Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Sonst machst du das doch immer, wenn ich nicht dabei bin. Du willst doch nicht sagen, daß ich diesmal zusehen darf?«
»Es handelt sich eher um zuhören«, verbesserte Jim. Er machte einen Schritt vom Tisch fort, starrte in die Luft und
sprach sehr laut.
»REVISIONSABTEILUNG!«
»Ja, James Eckert?« antwortete die Baßstimme sogleich etwa eineinhalb Meter über dem Boden und unmittelbar vor ihm, wie immer unsichtbar, wahrscheinlich körperlos und stets geschäftsmäßig.
»Ich wünsche, daß meinem Konto der dreifache Betrag der magischen Energie, die ich am Verhaßten Turm verdient habe, hinzugefügt wird«, forderte Jim so streng und autoritär wie er konnte.
»Es tut mir leid, James Eckert«, antwortete die Revisionsabteilung. »Eurem Konto darf kein weiterer Überziehungskredit gewährt werden.«
Carolinus hatte also recht gehabt.
»Also wirklich, was soll das denn!« empörte sich Jim. »Dann könntet Ihr mir wenigstens sagen, wie hoch mein
Guthaben im Augenblick ist.«
»Ich bedaure, James Eckert.«
»Sagt mir nicht, daß Ihr das auch nicht dürft!«
»Der Kontostand darf keinem Lehrling mitgeteilt werden.«
Jim seufzte still. Carolinus hatte ihm ja gesagt, daß es keinen
Zweck hätte zu fragen. Aber einen Versuch war es doch wert.
»Ich stehe gerade vor einer Reise und soll nicht wissen dürfen, über wieviel Magie ich noch verfüge. Selbst wenn ich nur ein Magier der Kategorie Drei Plus bin, scheint mir doch, daß Ihr mir wenigstens einen groben Rahmen nennen müßt, für wieviel Magie die Energie reicht.«
Eine Weile war es still. Wenn es sich nicht um die Revisionsabteilung gehandelt hätte, wäre Jim seiner Sache sicher gewesen, daß sein Gesprächspartner zögerte. Einen Augenblick später antwortete die Stimme allerdings.
»Ihr habt ungefähr das Äquivalent des vollen Guthabens eines Magiers der Kategorie Zwei Plus zur Verfügung. Aber wenn das verbraucht ist, kann nichts mehr abgehoben werden.«
Jim bezweifelte, daß sein Dank noch ankam; die Revisionsabteilung war so prompt wie immer verschwunden.
Die Auskunft schien Angie zu beruhigen.
»Wird das reichen?«
»Ich weiß es nicht. Das ist ja das Problem. Ich habe keine Möglichkeit, das festzustellen. Ich weiß nicht einmal, wie hoch das volle Guthaben eines Magiers der Kategorie Zwei Plus ist. Für ein wenig Alltagszauberei sollte es reichlich sein. Aber ich nehme Brian und Dafydd mit, dazu noch die Pferde und ein Packpferd für unser Gepäck. Wenn ich alle magisch transportiere, kann das Guthaben schnell verbraucht sein.«
»Mußt du denn so viel mitnehmen? Ich meine die Pferde und das alles?« Sie stand auf und kam um den Tisch herum auf Jim zu.
»Wenn ich plötzlich keine Magie mehr zur Verfügung stehen habe, wie werden wir uns dann fortbewegen – von den schweren Rüstungen und Waffen und dem anderen Zeug, das wir brauchen, aber nicht schleppen können, ganz zu schweigen?«
»Oh«, sagte Angie, blieb vor ihm stehen und lächelte ihn an. »Es wird schon alles klappen. Das fühle ich. Es wird alles klappen.«
»Das hoffe ich«, brummte Jim. Aber dann hellte sich sein Gesicht auf. »Ich bin so froh, daß ich dich habe!«
Sie umarmten einander.
»Und nun«, sagte Jim, als sie sich wieder voneinander lösten, »sollten wir herausfinden, ob Brian nicht morgen schon wieder reiten kann.«
Brian war sich ganz sicher, reiten zu können – nicht erst morgen, sondern schon heute. Ferner begann er, die Führung zu übernehmen und Befehle zu erteilen – sie sollten die Pferde bereitmachen, unverzüglich die Sachen packen und und und. Jim würde ihm ein paar Sachen leihen müssen. Brians Waffen und seine Rüstung waren in Cumberland zurückgeblieben. Außerdem brauchte er Wäsche zum Wechseln und noch ein paar andere Dinge.
»Ich habe doch alles«, beruhigte Jim ihn. »Außerdem wollte ich nur ein Packpferd mitnehmen.«
»Ich denke, wir können alles auf ein Tier laden, ohne es übermäßig zu belasten«, sagte Brian ungeduldig. »Wir können
die Lanzen selber tragen.«
»Ja, das müßte gehen.«
Jim steckte den Federkiel zurück in das Tintenfäßchen, das er sich ans Wams geheftet hatte, bevor er herunterkam, und faltete das Papier zusammen, auf dem er sich eben Notizen gemacht hatte.
»Müßt Ihr alles niederschreiben?« fragte Brian, der kaum seinen Namen kritzeln konnte. Sofort rief sich jedoch der Ritter zur Ordnung und lächelte Jim schief an. »Vergebt mir, James. Das war ungehobelt. Es ist nur diese Ungeduld in
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