Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Beinen auf den grünen Kissen saß. Er trug ein dunkelgrünes Gewand, das in etwa die Farbe der Kissen hatte. Auf seinem Kopf saß ein weißer Hut, der eher einer aufgeblähten Baskenmütze glich. Er hatte schwarze Augen und angegraute Brauen, und sein Gesicht war glattrasiert. Es war ein würdevolles, gelassenes, geradezu sanftes, väterliches Gesicht, wenn man von dem runden, vorgereckten Kinn absah und dem geschlossenen, geraden Mund, der ihm etwas Ernstes verlieh, das im Gegensatz stand zu seinen ruhigen, faltenlosen Zügen.
»Nun«, sagte er, »da wärt Ihr also.«
»Wer, zum Teufel, seid Ihr?« fuhr Brian ihn an.
Der Mann richtete seinen Blick langsam auf Brian.
In unverändert sanftem Ton sagte er: »Ich bin Hassan ad-Dimri, der früh seines Vaters Haus verließ, um mit Gleichgesinnten von Stadt zu Stadt zu reisen. Nach einigen Jahren begannen die Menschen, mir Geschenke zu machen und mit geneigtem Kopf meinen weisen Worten zu lauschen. Eines Nachts aber kam ein heiliger Engel herab und sprach mir folgende Worte ins Ohr: >O du, der du von Rechts wegen der Herrscher der Welt bist, die Zeit von Isma'ils Rückkehr ist nahe. Doch der Weg muß ihm bereitet werden. Daher sollst du ins Gebirge ziehen und die Herrschaft über den Weißen Palast der Haschaschinen übernehmen, ihren Ruhm wieder erstrahlen lassen und sie veranlassen, das Unkraut unter Gläubigen wie Ungläubigen gleichermaßen auszurotten, auf daß die Erde bei Isma'ils Rückkehr so geordnet wie ein wohlgepflegter Garten sei...<«
Er richtete seinen Blick wieder auf Jim.
»Ihr beide seid Ungläubige«, sagte er, »und behauptet, nach einem anderen Ungläubigen zu suchen. Als solche seid Ihr ein übler Gestank in der Nase eines jeden wahren Gläubigen. Ihr aber, der Ihr Euch James nennt, seid schlimmer als Euer Begleiter oder als der, den Ihr sucht, denn Ihr seid ein ungläubiger Magier. Mich beschirmt Allahs Hand, und mit Eurer Magie vermögt Ihr hier nichts auszurichten. Ich fürchte Euch nicht. Doch selbst unter den Gläubigen gibt es solche, die schwach sind oder sich vom rechten Weg abbringen lassen; und auf jene mag Euer übler Zauber eine gewisse Wirkung haben, sie vom wahren Glauben abbringen und zu ewigem Tod verdammen. Daher ist es meine Pflicht, Euch daran zu hindern. Meine Kinder, die Haschaschinen, welche Ihr als >Assassinen< bezeichnet, werden Euren Freund ans Ziel seiner Reise geleiten. Ihr müßt hier sterben, durch die Hand wahrer Gläubiger, gegen die Ihr mit Eurer Ungläubigenmagie nichts ausrichten könnt...«
Er verstummte abrupt, wobei er den Eindruck vermittelte, er habe eigentlich noch mehr sagen wollen. Sein Blick wanderte zwischen Jim und Brian hin und her.
Als sie sich umdrehten, erblickten sie unmittelbar hinter sich den rotgewandeten Abu al-Qusayr.
»Salaam«, wandte sich Abu al-Qusayr an Hassan ad-Dimri.
»Salaam aleikum.«
Jim, dem noch der Kopf schwirrte von der Erkenntnis, daß er in Kürze sterben sollte, bemerkte gleichwohl, daß sein Dolmetscher dieses eine Mal gestreikt hatte; dieser Gedanke machte jedoch sogleich einem überwältigenden Gefühl von Erleichterung Platz. Ihm wurde geholfen, auch ohne daß er Magie einzusetzen gezwungen war. Außerdem gehörten die zwei Worte, die er soeben vernommen hatte, zu den wenigen Brocken Arabisch, die er verstand - es handelte sich um eine Begrüßungsformel ßungsformel. Nun aber fuhr Abu al-Qusayr in der allgemein gebräuchlichen Sprache fort, die für jedermann verständlich war.
»Allah hat es so eingerichtet«, sagte er, »daß wahre Gläubige nur wahren Gläubigen gegenüber verwundbar sind - welchem Glauben sie auch angehören mögen. Daher hat man mich, der ich ein Muslim bin, als Abgesandten des Reichs der Magier beauftragt, mich für diesen Ungläubigen einzusetzen, dessen Leben sonst enden würde.«
»Ich habe keine Angst vor Magiern...«, setzte Hassan ad-Dimri an; dann auf einmal sprach er wieder Arabisch, und Abu al-Qusayr antwortete ihm in derselben Sprache. Jim, dessen Verstand angesichts der Gefahr, in der er sich befand, auf Hochtouren arbeitete, zerbrach sich den Kopf darüber, weshalb sein Dolmetscher wohl abermals aussetzte. Die Unterhaltung betraf ihn und Brian, denn er hörte ihrer beider Namen aus dem arabischen Wortschwall heraus. Aus irgendeinem Grund vermochte er jedoch nicht zu verstehen, was die beiden Männer miteinander redeten. Weshalb hatte sich sein unbekannter Dolmetscher auf einmal in einen Zensor verwandelt? Das war bis jetzt
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