Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
sagte Jim. »Und nun, Angie, möchte ich, daß du um das Zelt herum reitest, so daß du in der Nähe von Ned Dunster stehst, aber vor Mnrogar, der keine Silbe sprechen wird. Ned wird sein Horn an die Lippen setzen, und ich werde es durch Magie erklingen lassen. Warte, bis der letzte Ton Gelegenheit hatte, einige Sekunden in der Luft zu hängen, so daß alle ihn hören konnten. Du bewegst die Lippen, als sprächest du. Ich werde durch deinen Mund Mnrogars Herausforderung aussprechen. Am Ende werde ich fragen, ob irgend jemand die Herausforderung annehmen will.«
»Ich wette, daß binnen weniger Sekunden andere Trompeten mit Ja antworten werden«, sagte Angie.
»Das denke ich auch«, erwiderte Jim. »Du mußt jedoch darauf warten; und wenn die Antwort kommt, drehst du dich wieder um und reitest an Mnrogar vorbei. Dann nimmst du die Zügel seines Pferdes und führst ihn wieder in das große Zelt. Ihr beide, du und Mnrogar, werdet aussehen wie Geschöpfe des Teufels persönlich, daher bin ich mir ziemlich sicher, daß niemand von den offiziellen Herolden auftauchen wird, um zu helfen. Brian, ich und unsere Bewaffneten werden immer noch hier sein. Mnrogar ist soweit fertig.«
»Warum soll ich ihn dann wieder hineinbringen?« fragte Angie. »Das erscheint mir doch ...«
»Ich möchte, daß man ihn nicht sehen kann, außer bei den eigentlichen Tjosten«, sagte Jim. »Mnrogar oder das Wildschweinpferd könnten etwas tun, das den Argwohn der Leute weckt. Und noch etwas. Wenn Ihr später zur Tjost wieder herauskommt, wirst du seine Lanze tragen. Dann steigst du vom Pferd und reichst sie ihm herauf. Anschließend wird Ned Dunster wieder den Herold spielen, und ich lasse seine Trompete erklingen, während Mnrogar gegen den ersten Ritter reitet, der die Herausforderung angenommen hat. Vielleicht werden wir kurze Zeit im Zelt warten müssen, während die Ritter, die sich gegen Mnrogar erproben wollen, unter sich ausmachen, wer als erster gegen ihn reiten wird.«
»Das macht nichts«, sagte Angie. »Enna und die Amme sind in unserem Quartier und die Bewaffneten ebenfalls. Es war übrigens eine sehr gute Idee von dir, Kob-Eins im Schornstein sitzen zu lassen.«
»Ach, das weißt du?« fragte Jim überrascht. »Ich hatte gar keine Zeit, dir zu erzählen ...«
»Kob-Eins fängt langsam an, mir zu vertrauen«, erklärte Angie. »Als ich im vorderen Zimmer allein war, kam er herunter und hat tatsächlich mit mir geredet.«
Sie hielt inne, weil Brian, Mnrogar auf dem Wildschweinpferd und die übrigen Männer hinter ihnen aufgetaucht waren. Als das Wildschweinpferd hinter Brians verwandeltem Reittier stehen blieb, wandte Jim sich an Brian.
»Alles in Ordnung«, sagte er zu ihm. »Angie wird als Knappe vorausreiten, und Mnrogar sollte ungefähr zehn Fuß hinter ihr reiten. Ist er soweit?«
»Das ist er«, bestätigte Brian. »Ich überlasse es jedoch Euch, ihm zu sagen, wann er Angie folgen soll und wie er sich benehmen soll. Seit Carolinus ihn verzaubert hat, gehorcht er allen Befehlen. Aber es wird zweifellos das Beste sein, wenn er nur Eure Stimme hört, die ihm von jetzt an seine Anweisungen gibt. Und nun muß ich zu den Tribünen zurückkehren, um dort zu sein, wenn die Ritter ihr Recht einfordern, gegen Mnrogar kämpfen zu dürfen. Als Sieger des Turniers gebührt mir ein Ehrenplatz.«
»Brian!« rief Jim. »Ihr habt doch nicht etwa vor, gegen Mnrogar zu reiten, oder? Ihr wißt, wozu er fähig ist, vor allem mit diesem Wildschweinpferd ...«
»Oh, es wäre mir ein Vergnügen, gegen ihn zu reiten. Es ist durchaus möglich, daß ich es vielleicht - aber nein«, sagte Brian, »wir wollen doch, daß Mnrogar alle besiegt, gegen die er antritt. Nach mir gebührt Sir Harimore als nächstem die Ehre, der erste zu sein, der gegen den Schwarzen Ritter antritt. Er wird mir natürlich den Vortritt lassen wollen, aber ich werde erklären, daß Blanchard plötzlich lahmt, und ich möchte ihn nicht gefährden, indem ich ihn heute noch einmal reite. Jeder wird verstehen, daß kein Ritter eine Tjost mit einem Pferd beginnen wird, das nicht gesund ist. Harimore wird wissen, daß das Lahmen nur eine Ausrede ist; aber er wird überdies wissen, daß ich diese Ausrede nicht aus mangelndem Kampfeswillen äußere. Er wird es als Höflichkeit ihm gegenüber auffassen, weil sein Sattel gebrochen ist, so daß er unsere letzte Runde verlieren mußte.«
Angie versuchte erfolglos, ein Kichern zu unterdrücken. Brian sah sie einen Augenblick lang
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