Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
zweite Würfelpaar.
    Jim konzentrierte sich wieder auf das Geschehen am Tisch.
    Brian warf die Würfel und erzielte eine Fünf und eine Zwei und versuchte beim nächsten Wurf, die Gewinnzahl zu erreichen, was ihm jedoch nicht gelang. Sir Mortimor nahm die Würfel rasch an sich; und diesmal bemerkte Jim - auch ohne die Zeitlupe zu Hilfe zu nehmen -, wie Sir Mortimor sie mit der einen Hand aufsammelte und sie in den Ärmel zurückbeförderte, aus dem er sie eben noch hervorgeholt hatte. Gleichzeitig fielen die anderen Würfel, aufgrund der Handhaltung vor Brian verborgen, in Sir Mortimors andere Hand.
    Sir Mortimor schüttelte die Würfel mit beiden Händen wie ein sich selbst beglückwünschender Boxer. Dann warf er sie mit der Rechten und erzielte eine Acht; mit drei weiteren Würfen hatte er die Gewinnzahl erreicht und strich wiederum einen von Brians Nobeln ein. Anscheinend war das zweite Würfelpaar auf Sieg geeicht und das erste auf Niederlage. Sir Mortimor kontrollierte Brians Gewinn und Verlust, indem er jeweils die passenden Würfel für ihn auswählte.
    Nun, dachte Jim voller Genugtuung, das erklärte, weshalb Sir Mortimor nach Belieben gewann. Das herauszufinden, war der schwierige Teil gewesen. Jetzt brauchte er nur noch auf magische Weise die Situation so zu bereinigen, daß Brian das verlorene Geld zurückgewann - und das sollte eigentlich leicht zu bewerkstelligen sein.
    Nein, das ist es nicht, sagte Carolinus' Stimme in seinem Kopf.
     

12
     
    Jim stand auf einmal und war vollkommen durchsichtig. Er blickte auf seinen Körper hinunter, der nach wie vor mit Brian und Sir Mortimor am Tisch saß. Carolinus, geisterhaft durchsichtig wie er, stand vor ihm, während die beiden höchst körperlichen Spieler weiterwürfelten, ohne die beiden Gespenster neben dem Tisch zu beachten.
    Habt Ihr nicht ein paar Dinge vergessen, Jim? fragte Carolinus. Meint Ihr wirklich, es wäre statthaft, mit Magie den Ausgang der Würfelpartie zwischen Brian und Sir Mortimor zu beeinflussen oder gar ins Gegenteil zu verkehren? Erinnert Euch, unsere große Wissenschaft und Kunst ist eine defensive; sie darf niemals zu anderen Zwecken eingesetzt werden. Woher wollt Ihr wissen, ob Ihr Sir Mortimor das Geld, das Ihr Sir Brian zurückverschafft, nicht etwa unrechtmäßig abnehmt - ihn in Wirklichkeit also ausraubt?
    Aber er hat betrogen, erwiderte Jim in Gedanken.
    Menschliches Recht und Unrecht kümmert weder die Revisionsabteilung noch die magische Energie, die der Menschheit auf dem langen Weg zur Zivilisation geholfen hat, erwiderte Carolinus. Diente die Magie allein diesem Zweck, dann hätten die Magier alle Hände voll damit zu tun, das Übel in ihrer unmittelbaren Umgebung zu bekämpfen, anstatt sich den Dingen zu widmen, welche die Menschheit zu einem besseren Verständnis der Welt und ihrer selbst führen. Die Kunst der Magie muß notwendigerweise von Recht und Unrecht streng geschieden werden - mit Ausnahme der Magier selbst und deren Schutzbefohlenen.
    Und Brian steht nicht unter Eurem Schutz, hob ich recht? fragte Jim.
    Nein, das tut er nicht, antwortete Carolinus.
    Und auch nicht unter meinem Schutz? wollte Jim wissen.
    Diese Frage müßt Ihr Euch selbst beantworten, Jim, sagte Carolinus. Wenn er unter Eurem Schutz steht, wie weit erstreckt sich dann dieser Schutz - auf alle Gelegenheiten? Oder bloß auf diese?
    Heißt das, ich soll jetzt entscheiden, inwieweit er unter meinem Schutz steht? fragte Tim. Und daß meine Entscheidung dann für alle Zeiten Gültigkeit hat?
    Keineswegs, entgegnete Carolinus. Ihr könnt Eure Haltung zu dieser Frage beliebig oft ändern. Aber Ihr müßt Euch dabei bewußt sein, wie weit Ihr Euch von der defensiven Natur der Magie entfernt.
    Jim funkelte ihn an.
    Ihr habt von ein paar Dingen gesprochen, die ich vergessen hätte, sagte er. Was habt Ihr noch damit gemeint?
    Der Einwand ist simpel, aber aufschlußreich, meinte Carolinus. Habt Ihr auch Brians persönlichen Ehrenkodex in Betracht gezogen?
    Jim hatte das Gefühl, man habe ihm einen Tiefschlag versetzt. Die zweite Frage war heikler als die erste. Wenn er die Situation auf magische Weise dahingehend beeinflussen wollte, daß Sir Mortimor alles verlor, was er Brian zuvor abgenommen hatte, wie würde Brian es aufnehmen, wenn er erfuhr, daß Jim alles arrangiert hatte?
    Die Antwort lag auf der Hand. Brian wäre tief -womöglich sogar auf nicht mehr wiedergutzumachende Weise - verletzt. Verletzt und aufgebracht. Brians Moralvorstellungen

Weitere Kostenlose Bücher