Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
- hatte keine Einwände?«
»>Schelm!< sagte ich zu ihm«, fuhr Kob-Eins fort. »>Ich bin Kob-Eins de Malencontri. Ich werde Eure Burg von Zeit zu Zeit aufsuchen. Überdies werde ich mich nicht herablassen, das Wort an Euch zu richten, es sei denn, ich bedürfte Eurer aus irgendeinem Grund. Wenn dies der Fall ist, erwarte ich, daß man mir den geziemenden Respekt erweist, den ein Höhergestellter wohl erwarten darf!<«
»Na, der Teufel...« Jim konnte sich gerade rechtzeitig bremsen. In dieser Welt sprach man nicht leichthin vom Teufel und schon gar nicht davon, daß er einen holen kommen solle. Er fuhr fort. »Aber ich muß jetzt gehen...«
»Oh, aber Mylord ...!« Kob-Eins ließ seine Aura der Überlegenheit augenblicklich von sich abfallen. »Ihr habt Euch überhaupt nicht angehört, was ich Euch von Secoh ausrichten sollte - diesem Drachen, Ihr wißt schon...«
»Ich kenne Secoh«, sagte Jim. »Tatsächlich ist er einer der Gründe, warum ich nun nach Malencontri zurückkehre. Befindet er sich noch dort?«
»Ja, tatsächlich, Mylord«, antwortete Kob-Eins. »Ich hörte Euren Haushofmeister John zu Eurem Ersten Mundschenk sagen, daß er den Bewaffneten Weisung geben könne, den Drachen aus der Burg zu schaffen. Aber er hielt dies dann doch nicht für angeraten, da dieser Drache ein besonderer Freund von Euch ist. Also ist er dortgeblieben, ißt und trinkt und wird immer wütender auf mich. Schon mit einigen wenigen seiner großen Zähne könnte er mich in zwei Hälften knacken. Er ist schlimmer als ein Troll. Wißt Ihr, daß unter dieser Burg ein Troll lebt?«
»Ich habe mit ihm gesprochen«, entgegnete Jim.
»Oh. Nun, Ihr seid ein großer Magier mit einem Schwert«, sagte Kob-Eins, »aber wir Kobolde - selbst ein Kobold wie ich, Kob-Eins de Malencontri -, wir können gegen niemanden kämpfen. Unsere Devise ist, uns unsichtbar zu machen.«
»Ich werde nun zu Secoh gehen«, sagte Jim, »und je früher ich loskomme, um so besser. Wenn du schneller nach Malencontri gelangen kannst als ich, kannst du ihm gleich sagen, ich wäre unterwegs.«
»Oh, das werde ich«, sagte Kob-Eins. »Ich kann in wenigen Augenblicken dort sein, wenn ich den Rauch reite.«
»Verstehe«, sagte Jim. »Nun, dann brich jetzt auf und sag es ihm. Leb wohl.«
Er wandte sich der Tür zu.
»Wohin geht Ihr?« fragte Kob-Eins hinter ihm. »Wißt Ihr, Mylord, ich könnte Euch mitnehmen.«
Jim blieb stehen und drehte sich abermals um.
»Das könntest du?« fragte er.
»O ja, das ist eines der wenigen Dinge, die wir Kobolde können - jemanden mitnehmen, wenn wir den Rauch reiten. Im allgemeinen tun wir das natürlich nicht. Nur manchmal, da nehmen wir Kinder mit. Sie sind klein und sie mögen uns; und selbst wenn sie später den Erwachsenen davon erzählen, glaubt ihnen niemand. Daher ist die Sache für uns vollkommen ungefährlich. Aber da Ihr mir die Ehre angetan habt, mir einen Namen zu geben, möchte ich Euch helfen, Mylord. Wollt Ihr mit mir auf dem Rauch zurückreiten?«
»Ich wollte eigentlich ein Pferd mitnehmen«, sagte Jim stirnrunzelnd.
»Ihr habt Pferde auf Malencontri«, meinte Kob-Eins ein wenig furchtsam.
Das stimmte natürlich. Jim kam sich ein wenig töricht vor.
»Gut denn.« Dann warf er einen Blick auf das Feuer, das im Kamin herunterbrannte und nach einem ziemlich unbequemen Aufenthaltsort aussah. »Wie soll ich das denn machen?«
»Gebt mir einfach Eure Hand, Mylord.« Kob-Eins streckte den Arm aus und Jim ergriff die kleine braune Hand. Einen Augenblick später reiste er bereits den Kamin hinauf, ohne eigentlich zu wissen, wie er dort hingekommen war.
Er hatte sich den Aufstieg durch den Schornstein als eine rußige, enge und unbequeme Angelegenheit vorgestellt. Aber dies war ein mittelalterlicher Schornstein, der breiter und tiefer war als jene, die er aus dem zwanzigsten Jahrhundert kannte. Außerdem war vielleicht ein Elementarzauber des Kobolds am Werke, denn sie flogen hinauf, ohne daß er sich den weiten Umhang beschmutzt hätte. Dann hatten sie den Schornstein schon hinter sich, bevor er überhaupt Zeit fand, sich auf irgend etwas zu besinnen.
Fast im gleichen Augenblick schwebten sie bereits über die Wipfel der blattlosen Bäume und den schneebedeckten Boden.
Jims erster Eindruck war, daß sie sich nicht besonders schnell bewegten, aber dann änderte er seine Meinung und befand, daß sie tatsächlich schneller vorankamen, als er in seinem Drachenkörper hätte fliegen können. Aber es war eine sehr
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