Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
jetzt Euren Platz auf der Tribüne einnehmen, zusammen mit Geronde und Angela!«
»Was? Oh... ja«, murmelte Jim. Er hievte sich mit knirschenden Gliedern auf und stolperte aus dem Zelt in das Sonnenlicht, dessen Helligkeit ihn blinzeln ließ. Dann ging er um das Ende der Barriere herum auf die Tribünen zu.
Sein Weg führte ihn beinahe zwangsläufig dicht an den Bäumen an diesem Ende des Platzes vorbei; und plötzlich erklang eine Stimme aus dem Wald.
»James!« Es war Aragh.
Jim blieb stehen, rieb sich das Kinn, als wäre ihm gerade erst etwas eingefallen, drehte sich dann um und ging in den Wald hinein. Als er ungefähr zwanzig Fuß weit gegangen war, stieß er auf Aragh.
»Ich war auf der dem Wind abgekehrten Seite der Tribünen, so nah, wie das möglich war, ohne den Schutz der Bäume zu verlassen«, eröffnete ihm Aragh. »Euer Troll - ich meine den, der sich unter den Gästen verborgen hält - ist heute bei den übrigen. Ich könnte ihn deutlich riechen.«
Jim sah zu den Tribünen hinüber und wandte dann den Blick wieder Aragh zu.
»Ich nehme an, Ihr seid Euch sicher«, sagte er, »daß es nicht Mnrogar war, den Ihr gerochen habt? Er hält sich nicht weit von dem Zelt entfernt verborgen, aus dem ich gerade gekommen bin.«
»Könnt Ihr Eure rechte Hand von Eurer linken unterscheiden?« fragte Aragh zurück.
»Natürlich«, sagte Jim. »Das ist nicht...«
»Wie?« fragte Aragh.
»Nun, natürlich...« Es war eine einfache Frage, auf die er nicht sofort eine einfache Antwort parat hatte. »Nun, zum einen sind sie verschieden.«
»Das sind der Troll auf der Tribüne und Mnrogar auch«, erwiderte Aragh. »Keine zwei Trolle riechen gleich, genausowenig, wie irgendwelche von euch Zweibeinern gleich riechen. Was habt Ehr erwartet?«
»Es war eine törichte Frage«, sagte Jim.
»Das war es«, pflichtete Aragh ihm bei.
»Konntet Ihr herausfinden, an welcher Stelle der Tribünen der andere Troll sich aufhält?«
»Nicht auf diese Entfernung«, antwortete Aragh. »Ich schätze, irgendwo in der Mitte. Ich überlasse es nun Euch, ihn zu finden. In der Zwischenzeit interessiert es Euch vielleicht, daß die Trollarmee weiter auf Mnrogars Territorium vorgerückt ist.«
Diese Neuigkeit erschütterte Jim. Er hatte gehofft, daß die Dinge von jetzt an nicht mehr schlimmer, sondern nur noch besser werden konnten. »Meint Ihr, daß sie während des Turniers hier auftauchen werden?«
»Sie sind Trolle. Wer will das sagen?« entgegnete Aragh. Dann verlor seine Stimme ihren schroffen Ton, und er fuhr ein wenig freundlicher fort: »Ich glaube nicht, daß sie es tun werden, James. Sie haben immer Hunger. So, wie sie die Dinge betrachten, sitzt da auf diesen Tribünen im Augenblick eine ganze Menge Fleisch. Aber andererseits sind da auch viele Männer mit Schwertern und Lanzen und Pferden. Wie ich die Trolle kenne, werden sie sich die Sache zweimal überlegen.«
»Aber es bedeutet, daß sie Mnrogar zwingen werden, herauszukommen und um seinen Besitz zu kämpfen, nicht wahr?«
»Ja, das heißt es«, bestätigte Aragh.
»Es ist ein Zwillingstroll dabei, der die anderen mehr oder weniger anführt, wußtet Ihr das?« fragte Jim.
»Ich wußte es«, antwortete Aragh.
»Das habt Ihr mir gegenüber nie erwähnt«, sagte Jim.
»Warum sollte ich auch?« fragte Aragh.
»Die beiden Brüder waren bei ihrer Geburt miteinander verwachsen, und ihre Trollmutter hat sie getrennt«, fuhr Jim fort. »Sie glauben, daß sie das Recht haben, beide gleichzeitig gegen Mnrogar zu kämpfen - warum lacht Ihr?«
Araghs Kiefer klappten mit einem vernehmlichen Knacken zusammen.
»Das wird sicher sehenswert sein!« sagte Aragh. »Ich glaube, sowohl die beiden als auch Mnrogar werden überrascht sein.«
»Könnte Mnrogar die beiden besiegen?« fragte Jim.
»Vielleicht. Wer weiß?« meinte Aragh. »Wir werden abwarten müssen.«
»Wißt ihr, Aragh«, sagte Jim, der nun kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren, »ich bin Euch dankbar, daß Ihr mir von dem Troll auf der Tribüne und von diesen anderen Trollen, die langsam näher kommen, erzählt habt; aber in anderer Hinsicht seid ihr nicht gerade hilfreich.«
»Ihr Menschen lauft herum und gebt einander Ratschläge«, sagte Aragh. »Wölfe tun das nicht.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille zwischen ihnen.
»Soviel will ich Euch jedenfalls sagen«, bemerkte Aragh schließlich. »Ihr solltet Carolinus davon erzählen - und zwar bald.«
»Ich wünschte, das könnte ich«, sagte
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