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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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noch mehr über Agatha Falon zu sagen?«
    Mnrogar antwortete nicht.
    »Ach, laßt ihn doch in Ruhe!« brach es aus Agatha Falon heraus. »Ihr alle wißt überhaupt nichts. Ihr könnt nichts beweisen. Für mich spielt es ohnehin keine Rolle, was Ihr sagt!«
    Einen Augenblick lang herrschte tiefe Stille in dem Raum - verblüffte Stille auf seiten des Bischofs, nachdenkliche Stille auf seiten seines Kaplans und eine betroffene, betäubte Stille auf seiten des Grafen. Jim spürte, daß immer noch Sherlock Holmes' Worte an ihm nagten, sein Rat, den verschwundenen Zeugen zu suchen. Irgendwo war irgend jemand, den sie noch nicht angehört hatten. Nun, eines konnte er noch versuchen.
    »Wahrheitskästchen«, sagte er, »ist noch jemand da, der Agatha Falon während der zwei Jahre ihrer Kindheit, in denen sie ihrer Familie entrissen war, gekannt hat? Wenn ja, fordere ich denjenigen nun zum Sprechen auf.«
    Es entstand eine kurze Pause, in der es so schien, als hätte sich eine gewisse Anspannung sämtlicher Anwesender bemächtigt; dann ertönte klar und deutlich eine Stimme aus dem Kasten.
    »Ich bin Mnrogar, und ich weile noch unter den Lebenden!« sagte die Stimme - und es war die Stimme des Trolls.
     

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    »Ich bin Mnrogar, und ich gehe, wohin ich will. Manchmal bin ich weit hinausgegangen, um nachzusehen, ob da nicht ein anderer Troll wäre, der nicht vor meinem Anblick oder meinem Geruch davonlaufen würde...«
    »Bringt das Ding zum Schweigen!« brüllte der in Ketten gefesselte Mnrogar plötzlich und mit rauher Stimme. »Ich werde sprechen!«
    Jim ließ den Deckel des Kastens, der immer noch redete, hastig zufallen und schnitt die Stimme mitten in der Silbe ab.
    »Ich war einmal weit fort von hier«, erklärte Mnrogar nun. »Ich roch ein Weibchen, dessen Duft sich mit dem eines Menschen vermischte. Ich ging zu ihrer Höhle; als ich diese erreichte, mußte sie mindestens seit zwei Tagen leergestanden haben. Aber draußen vor dem Eingang lag beinahe tot und völlig reglos ein kleiner Mensch. Ein junger Mensch.
    Ich hatte keinen Hunger. Ich beobachtete den Menschen für eine Weile. Er versuchte, zu mir zu kriechen. Ich hatte keinen Hunger. Ich hob ihn hoch und nahm ihn mit zu mir nach Hause. Hier in meine eigene Höhle...«
    Er starrte den Grafen an.
    »... und ihr wißt, wo diese Höhle liegt.«
    Der Graf sagte nichts.
    »Auf meinem Land gibt es Hirsche, Schweine, Kaninchen ... Hier habe ich nie Hunger gelitten. Ich habe dem kleinen Menschen Essen angeboten, aber er konnte nicht essen, wie ich esse. Da ich jedoch schon lange hier lebte, kannte ich die Menschen. Ich ging nachts hinauf, wenn alle schliefen, und brachte Essen, wie die Menschen es essen, mit hinunter, und Wasser. Das aß sie. Mit der Zeit wurde sie stark. Das Weibchen hatte nicht gewußt, wie sie es hätte füttern müssen. Sie hatte das kleine Menschenjunge geraubt, weil ihr eigenes Junges gestorben war - aber es hatte nichts genutzt. Das Menschenjunge konnte das frische Fleisch, das sie ihm zuwarf, nicht essen. Es folgte ihr auch nicht, wenn sie aus der Höhle ging, um zu jagen. Es war schwach und nutzlos. Sie ließ es zurück.
    Ich war klüger. Ich habe es gefüttert und bei mir behalten. Das kleine Menschenweibchen wuchs. Sie versteckte oft einen kleinen Stein und zog und zerrte dann an mir, bis ich ihn suchte. Dann mußte ich den Stein verstecken, damit sie ihn suchen konnte. Nach und nach stellte ich fest, daß es mir gefiel, sie hier vorzufinden, wenn ich von der Jagd zurückkehrte.
    Aber mit der Zeit hörte sie auf zu essen und wurde wieder dünn. Ich brachte sie dann zu ihrer Menschenbehausung, nicht weit von der Stelle entfernt, an der die Höhle dieses Trollweibchens gewesen war. Dort habe ich sie vor Sonnenaufgang zurückgelassen. Dann bin ich wieder hierhergekommen.«
    Er verstummte so abrupt, daß es einen Augenblick dauerte, bis alle Anwesenden im Raum begriffen hatten, daß er mit seiner Erzählung am Ende war.
    »Das ist ja alles schön und gut«, sagte der Bischof. Aber seine Stimme klang nicht mehr ganz so schneidend wie zuvor. »Die Tatsache bleibt jedoch, daß dieser Troll vor uns sagte, er hätte unter denen, die heute morgen auf der Tribüne waren, einen anderen Troll gewittert; aber der einzige, den er gewittert hat, war Lady Agatha. Und wenn Lady Agatha auch kein Trollblut in sich hat, wie kommt es dann, daß sie wie ein Troll riecht?«
    Die Frage war wie das Haar, an dem das Schwert des Damokles über dessen Haupt hing. Jim

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