Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
versprochen, ihm dabei zur Seite zu stehen. Es war nicht so, daß Jim Araghs Beistand für notwendig erachtete, und das hatte er dem Wolf auch erklärt; aber wenn Mnrogar überhaupt jemandem im gewissen Maße vertraute, dann schien das - so seltsam es war - Aragh zu sein. Obwohl Jim keinen Zweifel hatte, daß die beiden einander, falls es erforderlich sein sollte, ohne eine Sekunde zu zögern töten würden.
Nichtsdestoweniger hatten sie große Fortschritte erzielt. Als nächstes mußte er Brian aufspüren und herausfinden, wie der genaue Zeitplan für die restlichen Weihnachtstage aussah. Während er leichtfüßig die Treppe hinaufeilte, versuchte er sich darauf zu besinnen, wie der Text des Liedes lautete, das der Liebende seiner wahren Liebe am dritten Weihnachtstag sang -also dem Tag, der ihnen morgen bevorstand.
Am ersten Tag war es >ein Rebhuhn in einem Birnbaum< gewesen. Am nächsten Tag hatten es dann >zwei Turteltauben< sein müssen. Dann kam der dritte... Aber da ließ sein Gedächtnis ihn im Stich. Es waren entweder >drei Mädchen, die tanzten< oder >drei Herren sprangen<. Er war sich so gut wie sicher, daß die springenden Herren in die nächste Zeile gehörten ->vier Herren sprangen ...<
Er ging den Korridor hinunter, umrundete die Mauer des Burgturmes zu dem Eingang, der in sein Quartier führte, und versuchte immer noch, das Rätsel zu lösen. Je länger er darüber nachdachte, mußten es doch >drei Mädchen, die tanzten< sein - es sein denn, es waren weder Damen noch Herren. Vielleicht konnte Angie ihm weiterhelfen.
»Heil allewege, Tom!« sagte er unbeschwert zu dem Bewaffneten, der vor ihrer Tür Dienst tat.
»Heilt es draußen, Mylord?« fragte Tom verwirrt.
»Nein, nein, Tom«, sagte Jim und hielt kurz inne. »Ich habe nur gescherzt. Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest!«
»Und ich Euch, Mylord«, sagte Tom hinter ihm, als Jim durch die Tür trat und sie hinter sich schloß.
Was Jim im nächsten Augenblick hörte, ließ ihn jäh erstarren.
Aber auch nur einen Augenblick lang. Es waren zwei zornig erhobene Frauenstimmen aus dem Nebenzimmer, und eine dieser Stimmen gehörte Angie.
So schnell er konnte, stürzte er auf den Ledervorhang in der Türöffnung zu und in das andere Zimmer, wo er Robert in seiner Wiege weinen sah. Die junge Amme lag regungslos auf dem Boden. Angie rang mit einer Frau, die einen Dolch in der Hand hielt. Nur Angies Hand, die das Handgelenk ihrer Gegnerin festhielt, hielt die Frau davon ab, ihre Waffe zu benutzen.
Jim stürzte sich auf den Arm der Hand, die die Waffe hielt.
Angie war die größere der beiden Frauen; sie hatte schon im zwanzigsten Jahrhundert als athletisch gelten können, aber in ihren Jahren hier noch an Kraft gewonnen. Dagegen war die andere Frau schwerer und offensichtlich hart wie Stahl. Sie lieferte Angie einen gleichwertigen Kampf. Jim übertraf jedoch beide Frauen an Gewicht um mindestens vierzig Pfund; sein Aufprall glich dem eines Footballspielers. Eine seiner Hände schloß sich um das Gelenk der Hand mit dem Dolch, während er mit der anderen die Hand und den Dolch zugleich packte und den Dolch dem Griff der Finger entwand.
Sein Aufprall ließ die beiden Frauen auseinandertaumeln, aber keine stürzte. Ein einziger Blick auf Angie zeigte ihm, daß sie zwar außer Fassung, ansonsten aber unversehrt war. Er sah die Frau an, der er den Dolch entwunden hatte. Es war Agatha Falon. Ihr Blick ruhte starr auf Jim, und er hätte nie geglaubt, daß ein menschliches Gesicht auf so bösartige Weise zornverzerrt sein konnte.
»Ich werde dafür sorgen, daß Ihr beide dafür den Kopf verliert!« sagte sie mit leiser, ungleichmäßiger Stimme.
»Nein, das werdet Ihr nicht«, sagte Jim und war überrascht zu hören, daß in seiner Stimme beinahe genauso viel angedrohte Gewalt lag wie in ihrer.
»O doch!« Agatha Falon zischte die Worte. »Der König wird tun, was ich sage.«
»Nein, das wird er nicht«, entgegnete Jim. »Er mag zwar immer noch etwas für Frauen übrig haben, aber mehr als alles andere schätzt er die Freiheit, sich zu betrinken und sich zu amüsieren, während die großen Herren und Ratgeber um ihn herum das Königreich beherrschen. Eben diese Herren und Ratgeber werden erfahren, was Ihr hier zu tun versucht habt. Sie sind sich bereits der Gefahr bewußt, daß Ihr Macht über den König gewinnen könntet. Am Ende seid vielleicht Ihr diejenige, die ihren Kopf verliert, meine Dame!«
»Das werden wir ja sehen!« gab sie
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