Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
von Euch scheint der Tatsache Beachtung zu schenken, daß Carolinus' Botschaft an uns, bevor wir nach Lyonesse ritten, eine Projektion war. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er diese Nachricht aus dem Königreich der Wurzel heraus geschickt.«
»Wo seine Magie gar nicht arbeiten konnte, meint Ihr?« fragte KinetetE.
»Und da Magie dort nicht möglich ist«, fuhr Jim fort, »könnte er es allein mit der Erlaubnis des Wurzelkönigs geschafft haben. Der König wollte, daß ich dorthin gelockt werde, und er wollte nicht, daß ich meinen Freund Aragh – den englischen Wolf – mitbringe. Ich vermute, die Wurzel fürchten sich aufs äußerste vor Wölfen. Daher erlaubte der König, daß Carolinus mir eine Projektion von sich schickte, und Carolinus ließ mir dabei versteckte Informationen zukommen.«
»Keine schlechte Schlußfolgerung für einen Novizen, denkt Ihr nicht auch, Barron?« meinte KinetetE.
»Einen Schuß ins Blaue würde ich es nennen«, antwortete der Gefragte, zögerte und fügte dann grummelnd hinzu: »Ich schätze, er hat doch ein bißchen Grips, der Bursche.«
»Das denke ich auch. Und ich glaube, wir sollten ihm zuhören.«
Ihre letzten Worte brachte sie in einem Tonfall heraus, der Jim nicht gerade ermutigt hätte, mit ihr weiterzusprechen.
Barron fühlte offensichtlich das gleiche.
KinetetE wandte sich wieder Jim zu.
»Ist da also noch etwas, das Ihr uns mitteilen wollt?«
»Nur eins noch, das vielleicht dazu gehört«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie es möglich wurde, aber als wir nach Lyonesse hineinreiten wollten, führte uns eine verschleierte Frau in einen Hinterhalt.« Jim erläuterte, wie er Agatha wiedererkannte und wie sie verschwand.
»Agatha«, führte Jim aus, »wird das Land und den sonstigen Besitz Falons erben, wenn ihr Neffe stirbt. Ich habe Robert vom englischen König als Mündel erhalten, und meine Frau und ich dachten, daß wir über Agatha gut genug Bescheid wüßten, um ihn vor ihr zu schützen…«
»Wir wissen das!« unterbrach ihn Barron.
»Schon gut«, sagte Jim. »Wenn es überhaupt Agatha war, die wir getroffen haben – Carolinus hat mich gewarnt, daß man in Lyonesse nicht alles glauben solle, was man sähe –, dann muß sie mit einer Art magischer Kraft arbeiten, um dorthin
gelangen zu können.«
»Hmmm«, brummte KinetetE nachdenklich.
»Wie dem auch sei«, sagte Jim, »bevor Agatha und die zwei Männer verschwanden, bemerkte ich, daß sie die bei Hofe übliche Kleidung trugen. Und Carolinus sagte mir über den König – ich meine, den englischen König –, daß er in Gefahr
sei. Daher denke ich, daß jemand das am Hofe nachprüfen sollte.«
Diesmal waren KinetetE und Barron still, nachdem Jim zu Ende gesprochen hatte. Schließlich ergriff Barron das Wort.
»Wahrscheinlich hat das nichts mit Carolinus' mißlicher Lage zu tun!«
»Sicherlich zieht die Frau aus der Entführung des Kindes Vorteile«, sagte KinetetE. »Aber was die Gefangennahme von Carolinus mit dem englischen Hof zu tun hat – vielleicht sieht Jim da eine Verbindung, die Ihr, Barron, und ich nicht sehen.«
Barron schnaubte.
»Ihr glaubt wirklich, diese Agatha könnte etwas damit zu tun haben, daß Carolinus vom Wurzelkönig gefangengehalten wird?« fragte er.
»Das tue ich. Und ich möchte Euch daran erinnern, Barron, daß mir niemand in Verbindender Magie gleichkommt. Genau wie Carolinus in Intuitiver Magie ungeschlagen ist – und Carolinus vertraut diesem Jungen. Erinnert Euch daran, die Frau ist mit dem Jungen verbunden, der Junge ist mit dem Wurzelkönig verbunden, der König ist mit Carolinus verbunden, Carolinus ist verbunden mit Jim, und Jim ist verbunden mit dem englischen Hof.«
»Bin ich das?« fragte Jim, aber offensichtlich hörte ihm niemand zu.
»Ach. Nun, wenn das so ist«, entgegnete Barron, »muß ich wohl selbst zum Hof zurückkehren.« Er verzog das Gesicht. »Das läßt sich offenbar nicht vermeiden. Niemand aus unserem Kollegium ist dort so bekannt wie ich, und vor allem ist niemand dort so respektiert wie ich…«
In der Versammlung erhob sich Gemurmel. »Außer Carolinus natürlich«, ergänzte Barron hastig. »Aber wie dem auch sei, ich kenne den Hof besser als jeder andere. Ich kenne die Menschen dort. Ihr…« Sein Blick richtete sich auf Jim.
»Ja, Magier?« antwortete Jim höflich, da er das Gefühl hatte, daß nun der rechte Zeitpunkt für gute Manieren gekommen war.
»Ich denke, Ihr werdet mich begleiten müssen, um diese Agatha und die zwei
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