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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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M'lord. Sir Brian schläft. Ich habe keinen Laut von ihm gehört, außer einem Schnarcher hin und wieder.«
    »Gut. Ich gehe einen Augenblick rein, um nach ihm zu sehen. Öffne die Tür leise und schließe sie hinter mir wieder
    genauso leise. Brennt drinnen ein Licht?«
    »Das Feuer ist noch nicht verloschen, M'lord.«
    »Achte darauf, daß es die ganze Nacht brennt. Jetzt öffne die
    Tür.«
    Jim schlich hinein, und die Tür schloß sich fast geräuschlos hinter ihm. Brian schlief friedlich – und schnarchte kein bißchen.
    Leise trat Jim zu ihm hinüber und blickte auf seinen Freund. Vielleicht lag es nur am rötlichen Feuerschein, aber Brian sah schon viel gesünder aus, wie er so entspannt dalag. Jim schloß seine Fingerspitzen sanft um Brians Handgelenke, darauf bedacht, den Freund nicht zu wecken. Aber Brian hatte schon immer einen gesunden Schlaf und wachte nur bei höchst ungewöhnlichen Geräuschen – oder wenn Gefahr drohte – auf.
    »Zur Hölle…«, murmelte Brian, ohne die Augen zu öffnen. Er schnarchte einmal kurz und schlief dann ruhig weiter. Vorsichtig suchte Jim am Handgelenk den Puls und zählte.
    Jim hatte hier im vierzehnten Jahrhundert, wo ihm keine Armbanduhr zu Verfügung stand, gelernt, im Geist eine Uhr
    mitlaufen zu lassen. Brians Herz machte etwa zweiundfünfzig Schläge in der Minute. Das entsprach recht genau Jims Herzfrequenz – es sollte eigentlich gelingen.
    Auf magische Weise entnahm Jim nun Brians Körper einen Tropfen Blut und gab ihn auf eine Messerklinge. Daneben setzte er einen Tropfen eigenen Blutes. Beiden Tropfen befahl er nun, sie mögen sich nicht mischen lassen, wenn sie nicht vom gleichen Typ wären. Dennoch flosse n sie zusammen. Jim fragte sich, ob er ein Universalspender war oder ob er einfach die gleiche Blutgruppe wie Brian hatte, aber das spielte auch keine Rolle: Er konnte seinem Freund Blut spenden.
    Jim hielt inne und konzentrierte sich auf Brian. Als das Bild des Freundes fest in Jims Geist verankert war, stellte er sich vor, wie sein Blut von seinem Herzen seinen Arm hinunter und durch seine Fingerspitze in Brians Schlagader gepumpt wurde
    – ganz langsam, nur anderthalb Milliliter pro Herzschlag. Das Extrablut würde auf diese Weise mit Sicherheit nicht zu schnell in Brians Adern gelangen. Insgesamt konnte Jim seinem Freund etwa einen halben Liter des Lebenssaftes spenden; Brian wäre damit am nächsten Morgen viel kräftiger. Gerade wollte Jim Brians Gemach verlassen, als er auf der anderen Seite der Tür ein Flüstern hörte. Eine der Stimmen gehörte der Wache, die mit irgendeinem anderen Bewaffneten sprach. Beide unterhielten sich im lokalen Dialekt und nicht in der Hochsprache, in der sie Jim und Angie gegenüber sprachen. »Haste mir wat gebracht, um meinen Hals anzufeuchten, Nick?« »Jupp. Hier isset. Dünnbier, Bart. Alles wat ich kriegen könnt.« »Hah, dat geht gut runter. Ich war schon richtich
    ausgetrocknet, Nick.« Nach einer Pause fuhr die Wache fort. »Wat gibts unten Neues?«
    »Er wächst un er is willich. Keine Sorge, Bart. Dein Silber is sicher.«
    »Wir müssen ihn überreden. Dat is ja gegen die Natur. Denk an meine Worte, Nick…« Das Flüstern wurde leiser, und Jim konnte nichts mehr verstehen. Worüber redeten die beiden? Auch die Sorge darüber, was die Burgbewohner wirklich über ihn denken mochten, stieg in Jim wieder auf.
    Seltsamerweise fühlte er sich gleichzeitig schuldig. Er empfand es als nicht recht zu lauschen. Dünnbier bei der Wache – das war gegen alle Regeln und verdiente eigentlich Strafe. Dennoch widerstrebte es Jim, die beiden Soldaten auf frischer Tat zu ertappen. So sollte ein Burgherr aber nicht empfinden…
    Jim straffte die Schultern, legte die Hand auf die Klinke, öffnete die Tür, schlüpfte hinaus und schloß die Tür wieder leise hinter sich. Als er heraustrat, war nur noch Bart auf seinem Posten zu sehen. Jim sah so weit den gebogenen Gang hinunter, wie er konnte, aber Barts Kumpan war nicht zu sehen. Dann wandte Jim sich wieder zum Gehen. Dabei bemerkte er einen Lederbeutel, den Bartholomew mit dem Bein gegen die Mauer preßte und ihn so zu verbergen trachtete. Jim tat, als habe er nichts gesehen, und ging zur Treppe hinüber.
    »Gute Nacht, Bartholomew.«
    »Gute Nacht, M’lord.«
    Jeder andere Lord hätte die beiden auf der anderen Seite der Tür bei der Fortführung ihres Gesprächs belauscht und sie anschließend der Bestrafung zugeführt, so wie es im vierzehnten Jahrhundert Brauch war.

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