Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
sagte Jim erfreut. »Schön, Euch zu sehen!«
Sir John nahm mit schwungvoller Gebärde die Stahlkappe ab.
»Sir James, Lady Angela!« sagte er. »Ich bringe Euch besondere Kunde, und ich wollte, daß Ihr sie als erste vernehmt. Deshalb bin ich eigens von London hergeritten. Können wir hineingehen?«
»Aber gewiß doch!« Jim blickte sich nach seinem Knappen um.
Theoluf war bereits in Begleitung eines Bewaffneten erschienen, der Sir Johns Gefolgsleute zu den Ställen geleitete, um ihnen Unterkünfte zuzuweisen und sie mit Speis und Trank zu versorgen. Theoluf hielt den Hengst am Zügel, als Sir John sich aus dem Sattel schwang.
»Mit Eurer Erlaubnis, Sir John«, sagte Theoluf, »bringe ich ihn in den Stall und sorge dafür, daß man sich um ihn kümmert. Dürfte ich seinen Namen erfahren?«
»Das ist Tonnere de Beaudry«, antwortete Sir John.
»Bitte hier entlang, Tonnere de Beaudry«, wandte Theoluf sich mit der seinem Wert gemäßen Höflichkeit an das Streitroß und führte es fort.
Sir John wandte sich nun wieder Jim und Angie zu, und alle drei begaben sich zum Eingang des Palas. Jim, der mittlerweile völlig durchgefroren war, wäre gern etwas schneller gegangen; der Anstand gebot es ihnen jedoch, gemächlich zum Eingang zu schlendern.
»Ich kann nur bis morgen bleiben«, bemerkte Sir John. »Ich habe im Westen noch etwas zu erledigen. Der Weg führte mich jedoch an der Malvernburg vorbei, wo ich Sir Brian anzutreffen hoffte, denn zur Burg Smythe müßte ich einen Umweg machen. Ich wollte ihm die persönlichen Glückwünsche Seiner Majestät zum Sieg beim Weihnachtsturnier des Grafen von Somerset überbringen. Seine Majestät war begeistert von der Schilderung des Turniers, die Richard de Bisby, Bischof von Bath und Wells, ihm gegeben hat. Sir Brian hatte sich jedoch bedauerlicherweise ins Heilige Land begeben. Lady Geronde de Chaney gewährte mir für eine Nacht Unterkunft. Jetzt, wo ich hier bin, muß ich sagen, daß es mich schwer beeindruckt hat, wie der Troll des Grafen, natürlich unter Eurer Anleitung, mit unseren fünf edlen Rittern umgesprungen ist. Das ist wirklich ein ungewöhnlicher Troll, sowohl im Hinblick auf seine Größe wie auf seine Einstellung.«
»Ja, so könnte man es ausdrücken«, meinte Jim. »Euch habe ich auf der Tribüne allerdings nicht gesehen. Ich habe beim Grafen nach Euch Ausschau gehalten...«
Er verstummte und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, aber jetzt war es schon heraus. Wenn nicht aufgrund seines offiziellen Rangs, so hätte Sir John doch wegen seines Ansehens in der Nähe des Grafen sitzen sollen, doch dort war er nicht gewesen.
»Ach, das«, meinte Sir John leichthin. »Ich habe bei einem alten Freund gesessen, einem früheren Waffengefährten, der auf einer der unteren Bänke Platz genommen hatte. Entgangen ist mir jedoch nichts...«
Er wandte sich Angie zu.
»...Die Zerstreuung, die Ihr für uns am Weihnachtsabend arrangiert habt, Mylady, fand ich übrigens höchst eindrucksvoll.«
»Ich danke Euch«, entgegnete Angie. »Das Verkleiden hat mir wohl ebensoviel Spaß gemacht wie die Tatsache, daß alle zugeschaut haben.«
In eine rege Unterhaltung vertieft, traten sie durch den Eingang in die behagliche Wärme des Palas. Jim fiel auf, daß Sir John es anscheinend nicht eilig hatte, auf den Anlaß seines Besuchs zu sprechen zu kommen. Vielleicht brachte er schlechte Neuigkeiten. Wahrscheinlich hatten sich beim Vormundschaftsbegehren irgendwelche Schwierigkeiten ergeben, die Sir John ihnen schonend beibringen wollte - möglicherweise nach dem Essen.
Doch da irrte sich Jim. Als sie an der hohen Tafel Platz genommen und bei Wein und Gebäck eine Weile geplaudert hatten, näherte sich Sir Johns Knappe der Tafel und blieb geduldig davor stehen, bis Sir John ihn schließlich zur Kenntnis nahm.
»Ah«, sagte er. »Ihr habt es gefunden. Wie ich sehe, ist es in gutem Zustand. Gebt her.«
Der Knappe reichte ihm ein gefaltetes Pergament, dessen Ränder vernäht waren, so daß man es nicht aufschlagen konnte.
»Ihr dürft Euch entfernen«, sagte Sir John zum Knappen und wandte sich zu Jim und Angie um. »Eigentlich hätte ich bis zum Höhepunkt des Abends damit warten sollen«, sagte er. »Doch ich weiß, wie gespannt Ihr darauf seid, zu erfahren, was darin steht. Und daher...«
Er reichte Jim das Paket, der neben ihm saß; Jim hätte es am liebsten an Angie weitergereicht, der es am meisten bedeutete - falls es das war, was er vermutete. Sir John
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