Drachenritter 02 - Der Drachenritter
nämlich die, Magier, das ist ein ganz schöner Batzen. Vielleicht könntet Ihr mir ja einen Hinweis geben, wo sich der Zauberspruch befindet, mit dem Ihr die Enzyklopädie der Nekromantie habt schrumpfen lassen…«
»Ausgeschlossen!« fauchte Carolinus. »Ihr dürft nicht vergessen, daß Ihr lediglich ein viertklassiger Magier seid, James! Und zwar ein ziemlich ignoranter viertklassiger Magier, um die Wahrheit zu sagen. Der Schrumpfspruch gehört mindestens der dritten Kategorie an… Es sei denn natürlich, Ihr seid begabt genug, ihn selbständig in der Nekromantie zu finden und korrekt anzuwenden. Nein, nein, das kommt gar nicht in Frage. Eins nach dem anderen, James, nur so kommt man weiter. Bevor Ihr laufen wollt, müßt Ihr erst einmal gehen lernen.«
»Aber der Sack mit den Juwelen ist praktisch halb so groß wie ich!« protestierte Jim.
»Tatsächlich!« sagte Angie.
»Ja, ja, Angie«, meinte Jim leicht gereizt, »wie ich schon sagte, er ist oben in der Kemenate. Ich werde ihn dir zeigen, sobald wir hier fertig sind.«
»In der Kemenate?« fragte Angie und erhob sich. »Ich wollte sowieso etwas von oben holen. Ich bin gleich wieder da…«
»Magier, Ihr müßt mir helfen«, bat Jim eindringlich. »Ich bin für den Schmuck verantwortlich, der mehr wert sein muß als der gesamte Schatz des Königreichs von England. Wie soll ich ihn denn mit mir herumschleppen und gleichzeitig darauf aufpassen, daß er mir nicht gestohlen wird? Jeder, dem schon einmal der Gedanke an Diebstahl gekommen ist, würde doch Kopf und Kragen riskieren, um sich eines dieser Schmuckstücke zu verschaffen. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich dastehe, wenn ich auch nur eines davon verliere?«
»Na ja«, meinte Carolinus. »Vielleicht muß ich Euch halt doch helfen. Ich werde die Juwelen für Euch schrumpfen lassen.«
»Ich hole sie«, sagte Jim.
»Nein, nein, nicht nötig!« Carolinus schwenkte die Hand, und der Sack, den Jim in der Kemenate so sorgsam mit Fellen abgedeckt hatte, erschien auf einmal zwischen ihm und Carolinus auf der hohen Tafel. Angie nahm unvermittelt wieder Platz.
»Könntest du vielleicht einmal…«, setzte sie gerade an, als der Sack plötzlich zu schrumpfen begann, bis er nur noch so groß war wie ein Fleck auf der Tischplatte. Carolinus hob ihn hoch. Womöglich war er noch kleiner als die Enzyklopädie der Nekromantie, nachdem er sie so weit verkleinert hatte, daß Jim sie schlucken konnte.
»So, das hätten wir.« Carolinus reichte den Sack Jim. »Sitzt nicht einfach so herum«, meinte er gereizt. »Schluckt das runter.«
»Ich soll das schlucken?« fragte Jim, dem bei der Vorstellung, was für einen Brocken das zusammen mit der bereits verschluckten Enzyklopädie der Nekromantie auch noch in geschrumpftem Zustand ausmachen würde, ganz schummerig wurde. Wenn nun irgend etwas passierte und beide plötzlich wieder ihre normale Größe annähmen? Dann würde er regelrecht explodieren.
»Natürlich!« sagte Carolinus. »Ihr wollt doch, daß sie in Sicherheit sind, nicht wahr? Und wo wären sie besser aufgehoben als in Eurem Innern? Keine Bange, Ihr werdet sie ebensowenig ausscheiden wie die Nekromantie.«
Jim legte sich den winzigen Gegenstand auf die Zunge und schluckte ihn hinunter, allerdings blieb er ihm im Halse stecken. Jim spülte ihn mit Wein hinunter. Angie seufzte schwer.
»Aber das«, fuhr Carolinus an Jim gewandt fort, »war das letzte Mal, daß ich etwas für Euch getan habe. Ihr müßt lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Lernen, lernen und nochmals lernen. Üben! Üben!«
Unvermittelt erhob er sich.
»So, jetzt muß ich aber los«, sagte er. »Übrigens, James, wenn Ihr die Juwelen wieder hervorholen wollt, hustet einfach zweimal, niest einmal und hustet ein weiteres Mal. Um sie wieder zu verkleinern, müßt ihr einmal husten. Solltet Ihr jemals die Nekromantie benötigen, so müßt Ihr zunächst dreimal husten, dann zweimal niesen und dann noch einmal…«
Jim tastete in der Tasche seines Wamses hastig nach einem Holzkohlestift und notierte sich alles auf der Tischplatte.
»Eigentlich solltet Ihr die Nekromantie aber ein Leben lang bei Euch behalten – wie lange es auch währen mag«, schloß Carolinus. »Lebt wohl.«
Er wandte sich um und marschierte zum Ausgang des Palas. Jim und Angie erhoben sich und eilten ihm nach.
Auf halbem Weg hatten sie ihn eingeholt. Für jemanden seines Alters, der so gebrechlich wirkte, war Carolinus erstaunlich gut zu Fuß. Er machte lange
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