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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Bist du so weit, dass du wirklich von deinen Fähigkeiten überzeugt bist, wirst du sie mit deinem Willen selbst steuern können.«
    Sofia war verwirrt. All das, was sie bis zu diesem Tag über die Welt und das Leben gewusst hatte, kam ihr nun falsch oder zumindest einseitig vor. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn sich das Haus mit allem, was sich darin befand, plötzlich vom Erdboden gelöst und in die Lüfte erhoben hätte. Alles war möglich in einer Welt, in der ganz normale Menschen in ihrem Innern Drachen beherbergen oder von bösartigen Wesen besessen sein konnten.
    » Aber wenn Nidhoggr doch durch diesen Zauber › gebannt ‹ ist, wer befehligt dann den Jungen, der mich angegriffen hat?«, fragte sie, wobei sie sich nun ganz auf die Erklärungen des Professors einließ.
    » Wie schon gesagt, war Thubans Siegel nicht für die Ewigkeit geschaffen. Auch Nidhoggr hat Nachfahren auf der Erde, über die er versucht, seinen Willen durchzusetzen. Solange das Siegel aber seine Macht bändigt, können sich auch die Kräfte seiner Kinder nicht voll entfalten. Doch sowohl er selbst als auch sie nähren sich vom Bösen, das heißt, jedes Mal wenn es ihnen gelingt, einen Menschen zu umgarnen und ihn ins Heer der Unterjochten einzureihen, steigern sie damit ihren eigenen Hass und werden stärker und stärker. Eben deshalb kommt den Drakonianern eine so bedeutende Rolle zu. Sie wachen über den Zauber und haben zudem die Aufgabe, den kranken Weltenbaum wieder fruchtbar zu machen. Der verlor am Ende des Krieges durch Nidhoggrs Schuld viel von seinem Lebenssaft und ist fast kahl, während er mit Drakonien am Himmel kreist. Denn die Stadt löste sich damals vom Erdboden, um sich in die Lüfte zu erheben, und nahm den Baum mit sich.«
    » Die Stadt, von der ich immer träume«, rief Sofia. Plötzlich verstand sie. » Ich träume ganz oft von einer weißen Stadt!«
    » Das weiß ich«, antwortete der Professor gelassen. » Ich habe dein Zimmer wie diese Stadt eingerichtet, in der Hoffnung, dass du dich dann mit der Zeit an deine Herkunft erinnern würdest.« Er seufzte. » Doch leider ist mir Nidhoggr zuvorgekommen.«
    Langsam fügten sich alle Mosaiksteinchen zusammen, und das auf eine erschreckend logische Weise. Auch die Geschichte, die Lidja ihr erzählt hatte, erhielt nun einen Sinn. Das war alles wahr. Verflucht wahr.
    » Aber dann ist Nidhoggr … bereits mitten unter uns, oder nicht?«
    » Nein, das nicht. Nur das Böse, das er verbreitet, wirkt bereits. Denn er kann zwar in dieser Welt aktiv werden, aber nur mit großen Einschränkungen. Dennoch ist die Lage beklagenswert. Schon seit der Weltenbaum fast verdorrt ist, war die Natur, die unter seinem Schutz gestanden hatte, sehr gefährdet gewesen. Doch noch nie war sie den Eingriffen des Menschen so hilflos ausgeliefert wie heute. Denn der Mensch in seinem Hochmut hat sich fast vollkommen von der Natur entfernt; er hat seine natürlichen Wurzeln, seine Verbindungen zur Natur gekappt und glaubt nun, sich selbst an ihre Stelle setzen zu können. Vielleicht hat es dieses Bestreben des Menschen schon immer gegeben. Doch früher sorgten die Drachen und der Weltenbaum dafür, dass diese menschliche Arroganz abgemildert wurde. Heute missbraucht der Mensch all die Freiheiten, die er sich erkämpft hat, und will sich zum Beherrscher des Universums aufschwingen. Viele Naturgesetze hat er bereits verletzt und damit die Umwelt immer stärker verändert. So betrachtet steckt in seinem Tun viel von Nidhoggrs Mentalität. Beide trachten danach, die natürliche Ordnung zu zerstören und sich einen Platz zu erstreiten, der ihnen nicht zusteht. So haben sie im Laufe der Zeit der Natur bereits schwerste Verletzungen zugefügt, während das Siegel schwächer und schwächer wurde. Zwar ist Nidhoggr immer noch nicht frei, doch hat er seine Fesseln schon gefährlich lockern können.«
    Sofia begann zu verstehen: » Er kommt zurück?«
    » Ja. Und das eher, als wir vielleicht glauben.«
    » Und wer soll ihn aufhalten?«, fragte sie und rang die Hände.
    » Du«, antwortete der Professor. » Du und die anderen Drakonianer. Der Weltenbaum hat seine Früchte verloren, und um ihn wieder fruchtbar zu machen, müssen diese Früchte wiedergefunden werden. Alle früheren Versuche sind gescheitert, weil niemand stark genug war, sie zu holen. Doch nun hat sich die Lage geändert. Nidhoggr bereitet seine Rückkehr in die Welt vor. Gleichzeitig erwachen die schlummernden Kräfte der Drakonianer, die

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