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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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davon bemerkte? Mehr und mehr begann das Pulsieren der Knospe sie zu hypnotisieren. Die Zeit schien stillzustehen und eine Vision überkam sie. Sie sah Drakonien. An einem düsteren, regenschweren Himmel schwebte die Stadt, stürzte plötzlich ab und versank im See, immer tiefer bis auf den Grund, der mit ihren Fundamenten zu einem einzigen Körper verschmolz. Die zuvor menschenleeren Straßen bevölkerten sich und Drachen schwebten am Himmel über die Zinnen hinweg. Sofia flog mit ihnen, ohne Angst, ließ sich hinabfallen ins Zentrum der Stadt, durchquerte den königlichen Palast und erreichte die unterirdischen Verliese, wo im Verborgenen ein Herz pulsierte. Das wusste sie.
    Sie liegt noch dort, raunte ihr eine Stimme zu. An dir ist es, die Frucht zu finden.
    » Sofia! Sofia!«
    Als sie zu sich kam, lag sie am Boden. Sie erkannte den Professor, der mit besorgter Miene nervös an seiner Brille herumnestelte, und daneben Lidja, die ebenfalls sehr ernst dreinschaute.
    » Alles in Ordnung, Sofia?«, fragte ihr Vormund und drückte ihre Hand.
    Sie nickte schwach. » Ich denke schon.« Dann ließ sie sich von ihm aufhelfen. » Wieso liege ich denn am Boden?«, fragte sie.
    » Das wissen wir auch nicht«, schaltete sich Lidja ein. » Ich bin sofort zum Professor gerannt, als du mich auf die Knospe aufmerksam gemacht hast, und als wir zurückkamen, lagst du schon da.«
    Sofia war das alles schleierhaft. Sie wandte sich der Knospe zu, die jetzt wieder wie üblich in ihrem gelben Licht strahlte, ohne zu pulsieren.
    » Eigentlich müsstest du uns erklären, was geschehen ist«, forderte Lidja sie auf.
    Sofia blickte zu dem angespannten Gesicht des Professors, der ungeduldig auf ihre Antwort wartete. Sie besann sich einen Moment und erzählte dann alles, was sie gesehen hatte, erklärte, sich nicht zu erinnern, wie sie gestürzt war, beschrieb die Vision und gab die Worte wieder, die sie gehört hatte. Je länger sie erzählte, desto auffallender entspannten sich die Züge des Professors, und zaghafte Freude breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    Als Sofia fertig war, legte er ihr einen Arm um die Schulter. » Ich denke, die Zeit des Trainings ist jetzt vorbei. So wie ich das sehe, bist du nun bestens vorbereitet.«
    Sofia verstand immer weniger, und ihrem Gesicht nach zu urteilen, Lidja ebenso wenig.
    Der Professor rieb sich die Hände. » Meinen Glückwunsch, Sofia, du hast gerade deine Kräfte genutzt, um die erste Frucht des Weltenbaums aufzuspüren.«
    Als sie wieder oben waren und die Mädchen vor einer Tasse leckerer heißer Schokolade saßen, erklärte ihnen der Professor alles ausführlicher. Sofia trank in kleinen Schlucken. Sie war immer noch mitgenommen von ihrem Erlebnis, aber glücklich, dass sie endlich etwas Nützliches vollbracht hatte. Und vor allem, noch vor Lidja. Sie konnte es kaum fassen. Hin und wieder warf sie der Freundin einen Blick zu, um zu sehen, ob diese genauso verblüfft war wie sie selbst. Aber Lidja wirkte konzentriert wie immer und hörte ungerührt zu, während ihnen der Professor die Lage erläuterte.
    » Eigentlich wollte ich euch erst später damit vertraut machen, um sicher zu sein, dass ihr den Vollbesitz eurer Kräfte erlangt habt. Aber du bist mir zuvorgekommen, Sofia«, meinte er lächelnd, und sie errötete: Endlich war ihr etwas gelungen.
    » Dann dient die Knospe also auch dazu?«, fragte Lidja.
    » Ja, unter anderem. Seit Jahrhunderten ist der Weltenbaum auf der Suche nach seinen verlorenen Früchten. Sein Verlangen ist groß, denn nur mit ihnen kann er wieder lebendig werden. Und auch die Früchte können ihre Kräfte nur dann entfalten, wenn sie an den Ästen des Baumes hängen. Von ihm getrennt, sind sie nicht viel mehr als Steine. Da die Knospe ihre Gegenwart wahrnimmt, sollte sie bei der Suche helfen können. Deshalb haben sich die Drakonianer auch jahrhundertelang auf jede erdenkliche Weise bemüht, mit der Knospe zu kommunizieren, um so die Früchte zu orten. Aber ohne Erfolg. Sofia, du bist die Erste, der sich unser Heiligtum offenbart hat.«
    Um ihre Verlegenheit und Verblüffung zu verbergen, senkte Sofia den Kopf noch tiefer über ihre Tasse mit der heißen Schokolade. Sie war erfüllt von einer unbändigen Freude, die sie bislang nicht gekannt hatte.
    » Ich wusste, dass die Zeit der Entscheidung gekommen ist. Nidhoggrs Kräfte erwachen, und gleichzeitig auch die solcher Schläfer, wie ihr es seid. Bald wird es zum Kampf kommen.« Der Professor seufzte.
    » Und was

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