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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Kategorie größere Unannehmlichkeiten bereiten könnte«, sagte Abu al-Qusayr. »Allerdings solltet Ihr unter allen Umständen vermeiden, mit Sakhr al-Dschinni aneinanderzugeraten. Er ist zwar nur ein Elementargeist, aber ein sehr mächtiger und rachsüchtiger.«
    »Ich habe durchaus die Absicht, ihm aus dem Weg zu gehen«, erklärte Jim.
    »Das habe ich mir gedacht«, meinte Abu al-Qusayr. »Aber es schadet gewiß nicht, noch einmal darauf hinzuweisen. Da ist jedoch noch etwas, das ich bedauerlicherweise ansprechen muß. Carolinus hat mir mitgeteilt, es läge eine Klage aus einem anderen Reich gegen Euch vor. Der Große Dämon wirft Euch vor, einen Dämon dargestellt zu haben. Könnt Ihr mir darüber Näheres sagen?«
    Jim berichtete ihm, was es damit auf sich hatte.
    »Ich verstehe«, sagte Abu al-Qusayr, als er geendet hatte. »Entschuldigt mich einen Moment...«
    Er neigte sich über die Wasserschüssel auf dem Tisch und blickte hinein. Während Jim, Brian und Kob schweigend warteten, war es vollkommen still im Raum. Jim hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Schließlich sah Abu al-Qusayr von der Wasserschüssel auf.
    »Es ist erheblich billiger und bequemer«, sagte er zu Jim, »mit Hilfe einer Schüssel klaren Wassers wahrzusagen. Man braucht dazu keine Glaskugel, wie Ihr Nordländer sie verwendet. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Nun, ich würde meinen, es dürfte Euch leichtfallen, diesen Vorwurf zu entkräften. Allerdings müßte ich mich als einer Eurer Richter für befangen erklären...«
    »Als einer meiner Richter?« wiederholte Jim.
    »Gewiß«, antwortete Abu al-Qusayr. »Naturgemäß kenne ich mich in dieser Gegend aus, zudem hatte ich bereits einige Male mit Dämonen zu tun - nur flüchtig, versteht sich. Gleichwohl werden sie mich aufgrund meiner Kenntnisse der hiesigen Gegebenheiten bestimmt als sachverständigen Zeugen vorladen, und meine Aussage wird Euch sicherlich entlasten. Die Tatsachen sprechen eigentlich für sich.«
    »Habt Ihr Euch angeschaut, was vor ein paar Tagen geschehen ist? In der Burg von Sir Mortimor Breugel?« fragte Jim.
    »Ja«, antwortete Abu al-Qusayr. »Ich nehme an, Ihr wißt, daß die Wahrsagerei für gewöhnlich auf Ereignisse der Gegenwart oder der nahen Zukunft beschränkt ist; aber unter gewissen Umständen, zumal dann, wenn es um ein Kapitalverbrechen geht...«
    »Kapitalverbrechen«, echote Jim. Selbst in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren Kapitalverbrechen zumeist mit dem Tod bestraft worden. »Was würde denn passieren, sollte ich tatsächlich eines Kapitalverbrechens schuldig gesprochen werden?«
    »Dann müßten wir Euch den Dämonen ausliefern«, sagte Abu al-Qusayr. »So wie man Euch dem König und der Königin der Toten ausgeliefert hätte, wärt Ihr damals des vorsätzlichen Betretens ihres Reiches für schuldig befunden worden. Aber das war nicht der Fall. Damals lag die Schuld bei Malvinne, dem französischen Magier - ich glaube, Ihr habt gesehen, wie es ihm ergangen ist.«
    »Allerdings«, erwiderte Jim. Diesen Anblick würde er niemals vergessen. Als man Malvinne in die dunklen Wolken hochgezogen hatte, die den König und die Königin der Toten auf ihren Thronsesseln dargestellt hatten, hatte er ausgesehen wie eine ertrunkene Ratte am Ende eines Stricks.
    »Aber dazu wird es nicht kommen«, meinte Abu al-Qusayr. »Wie ich schon sagte, liegt der Sachverhalt auch ohne meine Aussage klar zutage. Schließlich habt Ihr Sir Mortimor gegenüber ausdrücklich betont, daß Ihr Euch nicht selbst in einen Dämon verwandeln wolltet. Ihr habt lediglich gesagt, Ihr wolltet einen Dämon aufbieten. Ihr habt ihn natürlich angelogen, was unter besonderen Umständen, wenn ein Magier Schutz braucht, aber niemanden verletzen will, vollkommen gerechtfertigt ist. Ihr habt ihn lediglich glauben gemacht, Ihr hättet einen Dämon heraufbeschworen, was die Rechte der Dämonen in keiner Weise beeinträchtigt hat. Daß Sir Mortimor, seine Männer sowie die Belagerer der Burg glaubten, Ihr wärt ein Dämon, war ein Trugschluß, für den sie allein verantwortlich waren. Ihr habt das magische Gebot, Euch zu verteidigen, ohne jemanden zu verletzen, erfüllt. Ihr habt niemandem etwas zuleide getan.«
    »Nein«, sagte Jim mit leiser Stimme. Im Geiste sah er vor sich, wie Sir Mortimors Männer die über den ganzen Strand verstreuten Leichen der Mauren durchsuchten.
    »Laßt Euch nicht verunsichern«, sagte Abu al-Qusayr, als habe er Jims Gedanken gelesen.

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