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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wusste nicht genau, wieso, aber sie fühlte sich schlecht, klein, nutzlos …
    » Versuch doch, ein wenig mehr an dich zu glauben. Was hältst du davon? Willst du das versuchen?«
    Gerne hätte sie genickt. Es wäre richtig gewesen. Aber sie konnte nicht. Ihr fehlte die Kraft dazu. Und so hatte sie nur mit den Achseln gezuckt, woraufhin Lidja natürlich enttäuscht war.
    » Na ja, ich hoffe wenigstens, dass du es irgendwann doch einmal versuchst.«
    Während sie nun auf dem Bett lag und zur Decke blickte, spürte Sofia, wie ihr eine Träne die Wange hinunterlief. Und sie fragte sich, warum es für sie so viele Hindernisse gab. Warum musste sie sich alles so hart erkämpfen? Warum konnte nicht einmal irgendetwas ganz einfach sein? Warum bestanden alle darauf, dass es nur auf sie allein ankomme? Denn das war es ja, was sie so einschüchterte. Diese Verantwortung lähmte sie und nahm ihr die Lust, sich anzustrengen.
    Sie stand noch einmal auf, um sich auszuziehen, und spürte, dass sich ihre Beine vom Training weich wie Pudding anfühlten. Bevor sie endlich einschlief, dachte sie noch, dass alles leichter gewesen war, als sie Lidja noch blöde gefunden hatte. Aber da sie nun wusste, wie verständnisvoll die andere sein konnte, schämte sie sich noch mehr, dass sie Lidja so sehr beneidete.
    In dieser ersten Phase ihrer Ausbildung kam Sofia kein einziges Mal vor die Tür. Sie war nicht gut genug gerüstet, weil ihre Kräfte noch zu wenig entwickelt waren. Wäre der geflügelte Junge wieder aufgetaucht, hätte sie wenig gegen ihn ausrichten können. Zudem hatte Thomas erzählt, er habe nun schon öfter, vor allem abends, verdächtige Bewegungen beim See bemerkt. Vielleicht Feinde, die ihr auflauerten. Aber Sofia wollte nicht recht daran glauben und hielt diese Beobachtung eher für einen Vorwand, um sie im Haus festzuhalten.
    » Lidja hält sich doch auch draußen auf und ihr ist noch nie etwas passiert!«, hatte sie sich einmal gewehrt.
    Was ihr der Professor darauf erwiderte, hätte sie sich eigentlich denken können: » Lidja ist aber weiter als du und kann sich im Notfall besser verteidigen. Darüber hinaus hat sie gelernt, ihre besonderen Kräfte vor den Feinden zu verbergen. Bei dir müssen wir um einiges vorsichtiger sein.«
    Sofia sagte sich, dass sie dies als Anreiz nehmen sollte, um rasch besser zu werden. Je schneller sie alles lernte, desto früher würde sie auch wieder ins Freie kommen. Und dass sie tatsächlich Fortschritte machte, versicherte ihr der Professor jeden Tag. Auch wenn es ihr selbst nicht so vorkam.
    Viele Tage lang sah sie den See nur von Weitem und Rom oder Castel Gandolfo lagen wie in einer anderen Welt für sie. Auch ein Besuch in Lidjas Zirkus wurde ihr nicht gestattet. Und so fühlte sie sich nun wieder ganz ähnlich wie im Waisenhaus: ausgegrenzt. Das schien typisch für ihr Leben zu sein. Egal was das Schicksal mit ihr vorhatte, sie saß in geschlossenen Räumen fest. Vielleicht würde sie sogar nie mehr freikommen. Auch wenn sie in Zukunft stark genug wäre, um in die Welt zu ziehen, bliebe sie doch immer Gefangene ihres Schicksals und ihrer Mission. Sie schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.
    Dann eines Abends, während sie wie üblich mit Lidja trainierte, hatte sie plötzlich ein komisches Gefühl im Magen, so als wäre sie sehr aufgeregt. Die Hand noch ausgestreckt, um einen Zauber auszuführen, hielt sie inne.
    » Was ist? Ist dir nicht gut?«, fragte Lidja.
    Sofia wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie drehte sich zu der Knospe um, die nach ihr zu rufen schien. » Die Knospe …«
    » Was ist mit ihr?«
    » Spürst du das nicht?«
    » Was soll ich spüren?«
    Sofia richtete sich auf und ging zu dem gläsernen Schrein hinüber. Es war, als antworte sie auf einen Lockruf, auf eine Stimme, die ohne Worte zu ihr sprach. Sie konnte sich unmöglich entziehen.
    Die Knospe strahlte nicht mehr wie gewohnt, sondern schien schwach zu pulsieren und ein Licht abzugeben, das von einem Bernsteingelb langsam in blasses Blau überging.
    » Was ist los?«, murmelte Sofia.
    Lidja blickte sie verwirrt an. » Wieso? Das ist doch wie immer, genauso wie sonst auch … Ich sehe da absolut nichts Ungewöhnliches …«
    Sofia spürte einen heftigen Stich im Herzen. » Was? Du siehst nicht, wie sie pulsiert?«
    Lidja verlor keine Zeit: » Ich hole den Professor!«
    Sofia rührte sich nicht, stand nur verzaubert da. Wieso sah sie dieses merkwürdige Phänomen, während Lidja nichts

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