Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
funktionsfähig, aber das Trägheitsmoment war beachtlich. Er kam gerade noch rechtzeitig auf die Beine, um zu sehen, wie der König sich schwerfällig und unaufhaltsam näherte.
Jetzt, dachte er bitter, wäre der rechte Zeitpunkt, um Magie einzusetzen – wenn er welche hätte. Der Gedankengang wurde von der Erkenntnis unterbrochen, daß der König nun erschreckend nah war. Allerdings schien der König bislang nicht bemerkt zu haben, daß es in seinem Königreich fremde Magie gab. Jim hielt es für unwahrscheinlich, daß der Schutz, den KinetetE vor seiner Rückkehr um seinen Körper gelegt hatte, mit ihm zu Hills Körper gewechselt war. Doch konnte der König vom Kampf geistig so beansprucht sein, daß er nicht merkte, was sich unter seiner Nase abspielte?
Natürlich nicht! Jims Geist fand die Antwort. Der König saß nicht länger auf dem Thron und hatte auch die Robe abgelegt, bevor er gegen Hill als gewöhnlicher Wurzel in den Ring stieg. Er wäre dem Schutz gegenüber so blind wie Hill oder jedes andere dieser Elementarwesen.
Aber der König war ihm jetzt zu nahe. Jim mühte sich, einen Körper in Bewegung zu setzen, der sich anfühlte, als bestünde er aus Blei. Es hatte mit Sicherheit keinen Sinn, stehenzubleiben und zu versuchen, den Monarchen der Wurzel mit Kampftechniken aus dem zwanzigsten Jahrhundert zu verwirren. Jim hatte noch nicht mal die Hoffnung, daß er eine der zwei oder drei Bewegungsabläufe aus den Kampfsportarten, die er Jahre zuvor gelernt hatte und an die er sich meinte erinnern zu können, sinnvoll einsetzen konnte. Nicht bei jemandem, der so kräftig und massig war wie der König.
Davon abgesehen war er in dieser Hinsicht nur ein Amateur. Hill und sein ›Glück‹! Jim konnte jetzt selbst etwas von diesem ›Glück‹ gebrauchen.
Der König kam weiterhin wie eine Dampfwalze auf Jim zu.
Da gab es immer noch die Kiste mit den schmutzigen Tricks.
Jim duckte sich – es kam ihm wie eine Ewigkeit vor –, um einem Schwinger des Königs auszuweichen, der gerade in Reichweite kam. Er bewegte sich mit der größtmöglichen Zeitlupengeschwindigkeit zur Seite. Der König hielt an, um sich umzudrehen und ihn dann zu verfolgen. Einen Augenblick lang stand der König still, und Jim setzte den ersten schmutzigen Trick ein, an den er sich erinnern konnte.
Im Footballteam der High-School gehörte er nur zur dritten Garnitur und hatte diesen Sport daher zugunsten von Volleyball aufgegeben, wo er glänzen konnte. Nun warf er sich wie beim Football als Block vor die Beine des Königs.
Zwei Dinge gingen daneben. Erstens war er nicht in der Lage, seinen Körper so weit zu werfen, wie er gedacht hatte. Tatsächlich bestand der einzige Grund dafür, den König doch erreicht zu haben, darin, daß dieser sich umgedreht hatte und wieder vorrückte. Und statt hart gegen die Beine des Königs zu schlagen, fiel er nur dem König auf die Zehen.
Der gab ein schmerzerfülltes Grunzen von sich und humpelte weg. Er zog sich zum ersten Mal zurück. Jims Gedanken überschlugen sich. Er fühlte ein leichtes Zupfen an seinem Geist – das würde Hill sein, der versuchte, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen, genau wie der Drache Gorbash um seinen Körper gekämpft hatte. Gorbash war gelegentlich erfolgreich gewesen, wenn Jim besonders abgelenkt war. Jim achtete nicht auf das Gefühl.
Der Footballblock hatte nicht funktioniert. Nun, es gab noch andere Wege. Als der König diesmal näher kam, wirbelte Jim – langsam – an ihm vorbei und hieb ihm den Ellbogen in die Nieren – oder in die Stelle, wo sich die Nieren bei einem Menschen befunden hätten.
Jim teilte einen satten Treffer aus, auch wenn er selbst nichts merkte. Der Treffer war so fest gewesen, daß Jim ein paarmal seinen Arm bewegte, um herauszufinden, ob er sich den Ellbogen gebrochen hatte. Das war nicht der Fall. Der König drehte sich erneut zu Jim um, und es sah nicht danach aus, daß er den Schlag überhaupt gespürt hatte.
Allerdings humpelte er noch leicht. Hills Körper mußte ihm schwerer auf die Zehen gefallen sein, als Jim dies gedacht hatte – oder waren die Zehen der Wurzel besonders empfindlich?
Wie dem auch sei, dem König auf die Füße zu treten würde nicht reichen, um den Kampf zu gewinnen. Jim sagte sich, daß es notwendig war, den Gegner irgendwie zu Boden zu bringen, und das so oft und ihn dabei so hart zu treffen, bis der andere zugeben mußte, daß er verloren hatte.
Jim versuchte den massigen Händen
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