Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Schärfe, während er sich, ein wenig behender als Jim, im Schneidersitz auf einem der Kissen vor dem Tisch niederließ.
»Ihr habt Euren kleinen Freund vergessen, den Jim mit sich herumträgt, Brian«, entgegnete Abu al-Qusayr. Er wandte sich zu Jim herum. »Komm raus, Kleiner. Hab keine Angst.«
Jim spürte, wie sich in dem kleinen Rucksack, den er auf dem Rücken trug, etwas regte, dann kam Kob auf seine Schulter geklettert. Er richtete sich auf, wobei er sich an Jims Hals festhielt, und blickte den bärtigen Magier an.
»Komm«, sagte Abu al-Qusayr und klopfte auf den Tisch. »Komm her und setz dich, kleiner Freund.«
Zu Jims Überraschung sprang Kob vollkommen furchtlos auf den Tisch und nahm im Schneidersitz auf der bezeichneten Stelle Platz, wobei er neugierig zu Abu al-Qusayr hochschaute, der ihn seinerseits musterte.
»Du bist ein Elementargeist«, sagte Abu al-Qusayr. »In deiner Heimat bezeichnet man dich als Kobold, glaube ich. Hab ich recht?«
»O ja«, antwortete Kob zutraulich. »Eigentlich heiße ich auch noch Kob Eins von Malencontri - aber so nennen mich bloß Mylord Jim und Mylady Angela. Vielleicht möchtet Ihr mich auch so nennen. Was meint Ihr?«
»Das ginge schon«, meinte Abu al-Qusayr. »Allerdings ist das ein langer Name. Wenn es dir nichts ausmacht, nenne ich dich lieber Kob.«
»Wenn es Euch nichts ausmacht«, erwiderte Kob.
»Gut«, sagte Abu al-Qusayr. »Wie kommt es eigentlich, daß du Mylord Jim und Sir Brian begleitest?«
»Damit ich zurückeilen und Lady Angela Bescheid sagen kann, sollte mein Herr in Schwierigkeiten geraten«, antwortete Kob. »Sie macht sich nämlich Sorgen.«
»Das kann ich verstehen«, bemerkte Abu al-Qusayr, wobei er Jim ansah.
»Bei allem Respekt«, sagte Jim, »aber meint Ihr nicht, Ihr solltet mir diese Fragen stellen?«
»Das könnte ich natürlich tun.« Abu al-Qusayr streichelte seinen kleinen, weißen Bart. »Aber ich war neugierig. Ich wollte mich ein wenig mit Kob unterhalten. Bis jetzt bin ich noch keinem Elementargeist begegnet. Habt Ihr es auch bequem? Ihr seid vielleicht ein wenig warm gekleidet für das hiesige Klima.«
»Teufel noch eins«, antwortete Brian fast ein wenig verwundert, »unterwegs war mir allerdings wärmer, als mir recht war, aber hier in Eurem Haus ist es luftig, kühl und angenehm. Im Moment fühle ich mich ausgesprochen wohl.«
»Und die Kissen«, sagte Abu al-Qusayr. »Sitzt Ihr auch bequem? Ich weiß, Ihr Europäer seid es nicht gewohnt, in dieser Position zu sitzen.«
»Eigentlich tun wir es recht häufig, wenn wir außer Haus sind«, entgegnete Brian. »Fernab jeder Behausung sitzen wir des Nachts so am Lagerfeuer. Ich finde es keineswegs unbequem.«
Jim hatte den Eindruck, Brian verhalte sich dem Magier gegenüber ebenso vertrauensvoll wie Kob. Abu al-Qusayr schien sie alle zu bezirzen. Jim wartete ein wenig grimmig darauf, daß die Kraft dieser Verzauberung auch an ihm ausprobiert werde.
»Was Euch betrifft, Jim«, sagte Abu al-Qusayr, ohne den Versuch zu machen, ihm die Befangenheit zu nehmen, »so zieht Ihr Schwierigkeiten an wie ein mit Honig eingeschmierter Mann die Bienen. Habt Ihr in Eurer Nähe vielleicht einen kleinen braunen Hund bemerkt, seit Ihr die Küste Europas hinter Euch gelassen habt?«
»Ihr meint Kelb, den Dschinn? Er hat mich bereits um Schutz gebeten«, antwortete Jim. »Wie es scheint, war sein Herr ein anderer, sehr mächtiger Dschinn, der es ihm übelnimmt, daß er dem Feuersee entkommen ist, in den er eingesperrt war.«
Ihm fiel auf, daß seine Stimme warm und vertrauensvoll klang.
Ich bin bereits in dieselbe Falle getappt wie Kob und Brian. Jim versteifte den Rücken und zwang sich, in kühlem Ton weiterzusprechen. »Ich habe ihm gesagt, was ich davon halte. Er befindet sich in meiner Nähe, hat mir aber noch keinen Ärger gemacht.«
»Nun«, meinte Abu al-Qusayr, »er hat allen Grund dazu, sich zu fürchten. Sakhr al-Dschinni ist einer der mächtigsten Dschinns. Ihr solltet Euch ebenfalls vor ihm in acht nehmen. Ich würde Euch raten, möglichst die Finger von diesem Kelb zu lassen.«
»Das war auch meine Absicht«, erwiderte Jim.
»Gut«, sagte Abu al-Qusayr. »Ich glaube, Ihr seid ein Magier der dritten Kategorie?«
»Ja«, antwortete Jim eine Spur verlegen, was ihn sogleich ärgerlich werden ließ. Weshalb sollte er sich darum scheren, welche Kategorie ihm andere Magier zuzugestehen beliebten?
»Ich glaube nicht, daß ein Dschinn wie Kelb einem Magier der dritten
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