Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
haben wollen, weil wir uns in den Lauf der Geschichte einmischen könnten. Möglicherweise beschließen sie, uns ins zwanzigste Jahrhundert zurückzuverfrachten. Als Carolinus mir das erste Mal davon erzählte, da hatten wir noch nicht beschlossen, Robert zu behalten, und ich hatte natürlich gedacht, du wärest nur allzu glücklich, zurückkehren zu können. Aber seit du für Robert sorgst...«
Wieder gingen ihm die Worte aus.
Angie saß für einen Augenblick still da und blickte mehr oder weniger an ihm vorbei.
»Ja«, sagte sie. »Robert hat alles geändert. Ich könnte ihn niemals dieser Agatha Falon überlassen. Sie würde ihn in einen Brunnen werfen oder ihn im Schlaf ersticken, so wie sie es versucht hat, als ich sie erwischt habe.«
Plötzlich stand sie auf, machte ein paar Schritte auf Jim zu, setzte sich ihm auf den Schoß, schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn.
»Armer Jim«, sagte sie und drückte ihre Wange gegen seine. »Kein Wunder, daß du dich schrecklich gesorgt hast. Du hättest mir schon früher von dieser Sache erzählen sollen.«
»Es gab da noch andere Dinge«, sagte Jim schuldbewußt. »Ich meine, es war nicht nur das...«
»Mach dir keine Sorgen mehr deswegen«, sagte Angie. »Carolinus wird sich darum kümmern, da bin ich mir ganz sicher; man wird uns nicht zurückschicken. Du kannst dich entspannen und aufhören, dir Sorgen zu machen.«
»Ja«, sagte Jim. »Die Sache ist nur...«
Er zögerte. Angie richtete sich ein wenig auf und sah ihn argwöhnisch an.
»Gibt es noch mehr, wovon du mir bisher nichts erzählt hast?«
»Wie zum Beispiel was?« fragte Jim beklommen.
»Wenn wir hierbleiben dürfen, wird keins von diesen anderen Dingen auf die Dauer so eine große Rolle spielen, oder?«
»Ja und nein«, sagte Jim, der sich in seiner Haut höchst unwohl fühlte. »Wenn sie uns hierlassen, hat die Sache nämlich einen Haken. Sie könnten mir sämtliche magischen Kräfte nehmen, über die ich verfüge. Auf die Dauer würde mir nichts bleiben.«
»Na und?« fragte Angie. »Wir sind doch auch früher ohne Magie zurechtgekommen. Vielleicht kannst du dann sogar ein bißchen öfter zu Hause sein.«
»So einfach ist das nicht«, widersprach Jim. »Verstehst du, die Dunklen Mächte wollen sich offensichtlich an mir rächen, weil ich ihnen in der Vergangenheit mehrfach dazwischengepfuscht habe.«
Angie sah ihn entsetzt an.
»Du meinst doch nicht, daß all die anderen Magier dich schutzlos den Dunklen Mächten überlassen würden? Hat nicht Carolinus angedeutet, daß die Dunklen Mächte nicht wie ein menschliches Individuum wären und es sie daher nicht nach Rache gelüsten könnte?«
»Vielleicht nicht«, sagte Jim. »Aber ich weiß nicht, ob ich den Dunklen Mächten auch ohne meine Magie ein Dorn im Auge wäre. Ich meine, du und ich, wir haben auch ohne Magie in kleinen Dingen so manches bewirkt. Wie zum Beispiel, daß nun sämtliche Gäste des Grafen den Wortlaut von >Good King Wenceslas< kennen und das Lied singen, Jahre, bevor es überhaupt geschrieben wurde. Außerdem haben wir auch auf Malencontri selbst einiges bewirkt.«
Er hielt inne und machte eine ausladende Geste. »Hinzu kommt, daß wir auch in der politischen Geschichte etwas bewirkt haben, als wir den Prinzen vor Malvinne gerettet haben. Die Dunklen Mächte müßten uns nicht unbedingt aus Rache angreifen. Es würde schon genügen, wenn sie mich für ein Körnchen Sand in ihrem Getriebe hielten. Sie würden mich einfach aus dem Weg haben wollen. Und so, wie sie die Dinge angehen, würde das heißen, daß sie mich vernichten werden - wahrscheinlich uns beide - und sogar Malencontri selbst sowie einige unserer engsten Freunde wie Brian, Giles und Dafydd.«
»Und Robert!« entfuhr es Angie, die sich plötzlich versteift hatte. Sie sprang von seinem Schoß auf und blickte auf ihn hinab. »Jim, du mußt etwas hin!«
»Da hast du's«, sagte Jim müde. Angie bückte sich schwungvoll, nahm ihn in die Arme und küßte ihn noch einmal.
»Ich habe es nicht so gemeint, wie es klang«, sagte sie. »Ich meine, wir müssen etwas tun. Ich werde dir helfen, so gut ich kann. Wobei kann ich dir helfen?«
»Ehrlich gesagt«, erwiderte Jim, »fällt mir nichts ein. Außer vielleicht, daß du mir es ersparst, den heiligen Josef spielen zu müssen, und daß du die Rolle des Herolds für Mnrogar übernehmen würdest. Aber du hast natürlich recht damit, daß ich als Josef gebraucht werde, und auch damit, daß du kein Herold sein
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