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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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am Griff fest, um mit seiner freien Hand die mittlerweile wieder heiße Wölbung des Metalls zu liebkosen. Aber diesmal litt die Hand, mit der er den Kessel berührte, keinen Schaden. Jim sah ihn fassungslos an.
    »Carolinus«, sagte er, »wenn Ihr den Kessel halten könnt, ohne Euch zu verbrennen, warum habt Ihr dann solchen Schmerz auf Euch genommen?«
    »Es gibt eine Zeit für eine bestimmte Art von Schmerz«, erklärte Carolinus, während er den Kessel mit einem liebevollen Blick streifte. »Eine Zeit für guten Schmerz. Guter Schmerz bringt Konzentration, schlechter Schmerz verwirrt und zerstört.«
    Abermals trat ein Dampfwölkchen aus der Tülle des Kessels. Die kleine Stimme begann von neuem zu singen.
    »Caro-li-nus, Caro-li-nus.« Dann verfiel sie in Schweigen, obwohl weiterhin Dampf aufstieg.
    »Ich hatte vergessen«, sagte Carolinus, ohne den Kessel aus den Augen zu lassen, »daß Liebe die einzige Kraft ist, die etwas zu erschaffen vermag.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist der Grund, warum Granfers Magie so primitiv war. Das ist der Grund, warum ich, hätte ich es nur früher mit all der mir zu Gebote stehenden Macht versucht, ihn hätte überwinden können. Aber ich habe mich aufgrund meiner Krankheit und meiner Schwäche in Verzweiflung sinken lassen, und ich habe mich gehenlassen, statt gegen die Verzweiflung anzukämpfen. Mein Kessel hat mir gehorcht, weil er Leben von mir empfangen hatte, so wie Rrrnlfs Dame Leben von Rrrnlf. Aber Granfer hatte keine Liebe in sich, so daß er seinem Totem kein eigenes Leben einhauchen konnte. Angst und Ehrfurcht sind nicht genug, wie unser Volk schon vor langer Zeit gelernt hat. Also mußte am Ende die schwächere Magie vor mir in die Knie gehen, und das mit Hilfe dieses kleinen Kessels.«
    Er sah Jim und Angie an und lächelte ebenfalls. Es war selten, daß er das tat. Aber wenn er einmal lächelte, war es eine denkwürdige Sache, weil sein Lächeln eine Wärme versprühte wie ein prasselnder Kamin.
    »So haben wir also gesiegt«, sagte er. »Und Sir John.« Er drehte sich zu Chandos um. »Ich glaube nicht, daß der König von Frankreich und seine Armee ohne die Hilfe der Schlangen noch versuchen werden, in England zu landen.«
    »Da habt Ihr recht«, sagte Chandos. Auch er lächelte, aber sein Lächeln war ein wenig traurig.
    »Hoho«, fügte er hinzu, »da werde ich einiges zu erklären haben, nachdem ich die anderen Hauptmänner dazu überredet habe, die Armee nach Süden zu schicken, um so den Schlangen den Weg zum Meer abzuschneiden und ihnen das Gefühl zu geben, daß ihnen allen der sichere Tod bevorstehe. Armeen sehen es gar nicht gern, wenn man sie an der Nase herumführt.«
    »Aber Mylord... ich meine, Sir Chandos, mein Herr«, stammelte Secoh. »Wir haben vor einiger Zeit gehört... aber es passierte so viel anderes, daß ich keine Gelegenheit hatte, es Euch zu berichten. Sie sind nicht losmarschiert.«
    »Sie sind nicht losmarschiert?« Chandos starrte ihn an. »Die Armee ist nicht ausgerückt? Aber alle Hauptmänner im Rat...«
    Er brach ab. Plötzlich stieß er ein gewaltiges, brüllendes Gelächter aus.
    »So ist es immer mit unseren Hauptmännern!« sagte er. »Am Ende treffen sie ihre eigenen Entscheidungen und ändern ihre Meinungen, und keine Vereinbarung hat Gültigkeit. Man kann sie zu keiner einzigen vernünftigen Tat bringen, es sei denn, eine starke Hand beherrschte sie. Nun, das ist eben ihre Art, und diesmal ist es zu meinem Vorteil.«
    Sein Lachen war so ansteckend, daß die anderen ein- fielen, und selbst jene, die etwas abseits standen und nichts verstanden hatten, lachten ebenfalls. Es war ein Lachen purer Erleichterung nach langer Anspannung.
    Da fiel Jim plötzlich etwas ein. Er fuhr zu Secoh herum.
    »Secoh!« sagte er. »Ihr müßt den französischen Drachen ihre Juwelen zurückgeben!«
    Secoh erhob sich in die Luft. Das Gelächter um Jim herum legte sich langsam.
    »EH - HEM!«
    Es war Brian, der sich lauter räusperte, als Jim jemals geglaubt hätte, daß ein Mensch sich räuspern könne. Er sah seinen engsten Freund erschrocken an. Brian, der nach wie vor sein Schwert in der Hand hielt, sah Jim mit einem beinahe zornigem Blick an, der Jim für einen Moment verwirrte, bevor ihm etwas dämmerte.
    Natürlich! Nach jedem Sieg mußte es eine Feier geben. Und vor allem ein Festmahl. Brian wünschte sich, stets selbst einmal ein solches Festmahl geben zu können, nur daß seine Armut ihn davon abhielt. Aber in diesem Falle befanden

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