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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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diesen durch die Verschmelzung mit den Schutzdrachen geschenkt wurden, um für die große Entscheidungsschlacht gerüstet zu sein. Und in dir stecken solche Kräfte. Das spüre ich.«
    Sofia blickte zu Boden. Langsam machte ihre Fassungslosigkeit einem neuen Gefühl Platz, einem Gefühl, das den Moment hinausschob, in dem sie sich mit den schrecklichen Dingen, von denen ihr der Professor hier erzählte, ernsthaft würde auseinandersetzen müssen. » Das ist der Grund, nicht wahr? Der eigentlich Grund dafür, dass Sie mich aufgenommen haben. Sie kannten meinen Vater überhaupt nicht, und noch viel weniger meine Mutter …«
    Der Professor schwieg einige Augenblicke. » Ich weiß aber, wer dein Vater war. Und ich habe mein ganzes Leben lang nach ihm gesucht. Du musst wissen: Ich gehöre zum Kreis der sogenannten Hüter. So wie es Drachen gab, denen der Weltenbaum anvertraut war, so gab es auch Menschen, Hüter, die für das Wohlergehen des Weltenbaumes sorgen sollten. Auch diese fielen in Schlaf, als Nidhoggr sein Gemetzel anrichtete, und jahrtausendelang schlummerten ihre Kräfte ungenutzt, wurden dabei aber von Generation zu Generation weitergegeben, so auch an mich. Dann, vor nunmehr zwanzig Jahren, erwachte ich, und seitdem reise ich durch die Welt und suche nach den Drakonianern. Deinen Vater fand ich erst, als es schon zu spät war.«
    » Wie ist er gestorben?«, fragte Sofia unter Tränen, » ich will die Wahrheit wissen.«
    » Ein Unterjochter tötete ihn, noch bevor er erwachte. Damals warst du noch ein Kind. Nidhoggr lässt alle Drakonianer aufspüren, denn er weiß: Sie sind die Einzigen, die ihn aufhalten können. Seit es ihm gelungen ist, seine Ketten zu lockern, schickt er willenlose Werkzeuge aus, die sie umbringen sollen, noch bevor sie aus ihrem Schlaf erwachen.«
    » Und meine Mutter?«
    » Deine Mutter war keine Drakonianerin.«
    Vergeblich wartete Sofia darauf, dass der Professor fortfuhr. » In Ordnung, ich hab verstanden. Aber wer war sie dann? Und wo ist sie? Sie ist auch tot?«
    » Tut mir leid, das weiß ich nicht.«
    Sofias Finger umklammerten die Tasse in ihrer Hand, und sie spürte, wie eine seltsame Wut in ihr aufstieg. » Warum weichen Sie immer aus, wenn ich nach ihr frage?«
    Der Professor wandte den Blick ab. » Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Sie hat dich verlassen, als sie die Wahrheit erfuhr über dich und deinen Vater.«
    Sofia erstarrte. » Und Sie haben gar nicht versucht, sie zu finden?«
    » Meine Aufgabe ist es nur, nach Drakonianern zu fahnden und sie aufzuwecken.«
    » Und nur aus diesem Grund sind Sie im Waisenhaus aufgetaucht. Dieses Gefasel, dass Sie zu Dank verpflichtet seien, dass ich etwas Besonderes sei … alles Unsinn.«
    » Aber du bist etwas Besonderes, Sofia! Du bist eine Drakonianerin!«
    » Ach, was weiß ich. Jedenfalls haben Sie nur nach mir gesucht, weil Sie darin Ihre Aufgabe sehen, und aufgenommen haben Sie mich, weil Sie mussten!«
    » Du stellst das alles völlig falsch dar. So ist es nicht …«
    Als hätte sie ihn gar nicht gehört, fuhr Sofia fort: » Und Ihre Freundlichkeit, die schönen Kleider … das kommt alles nicht von Herzen. Es ist nur Ihre Pflicht, nicht wahr?«
    Der Professor trat zu ihr. » Bitte beruhig dich, Sofia. Das hat dich alles sehr mitgenommen … Ist doch klar. Aber …«
    Da sprang Sofia auf. » Lassen Sie mich in Ruhe«, zischte sie.
    Enttäuscht und ratlos stand der Professor da und rührte sich nicht. » Sofia, glaub mir, ich hab das alles sehr gern für dich getan«, versuchte er, sie zu beschwichtigen. » Gewiss, als Hüter war es meine Aufgabe, dich zu suchen. Aber jetzt kenne ich dich und weiß, was du für ein tolles Mädchen bist …«
    Tränen rannen über Sofias Wangen und liefen ihr in den Mund. Sie schmeckten bitter. Was der Professor sagte, klang furchtbar falsch. Die Wahrheit, die sie jetzt erfahren hatte und die sie so entsetzte, sah anders aus. Bemüht gelassen stellte sie ihre leere Tasse auf den Tisch. » Ich gehe schlafen.«
    Der Professor antwortete nicht, stand nur da und ließ die Arme hängen. » Sofia …« Weiter kam er nicht.
    » Nein. Bitte!«
    » Aber ich hab dich wirklich sehr gern, Sofia.«
    Sie wandte sich ab und rannte die Treppe hinauf. Oben knallte sie die Zimmertür hinter sich zu und warf sich aufs Bett. Wie schnell sich alles geändert hatte. All die unglaublichen Dinge, die sie gerade erfahren hatte, machten sie fassungslos und ekelten

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