellung gehen wird?«
»Ja, das stimmt«, antwortete Jim. »Falls er dort noch nicht aufgetaucht ist, wenn beide
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