Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
umbewaffnet war.
»Hier«, sagte er zu Secoh, »Ihr könnt mein Schwert und meinen Dolch nehmen; das wird die Leute davon abhalten, zu glauben, Ihr wäret eine leichte Beute für einen Räuber.«
Er machte sich daran, seinen schweren Gürtel, an dem beide Waffen befestigt waren, abzuschnallen. Brian und Giles bekundeten gleichzeitig und lautstark ihren Protest.
»Wo habt Ihr nur Eure Gedanken, James!« rief Brian. »Ein gemeiner Mann, der einen Rittergürtel trägt? Jemand, der kein Edelmann ist und sich als solcher ausgibt?«
Brian bückte sich nach ihren Besitztümern.
»Da!« sagte er und zog ein Ersatzschwert und einen Dolch heraus. »Wir haben zusätzliche Waffen. Hier, Secoh, die könnt Ihr nehmen. Aber einen Rittergürtel -niemals!«
»Wirklich, Sir«, stammelte Secoh, »ich hätte nie auch nur im Traum daran gedacht, mir ... nicht einmal diese da...«
»Nur zu, nehmt, was Brian Euch gibt, Secoh«, sagte Jim. »Er und Giles haben ganz recht. Ich hatte meine Gedanken nicht zusammen.«
»Jawohl, Mylord.« Secoh nahm Schwert und Dolch von Brian in Empfang. Jim sah ihn bedauernd an. Er hatte eine der wichtigsten Verhaltensregeln dieser mittelalterlichen Zeit vergessen. Wahrscheinlich würde Secoh mit seinem stark ausgeprägten Drachenstolz Giles und Brians Reaktion jedoch besser verstehen als Jim selbst.
»Tut mir leid, ihr Herren«, sagte Jim zu Brian und Giles.
»Diese Sache darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, James«, sagte Giles, den Jims Vorschlag offensichtlich bis ins Mark erschüttert hatte. »Wenn gemeine Männer anfingen, die Abzeichen von Edelleuten zu tragen, ganz zu schweigen von einem Rittergürtel, den man sich weder leicht noch mühelos verdient, wo kämen wir da hin? Ein gemeiner Mann ließe sich im Handumdrehen mit einem Mann in Ritterrüstung verwechseln!«
»Ja, ich weiß«, sagte Jim reuevoll. Er hatte die Rolle eines Ritters nun lange genug gespielt, um langsam zu begreifen, wieviel er hatte lernen müssen, um einer zu werden. Aus den Augenwinkeln sah er noch einmal zu Secoh hinüber, der in seiner Menschengestalt und mit den beiden Waffen ausgestattet immer noch keinen besonders gefährlichen Eindruck machte. Er dachte einen Augenblick lang nach und schrieb dann hastig eine Beschwörung auf seine Stirn, bevor er Secoh zur Seite winkte und mit leiser Stimme zu ihm sprach.
»Secoh«, sagte er, »nur, um sicherzugehen, braucht Ihr, falls Schwert und Dolch die Sache nicht entscheiden sollten, beides einfach nur fallen zu lassen und in die Hände zu klatschen.«
Er machte es ihm vor und schrieb unterdessen den notwendigen Zauber an seine Stirn.
»Wenn Ihr das tut, werdet Ihr Euch in Eurem Drachenkörper wiederfinden. Dann kämpft, wie ein Drache kämpft!«
Secohs Augen leuchteten auf.
»Ich werde sie in Fetzen reißen!« stieß er zwischen den Zähnen hervor.
»Aber denkt dran«, murmelte Jim, »Ihr dürft das nur tun, wenn es unbedingt nötig ist!«
Dann kehrte er wieder zu Dafydd, Brian und Giles zurück, die nach guter mittelalterlicher Manier es nicht verübelt hatten, daß er mit Secoh unter vier Augen hatte sprechen wollen. In ihren Köpfen war die Tatsache fest verwurzelt, daß der Rang eines Barons, den Jim gedankenlos für sich in Anspruch genommen hatte, als er in diese Welt kam, dem ihren überlegen war, so daß er jedes Recht hatte zu tun, was er wollte, ohne sie, die unter ihm standen, zu kränken.
»Also, Dafydd«, sagte Jim, »warum geht Ihr nicht am Kai entlang und versucht es mit den Schiffen auf der linken Seite? Brian und ich nehmen uns die auf der rechten vor.«
Er zögerte und sah wieder zu Secoh hinüber. Es würde ihrer Sache nicht dienlich sein, wenn er sich in einen Drachen zurückverwandelte, ohne daß dies unbedingt nötig gewesen wäre.
»Giles, dürfte ich Euch vielleicht bitten, bei Secoh zu bleiben?« fragte Jim. »Durchaus möglich, daß er unsere Pferde und unsere Ausrüstung ganz allein verteidigen kann. Aber das beste ist es immer, die Leute davon abzuhalten, überhaupt erst anzugreifen. Der Anblick von Euch beiden, noch dazu, da Ihr offensichtlich ein Ritter seid, müßte eigentlich genügen, eine Bande von Möchtegerndieben abzuschrecken.«
»Wenn das Euer Wunsch ist, James«, sagte Giles. Nachdenklich zwirbelte er die rechte Spitze seines Schnurrbarts. »Sie werden gut beraten sein, sich abschrecken zu lassen. Mit Schurken dieser Art nehme ich es nur allzugern ganz allein auf.«
»Vielen Dank, Giles«, sagte Jim. Dann wandte
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