Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
es erst erwähnen, wenn wir von der Burg schon weit entfernt sind. Wir sollten das Risiko vorher kennen. Mag sein, daß Carolinus Wege weiß, auf denen wir zurückkehren können, angedeutet hat er dergleichen allerdings nicht. Und ich weiß nur, was mir schon seit meiner Kindheit bekannt ist. Nicht daß irgend jemand von denen, die mir davon erzählt haben, in Lyonesse waren. Doch die Namen derjenigen, die nicht zurückkehren durften, sind bekannt.«
»Aber konnte ihnen nicht einfach ein Unglück zugestoßen sein?« fragte Jim.
Selbst wenn das, was Dafydd ihm erzählt hatte, nur ein uraltes Märchen war, reichte es aus, um Dafydd und Brian mutlos zu machen. Und was Geronde und Danielle dazu sagen würden, daran mochte Jim nicht einmal denken.
Auch Angie würde beunruhigt sein. Nicht weil sie abergläubisch war, sondern weil es in Lyonesse offensichtlich unbekannte Gefahren gab.
»Wißt ihr noch mehr, Dafydd? Wer würde uns die Rückkehr verweigern?«
»Mehr weiß ich auch nicht, aber ich weiß, daß es wahr ist. Es gibt zu viele Geschichten darüber. Wir vom Alten Blut aus den Meerumspülten Bergen gehen nicht freiwillig nach Lyonesse.«
Jim starrte ihn an, aber Dafydds Gesichtsausdruck änderte sich nicht.
»Mit dem, was Ihr mir gesagt habt, kann ich wenig anfangen. Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, ob uns die Magie Schutz gewähren könnte.«
»Was Eure Magie betrifft, so wurde mir erzählt, daß sie im Versunkenen Land meines Volks Wirkung zeigt, da dort auch Menschen leben. Die Geschichten besagen aber auch, daß die Kunst der menschlichen Magier in Lyonesse nicht von Nutzen sein wird. Obgleich die Leute dort menschlich zu sein scheinen, sind sie es nicht wirklich. Es ist halt ein anderes
Königreich.«
Jim nickte langsam.
»Ich glaube Euch. Ich wüßte nichts, was ich tun könnte, um uns zu schützen.«
»Ich auch nicht, und ich erwarte auch nichts von Euch. Aber ich mußte Euch sagen, worauf wir uns einlassen, so wie wir es auch Brian sagen müssen, wenn er mit uns geht.« Er hielt inne
und sah Jim an. »Da ist noch etwas.«
»Was noch, Dafydd?«
»Uralte Geschichten erzählen von Wechselbälgern. Die Feen stehlen ein Baby und legen statt dessen ein Feenkind in die Wiege. Andererseits wurde kein anderes Kind an Roberts Stelle zurückgelassen, und ich selbst habe auch noch nie ein Wechselbalg oder irgendein Zeichen, das auf Feen hindeutet, gesehen.«
Dafydd sah Jim ernst an, der verstehend nickte.
»Dennoch könnte es sie geben«, fuhr Dafydd fort. »Vielleicht hatten sie Grund, kein Wechselbalg dazulassen. Es gibt viele Menschen, die schwören, Beweise für die Existenz der Feen zu haben. Was das aber für Kreaturen sind und warum sie Kinder vertauschen sollten, weiß ich nicht. Nur soviel: Die, die so etwas tun, sind mächtig und böse.«
»Hmmm!« Jim fühlte eine Reihe Fragen in sich aufsteigen, wußte aber nicht, wie er sie stellen sollte. Er dachte immer noch nach, als der Bogenschütze weitersprach.
»Ich muß Euch noch etwas erzählen: Heute morgen, ehe Ihr herunterkamt, ritt ein Mann im Kettenhemd und grünem Wappenrock sowie einem dunkelgrünen Federhut zusammen mit drei Bewaffneten an Euer Tor. Das Wappen war dem königlichen sehr ähnlich. Die Bewaffneten trugen Helme und hatten Schwerter. Ihre Pferde waren fast so gut wie das des Edlen im Wappenrock.«
Er hielt inne, um zu trinken. Auch Jim nahm einen Schluck, während Dafydd fortfuhr. »Sie wurden am Tor angerufen, behaupteten, eine Nachricht für Euch zu haben und fragten nach Euch. Da ihnen der Zutritt verweigert wurde, ließen sie die Nachricht bei Lady Angela zurück und ritten nach Osten davon. Ihr habt die Nachricht gar nicht erwähnt, und da dachte ich, daß ich Euch noch einmal darauf anspreche.«
Jim starrte ihn an.
»Davon weiß ich ja gar nichts!« Dann merkte er, welches Licht sein Tonfall auf Lady Angela warf, und fügte rasch hinzu: »Aber ich bin sicher, daß Lady Angela es mir gesagt hätte, wenn es wichtig gewesen wäre. Vielleicht gehe ich
besser und frage sie danach …«
Jim unterbrach seine Rede.
Irgendwo im Burghof, nah bei der Vordertür zur Großen Halle, erhob jemand seine Stimme. Eine sehr ärgerliche Stimme und eine sehr vertraute dazu. Brians Stimme. Es war unmöglich zu verstehen, was er sagte. Daß Brian schon wieder auf den Beinen war, paßte Jim gar nicht, und das letzte, was sein Freund brauchen konnte, war, daß ihn einer der Burgbewohner aufregte.
»Vielleicht sollten wir besser
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