Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
zweiten Wettbewerb reiten und war noch für mehrere weitere Begegnungen aufgeführt. Die erste Tjost sollte zwischen Sir Oswald Aston und Sir Michael Land stattfinden.
In diesem Augenblick füllte Brian, wie immer am frühen Morgen fröhlich und wohlgelaunt, seinen Weinbecher nach. Jim betrachtete den Becher mit Abscheu; seine Augen waren immer noch aufgedunsen, und wann immer er versuchte, sich zu erheben und irgendwohin zu gehen, schien sein Körper aus Blei zu sein.
»Wann wollten Angie und Geronde auf den Tribünen sein?« fragte er Brian.«
»Oh, sie müßten mittlerweile eigentlich da sein«, antwortete dieser. »Ich kann einen der Bewaffneten hinüberschicken, um es herauszufinden, wenn Ihr wollt. Keine der beiden Damen würde sich freiwillig auch nur eine Minute des Turniers entgehen lassen.«
Auf Geronde mochte das zweifellos zutreffen, dachte Jim. Aber er wußte nur allzugut, daß Angie zwar zugegen sein, das Turnier aber gewiß nicht genießen würde. Sie war sich nur allzu bewußt, welch schwere Schäden die Teilnehmer sich zuziehen konnten. Aber das war natürlich keine Überlegung, die man laut äußern durfte, nicht einmal Brian gegenüber.
»Sie läßt den kleinen Robert nicht gern allein«, sagte Jim.
»Es sind doch ihre beiden Dienerinnen bei ihm und die Amme und zwei Bewaffnete«, sagte Brian. »Was könnte da noch passieren? Ich würde nicht so zu Euch sprechen, wenn Ihr nicht ein guter Freund von mir wäret, aber meint Ihr nicht auch, daß Angela sich zu viele Sorgen um dieses Kind macht? Immerhin könnte der König es Euch binnen eines Monats aus den Händen nehmen. Und es wäre durchaus denkbar, daß es zu Agatha Falon als nächster Verwandter kommt.«
»Genau das macht Angie solche Sorgen«, erwiderte Jim. Er senkte die Stimme, denn das Zelt war nicht vor Lauschern sicher. »Angela ist überzeugt, daß Agatha Falon am liebsten möchte, daß Robert überhaupt nicht erwachsen wird, damit sie die Ländereien der Falons erben kann.«
»Das habt Ihr mir schon einmal erklärt«, sagte Brian.
»Es wäre natürlich eine böse Tat dem Jungen gegenüber, aber ... Nun ja, es wird sein, wie Gott es will...«
Er brach abrupt ab, setzte sein Glas nieder und stand mit erschrockenem Gesichtsausdruck auf.
»Bei all den Dingen, die wir heute morgen schon zu erledigen hatten, habe ich etwas Wichtiges ganz vergessen!« sagte er zu Jim. »Ich war nicht zur Beichte. Sollte nicht in einem der Zelte ein Priester sein?«
»Einen Moment, ich erledige das«, sagte Jim. »Ich werde hinausgehen und einen der Bewaffneten nach ihm schicken.«
»Nein, nein«, protestierte Brian und wandte sich dem Zelteingang zu. »Es werden ihn noch andere Ritter in Anspruch nehmen wollen, und ich muß meinen Platz in der Reihe der Wartenden einnehmen oder denen, die bereits warten, die Notwendigkeit klarmachen, daß ich vor ihnen mit dem Priester reden muß. Wartet hier auf mich, James.«
Insgeheim war Jim für einige Augenblicke des Alleinseins durchaus dankbar. Er hatte die ganze Vorbereitung halb verschlafen und war nicht minder müde gewesen, als sie Mnrogar und das Pferd an ihren Platz gebracht hatten. In der Tat war er erst richtig wach geworden, als sie die beiden sicher untergebracht hatten und Mnrogar sich in einem kleinen Zelt zusammenrollte, das dem Troll die Illusion einer Höhle vermittelt hatte. Das Wildschweinpferd war lose an einen Baum gebunden und wieder in ein schlichtes Wildschwein zurückverwandelt worden, solange es wartete. Auf diese Weise konnte es unter dem Schnee wühlen und schnuppern und feststellen, ob es irgend etwas Interessantes dort zu finden gab.
Jim versuchte, sich darauf zu besinnen, was er als nächstes zu tun hatte. Er war sich sicher, daß eine wichtige Aufgabe seiner harrte, aber irgendwie fiel sie ihm nicht ein. Die allgemeine Kälte um ihn herum schien seine Gedankengänge verlangsamt zu haben.
Nicht daß er übermäßig gefroren hätte. Er war in mehrere Schichten warmer Kleidung gehüllt, ganz zu schweigen von der leichten Rüstung, die er trug; er war so dick angezogen, daß die Kälte gar nicht mehr an ihn heran konnte. Im Gegenteil, jetzt, da er eine Weile im Zelt gesessen und etwas in den Magen bekommen hatte, stellte er fest, daß es ihm angenehm warm war.
Er nickte ein.
Und wachte auf, als Brian ihn an der Schulter schüttelte.
»... Auf mit Euch!« sagte Brian. »Ich muß jetzt meine Rüstung anlegen, James. John ehester wird mir helfen, mich vorzubereiten. Ihr solltet
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