Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Wesen, die ich kenne. Nun, ich gebe Euch noch ein klein wenig Zeit.«
»Vielen Dank«, sagte Jim. »Es dauert nicht lange.«
Dann wandte er sich wieder an Carolinus.
»Ich hatte folgendes im Sinn«, sagte er. »Vielleicht gelingt es mir, dafür zu sorgen, daß der Graf und der Troll miteinander verhandeln, wem die Burg und das Territorium gehören. Wenn man sie dazu bewegen könnte, jeweils den Standpunkt des anderen einzusehen, werden sie vielleicht beinahe Freunde. Zumindest so weit, daß der Graf es dem Troll ermöglicht, ohne Gefahr hinaufzugehen. Und dort könnte er aus einem sicheren Versteck heraus jeden Gast beschnuppern und so den Troll unter ihnen ausmachen. Wenn er keinen Troll riecht, wird das ein Beweis sein, daß er sich geirrt hat und daß es oben auf der Burg gar keinen weiteren Troll gibt. Und dann kann er sich entspannen.«
Carolinus und Aragh sprachen beide gleichzeitig.
»Völliger Blödsinn!« begann Carolinus. »Der Graf würde niemals...«
»Ihr habt keine Ahnung von Trollen!« sagte Aragh, und als Jim den Wolf betrachtete, sah er, daß sein Maul zu einem lautlosem Gelächter geöffnet war.
»Glaubt, was Ihr wollt«, sagte er halsstarrig. »Aber wenn ich die beiden dazu bekommen könnte, sich an einen Tisch zu setzen - sagen wir, irgendwo außerhalb der Burg -, kann ich dann auf Euch beide zählen, wenn ich sie soweit habe?«
»Wozu braucht Ihr unsere Hilfe?« wollte Aragh wissen.
»Ich möchte nicht, daß die beiden miteinander kämpfen!« sagte Jim. »Sie können einander an den Kopf werfen, was sie wollen, aber ich möchte nicht, daß es zu einem Kampf kommt, weil es danach keine Hoffnung mehr gäbe, sie jemals wieder zusammenzubringen...«
»Danach«, warf Aragh ein, »habt Ihr nur noch Mnrogar, aber keinen Grafen mehr.«
»Genau«, sagte Jim. »Oder vielleicht - einen Grafen und keinen Mnrogar.«
Aragh schnaubte ungläubig.
Jim fuhr unbeirrt fort. »Aragh, auf Euch würde der Troll vielleicht hören. Carolinus, Ihr könntet die beiden mit Hilfe von Magie davon abhalten, einander zu berühren oder zu verletzen. Das ist der Grund, warum ich sie an einem Tisch im Wald zusammenbringen wollte. Der Gedanke dahinter ist, daß die beiden sich außerhalb der Burg treffen, wo der Segen des Bischofs keine Wirkung hat und man Magie anwenden könnte.«
»Hm«, meinte Carolinus nachdenklich. »Nicht daß Ihr glaubt, ich würde auch nur einen Augenblick lang davon ausgehen, daß Ihr die beiden tatsächlich an einen Tisch bekämt, um zu - welches war noch das Wort, das Ihr benutzt habt?«
»Zu verhandeln«, sagte Jim. »Das bedeutet, daß sie ihre Meinungsverschiedenheiten in aller Ruhe erörtern und eine Möglichkeit finden, sie beizulegen. Auf diese Weise können sie Freunde werden oder doch zumindest in Harmonie miteinander leben. Ich werde in meinem Drachenkörper dort sein, wodurch es mir möglich sein sollte, die beiden bis zu einem gewissen Grad in Schach zu halten. Ich bezweifle nämlich, daß selbst Mnrogar mit einem Drachen kämpfen möchte.«
»Der doch nicht«, sagte Aragh. »Trolle sind keine Idioten. Sie hassen Drachen, und einer der Gründe dafür ist der, daß Drachen zu groß sind, als daß ein Troll sie töten könnte. Ich glaube, in Wahrheit fürchten sie sich vor Drachen - nicht daß einer von ihnen sich nicht gegen einen Drachen zur Wehr setzen würde, wenn man ihn zu einem Kampf zwingen und in die Enge treiben würde.«
»Verhandeln...«, sagte Carolinus, als drehte er das Wort auf seiner Zunge hin und her, um festzustellen, wie es schmeckte.
»Ja«, sagte Jim. »Das machen wir da, wo ich herkomme, häufig.«
Im Geiste drückte er die Daumen, daß keiner der beiden ihn fragte, wie oft denn Verhandlungen dort, wo er herkam, erfolgreich verliefen. Glücklicherweise fragten sie nicht.
»Nun«, sagte Carolinus, »wenn Ihr die beiden zusammen bekommt und glaubt, das könnte Erfolg haben, würde ich auf jeden Fall auch kommen und das Wissen eines Magiers der Kategorie Eins Plus benutzen, um die beiden mit Hilfe von Magie daran zu hindern, einander etwas anzutun.«
»Ich werde auch anwesend sein«, meldete Aragh sich zu Wort. »So, können wir jetzt gehen?«
»Ja«, sagte Jim.
Carolinus hob den Finger, und augenblicklich klammerte sich die kleine Fee daran fest.
»T. B.!« sagte Carolinus. »Das ging aber schnell!«
Die Fee klingelte.
»Also, T. B., Ihr verfügt nicht über das Zweite Gesicht. Nur Menschen haben ein Zweites Gesicht. Elementargeister, Dämonen,
Weitere Kostenlose Bücher