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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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einen Reiseumhang herauszuholen.
    Als sie warm angezogen waren, stiegen sie auf das Dach des Turms. Jim nickte dem wachhabenden Bewaffneten zu.
    »Geh mal eben zum Aufwärmen nach unten, Thomas«, sagte er.
    Der Wachposten zog sich dankbar zurück.
    »Wann verwandelst du mich in einen Drachen?« fragte Angie.
    »Jetzt gleich«, antwortete Jim. »Komm mit.«
    Er geleitete sie hinüber zu der Plattform mit dem großen Kessel, der dazu gedacht war, im Falle eines Angriffs auf das Burgtor mit Öl gefüllt zu werden, das nach dem Erhitzen auf die Angreifer gegossen wurde. Jim stieg auf die Plattform und half Angie hinauf. Hier waren sie auf einer Höhe mit den Zinnen und hatten freie Sicht auf die Lichtung rings um die Burg und den dahinterliegenden Wald.
    »Rück ein Stück weit von mir ab«, sagte Jim. »Bloß ein paar Schritte. So, das reicht. Und jetzt geht's los.«
    Jim stellte sich und Angie als unbekleidete Drachen vor; die Kleider würden in dem Moment wieder materialisieren, da sie sich beide wieder in Menschen verwandelten. Das war ein himmelweiter Unterschied zu den ersten Verwandlungen, die er vollzogen hatte, als er sich zunächst einmal hatte ausziehen müssen, um die Kleider, die er am Leibe trug, nicht zu ruinieren.
    »Du siehst gut aus als Drache«, meinte er zu Angie.
    »Findest du? Oder sagst du das bloß so?«
    »Nein«, erwiderte Jim. »Du bist wirklich ein hübscher weiblicher Drache. Würde ich ständig als Drachenmann durch die Gegend laufen...«
    »Also, ich will dir mal glauben«, sagte Angie. »Und wie geht's weiter?«
    »Jetzt springst du einfach vom Rand der Plattform in die Tiefe, breitest die Flügel aus und fliegst«, antwortete Jim. »Ich bin bei dir, und du machst mir einfach alles nach, schlägst mit den Flügeln, wenn ich damit schlage, und streckst sie ab und gleitest, wenn ich gleite.«
    Angie blickte zum Rand der Plattform und in die dahinter befindliche Leere.
    »Jim«, sagte sie nach einer Weile, »ich hab's mir anders überlegt. Ich glaube, ich habe heute doch keine Lust, mich in einen Drachen verwandeln zu lassen.«
    »Weißt du noch, was du mir gesagt hast, als ich mich damals zum erstenmal in einen Drachen verwandelt hatte? Ich war gerade bei den Höhlen der Klippendrachen aufgetaucht, und wir waren allein. Du hast mir vorgeschlagen, allein zu Carolinus zu fliegen und ihn um Hilfe zu bitten. Ich war auch nicht sonderlich scharf darauf, von der Höhle aus ins Leere zu springen. Aber du meintest, ich solle es versuchen. Du hast gesagt: >Das schaffst du schon. Ich glaube, wenn du erst einmal in der Luft bist, ergibt es sich ganz von selbst. < Weißt du noch?«
    »Das soll ich gesagt haben?« fragte Angie. »Da habe ich mich wohl geirrt.«
    »Nein«, entgegnete Jim. »Du hattest recht. Wenn du erst einmal in der Luft bist, verhältst du dich instinktiv richtig. Dein Körper verfügt über angeborene Instinkte und Reflexe, weißt du.«
    »Das ist mir egal«, meinte Angie.
    »Außerdem«, sagte Jim, »kann ich dich immer noch mittels Magie auffangen, wenn etwas schiefgehen sollte.«
    »Das ist mir egal«, entgegnete Angie. »Ich habe Angst. Ich hab's mir anders überlegt. Ich will kein Drache mehr sein - Jim, hör auf damit!«
    Ihre letzten Worte mündeten in einen Schrei. Jim setzte sein größeres Gewicht ein - er war ein viel größerer Drache als sie -, um Angie über den Rand der Plattform zu schieben. Sie bemühte sich verzweifelt, sich mit den Klauen festzuhalten, rutschte aber bloß am Stein ab. Sie glitt immer weiter der Leere entgegen.
    »Das gleiche machen Muttervögel mit ihren Jungen, wenn sie flügge sind«, sagte Jim. »Und Vatervögel auch«, setzte er in dem Moment hinzu, als Angie den Rand erreichte, wo sie einen Moment lang schwankend verharrte, ehe sie in die Tiefe stürzte.
    Sie verschwand zunächst, schoß aber gleich darauf mit donnernden Flügeln an ihm vorbei, wie ein Kampfflugzeug, das sich im gewagten Steigflug auf Einsatzhöhe begibt.
    Genauso hatte Jim es beim ersten Mal gemacht, als er von der erwähnten Höhle in den Klippen in die Luft gesprungen war. Auf keinen Fall hatte er abstürzen wollen, und diese menschliche Botschaft hatte im Drachenkörper sämtliche Kräfte für einen rasanten Steigflug mobilisiert.
    Er sprang Angie eilends nach und flog ihr hinterher.
    Eine solche Anstrengung führte bei einem Drachen jedoch rasch zur Erschöpfung, und nach einer Weile stellte Jim fest, daß Angie aufhörte, so heftig mit Flügel zu schlagen. Schließlich

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