Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
daß der schwarze Ritter ein Troll in magischer Rüstung ist, der aufgrund dieses ungerechten Vorteils wahre Ritter aus dem Sattel stoßen konnte - dann würde jede Schmach der besiegten Ritter augenblicklich ein Ende finden. Wie könnte jemand eine abfällige Bemerkung über den Ritter machen, der im Kampf gegen Magie unterlegen war, der er sich nicht gewachsen zeigen konnte? Da seid Ihr doch gewiß meiner Meinung, oder?«
»Nun gut«, pflichtete Brian ihm stirnrunzelnd bei. »Aber wie wollt Ihr dafür sorgen, daß tatsächlich alle erfahren, daß Mnrogar ein falscher Ritter war?«
»Das dürfte nicht weiter schwierig sein, Brian«, sagte Jim. »Mnrogar besiegt jeden, der gegen ihn reitet und tritt vor, als wolle er den Preis für sich beanspruchen. Aber bevor er das tun kann, lasse ich ihn den Helm abnehmen, so daß jeder sieht, daß er nur ein Troll ist -was natürlich bedeutet, daß ihm kein Preis zusteht.«
Jim hielt den Atem an, sah seinen Freund an und drückte im Geiste die Daumen, daß Brian nicht plötzlich noch andere Einwände gegen diese Lösung finden würde.
Einen Augenblick lang wurde Brians Miene noch dusterer. Er blickte zu Mnrogar hinüber und betrachtete dann den verschneiten und aufgewühlten Boden unter seinen Füßen. Aber schließlich sah er zu Jim auf, und auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln heraus.
»Und Ihr seid sicher, daß Ihr das zuwege bringen könnt, James?« fragte er. »Ihr werdet nicht nur den Anwesenden ihren Geruchssinn nehmen, Ihr werdet auch Mnrogar dazu bringen, seinen Helm abzunehmen, so daß alle sein Gesicht sehen können?«
»Genau dafür ist die Magie da!« sagte Jim und begann langsam wieder zu atmen. »Aber ich schwöre Euch, wenn irgend etwas schiefgeht, habt Ihr mein Wort darauf, daß ich allen die Sache erklären werde, daß Roß und Reiter auf magischem Wege verwandelt wurden. Und dann werde ich ihnen auch von dem maskierten Troll unter ihnen berichten. Verschweigen werde ich lediglich, daß Ihr es wart, der Mnrogar und das Wildschwein trainiert habt.«
»Ah?« sagte Brian. »Ja, das wäre sehr freundlich von Euch, James.«
»Es wird nicht nötig sein, auf diesen Teil der Angelegenheit näher einzugehen, selbst wenn ich eine Erklärung abgeben muß - und ich bin mir sicher, daß das nicht der Fall sein wird«, sagte Jim. Zum ersten Mal seit Tagen hatte er das irrationale Gefühl, daß morgen alles nach Plan laufen würde. Eine schwache Erinnerung quälte ihn einen Augenblick lang mit dem Gedanken, daß bisher jedesmal, wenn er dieses Gefühl gehabt hatte, etwas schiefgegangen war. Dennoch wallte eine solche Erleichterung in ihm auf, daß er Brian nun geradezu anstrahlte.
»Außerdem, Brian«, fuhr er fort, »wird die Aufregung darüber, daß Mnrogar den unter ihnen verborgenen Troll entlarven konnte, sie von allen anderen Dingen ablenken.«
»Gewiß«, bestätigte Brian. »Das wird sicher der Fall sein, ganz zu schweigen von der Tatsache, daß sowohl das Wildschwein als auch der Troll ihre Sache heute morgen ohne jeden Fehler bewältigt haben. Wenn Ihr mit Mnrogars Verhalten zufrieden seid, kann ich ihm wohl auch vertrauen. Wir können dem morgigen Tag mit Zuversicht entgegenblicken.«
Er war wieder ebenso fröhlich und optimistisch wie gewohnt. Und Jim fand, daß dies ein überaus geeigneter Augenblick war, um ihr Gespräch zu beenden. Er schlug sich mit dem Handrücken auf die Stirn.
»Gütiger Himmel, Brian!« sagte er plötzlich, »mir ist gerade etwas eingefallen. Ich hatte Angie versprochen, sie in unserem Quartier abzuholen. Wahrscheinlich wartet sie schon auf mich. Darf ich also alles weitere Euch überlassen? Und Ihr seid mir nicht böse, wenn ich jetzt so plötzlich gehe?«
»Aber nein!« rief Brian fröhlich. »Zaudert nicht. Fort mit Euch!«
Als Jim in ihr Quartier kam, stellte sich heraus, daß Angie tatsächlich auf ihn wartete, und zwar in dem vorderen ihrer beiden Räume.
»Ha!« sagte Angie. »Da bist du ja. Das trifft sich gut. Du solltest dich besser sofort zum Essen umziehen. Wir sind in den letzten Tagen wahrhaftig zu oft zu spät gekommen. Das ist unser vorletztes Mittagsmahl hier. Zur Abwechslung sollten wir einmal unter den ersten sein.«
Jim überlegte, ob er sie darauf hinweisen sollte, daß sie gerade eben das mittelalterliche »Ha!« benutzt hatte, das sie ihm so energisch auszureden versuchte; er entschied sich jedoch dagegen. Aber die Sache mit dem Essen war etwas anderes.
»Angie«, sagte er, während er seinen
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