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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ruhige, mühelose Fortbewegung. Diese Art des Fliegens war eher wie eine Reise in einem Traum.
    Es war großartig. Jim erinnerte sich daran, daß er bei seinem ersten Flugversuch in seinem Drachenkörper vollkommen hingerissen gewesen war von dem herrlichen Gefühl, sich geschwind in die Luft zu erheben, zu schweben oder mehrere hundert Fuß tief hinabzuschießen. Aber mit dem Kobold über die weiße Landschaft dahinzutreiben war noch herrlicher. Diese Art der Fortbewegung fühlte sich tatsächlich so an, als trieben sie schwerelos durch die Luft.
    »Keine Spur von dem Troll«, sagte Jim laut und ohne nachzudenken. Er blickte auf die Schneedecke unter sich, die nur gelegentlich eine Tierfährte erkennen ließ. Er versuchte sich vorzustellen, welche Spuren die großen, nackten Plattfüße des Trolls wohl hinterlassen mochten, dessen riesige Zehen in krallenartigen Nägeln endeten.
    »Das liegt daran, daß sie alle unter dem Schnee stecken«, meldete Kob-Eins sich unerwartet zu Wort. Jim drehte sich zu dem Kobold um. Er ritt anscheinend auf einem einzigen, dünnen Rauchschwaden. Jim blickte an seinen Beinen hinunter und sah, daß er dasselbe tat. »Unter dem Schnee?« wiederholte er. »Ich habe von dem Troll gesprochen.«
    »Ich auch«, erwiderte Kob-Eins düster. »Ich mag weder Trolle noch Drachen. Und keine Nachtschatten und keine Sandmerker und keine großen Küchenmamsells mit riesigen Messern...«
    »Wie meinst du das, unter dem Schnee?« fragte Jim. »Selbst wenn der Schnee hoch genug wäre, um einen Troll zu verbergen ...«
    »Oh, sie legen sich nicht einfach irgendwo hin und warten darauf, daß der Schnee sie zudeckt, Mylord«, erklärte Kob-Eins. »Sie suchen sich Plätze aus, an denen der Schnee sich zu einer hohen Wehe auftürmen wird. Dort legen sie sich dann nieder. Die Kälte macht ihnen natürlich nichts aus - genausowenig wie irgend etwas sonst. Sie können unter der Schneewehe liegen bleiben, solange sie wollen, bis jemand vorbeikommt. Dann springen sie aus dem Schnee auf, packen ihn und fressen ihn. Für gewöhnlich sind es natürlich nur unschuldige Rehe oder Kaninchen, aber es könnte jeden treffen - sogar einen Kobold wie mich!«
    »Nun, es dürften eigentlich keine Trolle hier in der Gegend sein, die dir das antun könnten«, meinte Jim. »Der Burgtroll sagt, er hätte sein Gebiet seit achtzehnhundert Jahren gegen andere Trolle gehalten.«
    »Das behauptet er vielleicht«, meinte Kob-Eins. »Aber da unten lauern Hunderte. Ich habe sie gesehen, als sie noch darauf warteten, daß der Schnee sie zudeckte. Das war, als ich zum ersten Mal nach Euch suchte und es noch geschneit hat.«
    »Hunderte?« fragte Jim. »Du mußt dich täuschen.«
    »Nein, Mylord, ich täusche mich nicht«, versetzte Kob-Eins ernsthaft. »Ich erkenne einen Troll, wenn ich einen sehe, und es waren Hunderte da unten. Mindestens.«
    Jim wurde plötzlich ganz flau im Magen.
    »Wenn so viele hier draußen sind, warum weiß der Burgtroll dann nichts davon? Er hat mit großem Nachdruck behauptet, daß es ihm gelungen sei, all diese Jahre sein Gebiet gegen andere Trolle zu verteidigen.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Kob. »Aber ich bin auch nur ein Kobold.«
    »Warum könnten die Trolle hier sein?« fragte Jim.
    »Das weiß ich nicht, Mylord«, erwiderte Kob-Eins.
    Jim konnte sich gerade noch davon abhalten, eine scharfe Bemerkung dahingehend zu machen, daß Kob-Eins von nichts etwas zu wissen schien.
    Er riß sich zusammen. Schließlich war der kleine Bursche genau das, was er gesagt hatte. Von jemandem, der seine Tage und Nächte in einem Küchenschornstein zubrachte, konnte man schlecht erwarten, daß er über den Rest der Welt viel wußte, auch wenn er gelegentlich ausging. Außerdem erinnerte sein kleiner Temperamentsausbruch ihn an Angies Worte, nachdem sie Brian und Geronde zurückgelassen hatten. Wie gewöhnlich drängten sich Angies Bemerkungen einige Zeit später in sein Bewußtsein zurück, um an ihm zu nagen.
    Sie hatte natürlich ganz recht. Er hatte Brians Leichtgläubigkeit ausgenutzt - und so etwas machte man nicht mit seinem besten Freund, in keinem Jahrhundert. Nun, hoffentlich würde Brian den Leuten erzählen, er könne sich an die Botschaft nicht mehr erinnern. Dann würde die ganze Sache gewiß bald in Vergessenheit geraten. Dennoch nahm Jim sich fest vor, in Zukunft eine Möglichkeit zu finden, wie er die Sache wiedergutmachen konnte.
    »Wir sind fast da!« unterbrach die Stimme von Kob-Eins seine

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