Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
anderen Trolle wieder dahin zurückkehren, woher sie gekommen sind?«
»Ich habe so etwas noch nie erlebt«, meinte Aragh.
»Aber wenn Mnrogar gewinnt, hätten sie keinen Grund mehr zu bleiben, es sei denn, sie wollten einer nach dem anderen unter seinen Klauen sterben.«
»Wie schätzt Ihr Mnrogars Aussichten ein, wenn dieser Troll seinen Plan wahr macht und ihn herausfordert?« fragte Jim. »Ich nehme an, daß er nicht annähernd so groß und stark ist wie Mnrogar.«
»Mnrogar würde nicht verlieren, weil er zu schwach ist, James«, sagte Aragh. »Ein Troll ist nicht wie Ihr oder ich, die mit der Zeit alt und langsam werden. Trolle wachsen lediglich im Laufe des Älterwerdens; sie werden größer, stärker und gefährlicher. Kein anderer Troll käme normalerweise auch nur auf den Gedanken, ihn herauszufordern.«
»Warum will dieser es dann überhaupt versuchen?« fragte Jim.
»Irgendwie wittert er eine Chance«, sagte Aragh. »Ich weiß nicht, wieso. Aber wenn ich raten soll, könnte ich es Euch vielleicht erklären.«
»Ich bitte Euch darum«, sagte Jim.
»Dann sieht die Sache folgendermaßen aus«, erwiderte Aragh. »Während ein Troll selbst zwar im Laufe der Jahre nicht schwächer wird, könnten sein Herz und seine Willenskraft durchaus schwächer werden. Die Trolle müssen allein sein, um zu leben, und vielleicht bringt die Einsamkeit sie an einen Punkt, an dem sie nicht mehr leben wollen - Ihr erinnert Euch, daß ich ihm bei unserem Gespräch unter der Burg gesagt habe, was ihm fehlt?«
»Hm«, sagte Carolinus.
»So geht es allen anderen auch«, fuhr Aragh den Magier an. »Warum nicht auch einem Troll? Er sieht sich vielleicht als ein von allen anderen Trollen getrenntes Wesen. Am Anfang gefällt ihm das. Allein lebende Trolle verlieren nicht wie Menschen den Verstand. Aber er könnte das Gefühl entwickeln, daß es ihm langsam egal ist, was aus ihm wird. Der Troll, der ihn herausfordert, hofft vielleicht, daß das aus irgendeinem Grund geschehen sein könnte.«
Wie um sie zu ärgern, hörte Aragh auf zu reden.
»Und wenn das bei Mnrogar der Fall ist?« fragte Jim.
»Nun, Mnrogar will vielleicht gar nicht gewinnen«, antwortete Aragh. »Wenn einen Menschen, ein Tier, ein Elementarwesen oder sogar einen Gott der Kampfgeist verläßt, dann ist es um ihn geschehen. Wo sind all die alten Götter geblieben, von denen alle behaupten, es hätte sie einmal gegeben? Ohne Kampfgeist müssen alle Dinge sterben. Ein Troll, der glaubt, Mnrogar hätte seinen Kampfgeist verloren, könnte ihn vielleicht in der Hoffnung auf einen Sieg herausfordern. Das ist der einzige Grund, warum meiner Meinung nach einer von ihnen das Risiko eingehen könnte, Mnrogar herauszufordern.«
»Als Brian und ich an diesem Tag mit Mnrogar geredet haben«, sagte Jim zu Carolinus, »erschien es mir, als errege er sich beinahe unnatürlich über den Gedanken, daß ein anderer Troll in die Burg gelangt sein sollte. Und das trotz der Tatsache, daß keiner von uns es zu begreifen schien - und daß Mnrogar uns auch keinen Grund genannt hat -, warum es überhaupt möglich ist, daß ein anderer Troll sich in der Burg aufhält. Aber als ich ihn von einem >Still<-Befehl entbunden habe, warf er sich zu Boden und schlug mit dem Kopf auf die Erde wie ein Kind, als sei er der Situation hilflos ausgeliefert.«
»Das ist alles ziemlich weit hergeholt, Jim«, meinte Carolinus. Nun sah er seinerseits Aragh an. »Ihr glaubt, es bestünde die Möglichkeit, daß Mnrogar innerlich gealtert sei?«
»Die Möglichkeit besteht«, sagte Aragh. »Ein anderer Grund fällt mir nicht ein. Ich bin nicht so ein großer Denker, wie Ihr beide es seid.«
Er bedachte sie mit einem bösartigen Grinsen.
»Ich bin lediglich ein aufrichtiger englischer Wolf, der mit allen vier Beinen auf der Erde steht und sich an die Dinge hält, mit denen er sich auskennt. Und ich sage Euch das nur, weil es Jim vielleicht hilft.«
Aragh erhob sich.
»Und jetzt«, sagte er, »schafft uns zurück in Euer Haus am Klingelnden Wasser, Carolinus. Ich weiß nicht, wie Ihr beide das seht - vielleicht wollt Ihr Euch auch noch die nächsten drei Tage unterhalten, aber ich habe zu tun.«
»Wartet!« fuhr Jim dazwischen. »Ich brauche noch ein paar Informationen, Carolinus.«
Immer noch auf allen vieren zog Aragh den oberen Teil seines Körpers zurück und hob verärgert Kopf und Nase.
»Reden, reden«, sagte er voller Verachtung. »Den Menschen ist das Reden wichtiger als allen anderen
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