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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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»doch – verzeiht mir – Ihr seid immer noch ein junger Mann, und wenn Ihr Euch auch auskennen mögt in der Welt, so gibt es gleichwohl Elemente der Politik zwischen verschiedenen Staaten, die…«
    »Trotz meiner Wünsche, habe ich Euch gefragt?« knurrte der Prinz.
    »Also gut, Hoheit«, sagte der Graf, dessen Gesicht noch eine Schattierung dunkler wurde, »wenn es denn unbedingt sein muß! Ich bin der Oberbefehlshaber der englischen Streitkräfte, und eine Armee kann nur einen Befehlshaber haben. In dieser Eigenschaft muß ich gemäß meiner Ehre und meiner Verantwortung Eurem königlichen Vater gegenüber entscheiden, was für alle das beste ist. Ich bedaure, aber Sir Giles muß hier begraben werden. Da führt kein Weg daran vorbei. Ich denke, Ihr werdet das einsehen.«
    »Ich sehe vor allem einen erzürnten Grafen vor mir, der seinem Prinzen zu trotzen wagt!« Der Prinz hob immer mehr die Stimme. »Ihr laßt dabei außer acht, daß Sir Giles nicht unter Eurem Befehl stand und auch nicht Euren Truppen angehörte. Wie auch der brave Ritter hier neben mir gehörte er einer anderen Gruppe an, die man ausgeschickt hatte, mich aus einer höchst mißlichen Lage zu befreien; und diese Aufgabe haben sie löblich gemeistert! Er steht unter meinem Befehl, nicht unter Eurem. Ich sage, er wird dort bestattet, wo er bestattet werden will, und zwar im Meer und nirgendwo sonst!«
    »Ich bedaure es außerordentlich, Hoheit«, erwiderte der Graf starrsinnig, »aber ich muß darauf bestehen, daß er unter meinem Befehl steht. Alle Engländer, die hier gekämpft haben und gefallen sind, stehen unter meinem Befehl. Er muß bei den anderen begraben werden.«
    Jim, der neben dem Prinzen stand, zuckte zusammen, wußte aber nicht, wie er etwas erreichen konnte. Das war wieder so ein Fall von Bühnenverhalten, wie er ihm beim Adelsstand dieser Welt schon des öfteren begegnet war. Der Graf spielte die Rolle, zu der er sich berufen fühlte. Er spielte den Grafen. Obwohl er in Gefahr stand, sich die tödliche Feindschaft eines Mitglieds der Königsfamilie zuzuziehen, das zudem in der Thronfolge ganz oben stand, beharrte er auf seiner Autorität.
    Wenn der Prinz seinem Vater eines Tages nachfolgen würde, stünde der Graf unweigerlich vor dem Ruin. Und wahrscheinlich konnte ihn der Prinz sogar schon vorher ruinieren oder womöglich sogar hinrichten lassen. Doch da er ein Ritter war und ein Graf, würde er auf keinen Fall nachgeben.
    Auf ähnliche Weise fühlte sich auch der Prinz herausgefordert. Es war undenkbar, daß ein bloßer Graf dem Kronprinz von England in irgendeiner Weise die Stirn bot. Beide befanden sie sich in einer ausweglosen Situation, in der sie nicht mehr zurückkonnten. Jim zerbrach sich den Kopf, wie sich der Streit beenden ließe, als der Prinz von sich aus zu einer Entscheidung gelangte.
    »Also gut, stolzer Graf!« blaffte der Prinz. »Ihr habt mir die Entscheidung abgenommen! Ich hatte von Anfang an recht. Ich werde mich aufs Pferd setzen, so viele Engländer wie möglich um mich scharen und sehen, ob wir die Schlacht nicht doch noch gewinnen können!«
    »Junger Cousin…«, begann König Jean, trat vor und streckte die Hand aus, um den jungen Mann aufzuhalten.
    Der Prinz indes hatte bereits auf dem Absatz kehrtgemacht.
    »Mein Pferd!« rief er. »Und macht Euch bereit, mir aufs Schlachtfeld zu folgen…«
    Er brach ab. Alle hinter ihm Stehenden blickten zum Himmel empor. Auch der Prinz wandte sich um und blickte nach Westen über die englischen Reihen hinweg. Jim tat es ihm nach.
    Er erblickte ein langgezogenes Band sich rasch nähernder schwarzer Flecken, die alsbald als Drachen zu erkennen waren.
    Es war ein unheimlicher Anblick. Jim, der derlei Dinge aufgrund seiner eigenen Erfahrungen als Drache besser einschätzen konnte, zügelte nach dem ersten Schrecken seine ausufernde Phantasie und schätzte, daß höchstens einige hundert Drachen in großer Höhe auf sie zugeflogen kamen. Auf den ersten Blick hatte es jedoch so ausgesehen – und diesen Eindruck mußten wohl auch alle anderen haben –, als wäre der Himmel voller Drachen. Als wären es Tausende von Drachen.
    Als die vorderste Reihe der mächtigen fliegenden Gestalten über den englischen Reihen angelangt war, flogen ein paar Pfeile zu ihnen empor. Die Drachen waren jedoch zu hoch, als daß die Pfeile ihnen etwas hätten anhaben können. Sie flogen weiter und überschatteten allmählich das Schlachtfeld, auf dem alle Kämpfe aufgehört hatten. Die

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