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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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hörte sie ganz damit auf und hielt die Flügel nunmehr in Gleitposition ausgebreitet, um sich von einem Aufwind tragen zu lassen. Jim näherte sich ihr und segelte neben ihr her.
    »Wo bin ich?« fragte Angie aufgeregt.
    »Oh, ich würde sagen, etwa sechshundert Meter über der Erde«, antwortete Jim.
    »Sechshundert Meter...« Sie sah hinab. »Tatsächlich!«
    »Was dachtest du denn?« fragte Jim. »Für den Flug zur Malvernburg reicht die Höhe völlig aus. Flieg mir nach. Ich weiß, wie man thermische Aufwinde findet und sie sich zunutze macht. Von jetzt an gleiten wir bis zur Malvernburg. Stell dir vor, du rolltest im Leerlauf dahin.«
    »Ist gut«, antwortete Angie in einem Ton, der vermuten ließ, daß sie der Angelegenheit noch immer nicht ganz traute.
    Gleichwohl flogen sie von Aufwind zu Aufwind und schraubten sich auf der aufsteigenden wärmeren Luft in die Höhe, um anschließend ihrem Ziel entgegenzugleiten, bis sie abermals auf eine thermische Strömung stießen, auf der sie erneut Höhe gewannen. Es dauerte eine Weile, bis Angie wieder etwas sagte. Jim hatte mit Absicht geschwiegen, um ihr Gelegenheit zu geben, sich an die neue Art der Fortbewegung zu gewöhnen. Schließlich aber brach Angie das Schweigen.
    »Die Malvernburg liegt in einer anderen Richtung«, sagte sie.
    »Wir müssen einen Umweg machen, weil der Wind aus der falschen Richtung kommt«, entgegnete Jim. »Unsere Flügel sind wie die Segel eines Schiffes und müssen bis zu einem gewissen Grad auf den Wind eingestellt werden. Wir nähern uns der Malvernburg in einem Bogen.«
    Sie schwiegen wieder, segelten von Aufwind zu Aufwind und gewannen Höhe über den dunklen Ansammlungen der Bäume, die Sonnenwärme aufgespeichert hatten und die über ihnen befindlichen Luftmassen erwärmten; nach einer Weile meldete sich wieder Angie zu Wort.
    »Das werde ich dir nie verzeihen«, erklärte sie, wenn auch in fast normalem Umgangston. »Nie, niemals. Das war gemein, mich über den Rand zu stoßen. Ich hätte mich zu Tode stürzen können.«
    »Ich wußte doch, daß dir nichts passieren würde«, entgegnete Jim. »Ebensowenig wie mir beim ersten Mal. Selbst wenn du hättest abstürzen wollen, wäre es dir nicht gelungen. Dein Körper hat ganz instinktiv reagiert, genau wie bei einem jungen Vogel, den die Mutter aus dem Nest schubst.«
    »Verzeihen werde ich's dir trotzdem nicht«, sagte Angie. »Aber - ach, Jim, das ist eine wundervolle Art der Fortbewegung. Es ist toll! Weshalb hast du mich nicht schon früher in einen Drachen verwandelt?«
    »Weil ich wußte, daß du nicht vom Turm springen würdest.«
    Das stimmte natürlich nicht. Der eigentliche Grund war, daß er einfach noch nicht daran gedacht hatte. Gleichwohl beeilte er sich, sich ihren Stimmungswandel zunutze zu machen.
    »Aber es gefällt dir?«
    »Ich finde es großartig!« sagte Angie. »Und weißt du was? Mir ist überhaupt nicht kalt; dabei ist der Wind doch bestimmt eisig.«
    »Drachen wird es nicht kalt«, meinte Jim. »Warm allerdings schon - das wirst du noch herausfinden. Außerdem bewegst du dich die meiste Zeit mit dem Wind, anstatt daß er dir entgegenweht.«
    »Stell dir vor«, sagte Angie, »jetzt können wir beide gemeinsam Ausflüge machen!«
    Auch daran hatte Jim bis jetzt noch nicht gedacht. Er wog noch die Konsequenzen ab, die sich daraus ergaben, als die auf einer Lichtung gelegene Malvernburg auftauchte und er mit Angie auf einen langen Sinkflug zur Spitze des Turms einschwenkte.
    Auf dem Turm der Malvernburg tat wie auf der Burg Malencontri ein einzelner Wachposten seinen Dienst. Er trug ein Schwert am Gürtel und hatte einen Kurzspeer in der Hand. Er beobachtete fassungslos, wie sie immer näher kamen.
    Als sie mit einem dumpfen Aufprall in etwa fünf Metern Abstand von ihm landeten, stieß er einen Laut aus, der eher einem ausgewachsenen Angstschrei als dem rituellen Alarmruf eines Wachpostens ähnelte. Jim war diese Reaktion von seinen eigenen Leuten her gewohnt. Im nächsten Moment verschwand der Mann in der Öffnung der Wendeltreppe, die nach unten führte.
    Sie hörten, wie sich seine Schritte entfernten; eine Tür fiel zu, wurde wieder geöffnet; dann drang Gerondes Stimme vom nächsttieferen Stockwerk zu ihnen empor.
    »Was, zum Teufel, ist da los?« fauchte sie.
     

5
     
    Jim und Angie vernahmen leises Fußgetrappel, das sich eilig über die Treppe näherte, dann erschien Geronde auf dem Dach, in der einen Hand den Speer des Wachpostens, in der anderen sein

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