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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Jim widerstrebte diese Denkweise immer noch, obwohl er schon viele Jahre hier lebte. Nun, eines Tages, irgendwann einmal, würde er sich die Zeit nehmen und in aller Ruhe darüber nachdenken.
    Es war nicht Neugier gewesen, die ihn zuhören ließ, das Gefühl, daß die beiden Soldaten eine Dummheit vorhatten, vor der er sie bewahren wollte. Auch das war für einen mittelalterlichen Burgherrn ein kaum nachvollziehbarer Gedanke.
    Wer war der ›Er‹, über den sie gesprochen hatten. Konnten sie ihn, Jim, gemeint haben?
    Unsinn. Er war älter als die beiden!
    Aber er wuchs noch in dem Sinne, daß er sich an ihre mittelalterlichen Verhaltensweisen und Bräuche anpaßte.
    Vergiß es, befahl er sich selbst.
    Er hatte heute nacht Brian helfen können, und das war das einzige, was zählte.
    Leise kehrte Jim in die Kemenate zurück. Angie schlief noch. Vorsichtig krabbelte er wieder ins Bett und zog die Vorhänge zu. Das Bett war warm und behaglich, und irgendwie schlosse n die Vorhänge die Sorgen des Tages aus. Der Schlaf fing Jim wieder ein.
    Er erwachte, weil sich Angie aus dem Fenster lehnte und Befehle in den Burghof hinunterrief.
    »Und trennt die beiden!« brüllte sie. »Ihr anderen macht euch wieder an die Arbeit! Ihr habt doch alle was zu tun, denke ich, oder?«
    Es folgte eine kurze Pause, in der es Jim gelang, endgültig wach zu werden.
    »Das ist schon besser!« rief Angie. Sie schloß das Fenster und kehrte zum Bett zurück.
    »Oh! Gut, daß du wach bist«, sagte sie. »Ich wollte dich gerade wecken.«
    »Das hast du auch so geschafft.« Obwohl eigentlich bereits wach, spürte Jim noch immer beinahe übermächtig die Verlockung der Decken und der Matratze.
    »Nun, es ist ohnehin Zeit, daß du dich anziehst.«
    »Worum ging es da unten?«
    »Ist schon vorbei. May Heather und ihr Freund Tom aus der Küche haben sich geprügelt.«
    »Schon wieder?«
    »Ich verstehe das nicht. Ich habe die Meisterin der Küche und auch die Meisterin der Anrichtestube gefragt, was mit den beiden in letzter Zeit los ist. Sie waren doch die besten Freunde. Unzertrennlich, wie Zwillinge. Aber nun wollen sie sich andauernd wegen irgendeiner Kleinigkeit umbringen. Sie sind beide dreizehn, weißt du.«
    »Tom ist schon dreizehn? Dann ist er ziemlich klein für sein Alter.«
    »Nicht in diesem Jahrhundert. Es ist eine Frage der Ernährung«, erklärte Angie. »Kinder werden hier nicht so groß wie in unserer Zeit. Im Winter gibt es nicht genug zu essen, und in den anderen Jahreszeiten ist die Ernährung unausgewogen. Davon abgesehen ist May Heather ohnehin in dem Alter, wo sie stärker wächst als er. Mädchen haben zu Beginn der Pubertät einen Wachstumsschub, weißt du.«
    »Ach ja? Schätze, du hast recht.«
    Nach dem Sonnenlicht zu urteilen, das durch die Fenster fiel, war es schon mitten am Tag. Üblicherweise wäre Jim bei Sonnenaufgang aufgestanden. Das war eine der mittelalterlichen Schlafgewohnheiten, an die er sich angepaßt hatte.
    »Nun, da ich schon mal wach bin«, sagte er und krabbelte
    aus dem Bett, »könntest du bitte Frühstück bestellen?«
    »Das habe ich bereits getan. Da ist es ja schon.«
    Die Tür schwang auf, ohne daß jemand vorher der Höflichkeit halber geklopft hätte, und drei Frauen aus der Anrichtestube kamen mit dem Essen herein. Jim stand nackt im Raum, denn Angie und er schliefen, wie im Mittelalter üblich, immer unbekleidet, wenn sie zu Hause waren. Die Frauen ließen sich von Jims Nacktheit nicht stören, deckten den Tisch, knicksten und gingen wieder raus.
    »Ach, würden sie doch nur lernen anzuklopfen!« flehte Jim.
    »Gib es auf und iß dein Frühstück. Du solltest dich mittlerweile daran gewöhnt haben. Aber zieh dich erst an.«
    »Sie bestimmen über unser Leben«, brummelte Jim, während er sich eilends ankleidete. »Nicht umgekehrt.«
    »Tja«, sagte Angie, die sich bereits den hartgekochten Eiern und dem Speck widmete, »sie sind, wie sie sind, und wir werden sie nicht ändern können. Beeil dich, bevor das Essen kalt wird.«
    Jim setzte sich zu ihr. Das Frühstück weckte seine Lebensgeister. Seine Gedanken wandten sich wieder verschiedenen Fragen zu, die ihm seit der geheimen Besprechung mit Carolinus im Kopf herumgingen. Als er mit dem Essen fertig war, hatte er einen Entschluß gefaßt.
    »Ich werde etwas ausprobieren«, teilte er Angie mit und schob seinen Stuhl zurück. »Bleib wo du bist. Ich werde die Revisionsabteilung anrufen und mich nach meinem Guthaben erkundigen.«
    »Ach!

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