Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis
gleichzeitig unablässig daran, was in Kürze auf sie zukommen würde. Irgendwann merkte sie aber, dass ihre Gedanken abschweiften, durch eine seltsame Kraft in eine Richtung gelenkt wurden und sich immer weiter entfernten, wobei sie nicht genau wusste, wohin.
» Hier.«
Spontan, ohne nachzudenken, war ihr das Wort über die Lippen gekommen. Sie merkte auch nicht, dass Lidja gleichzeitig dasselbe gesagt hatte. Der Professor stellte die Motoren ab, und man vernahm ein lautes Klang, das vom Boden des U-Bootes zu ihnen drang. Der Anker fuhr aus.
Draußen erkannten sie, etwas entfernt, eine bläuliche Luftblase. Sie hatte mindestens einen Durchmesser von hundert Metern und schloss etwas ein, dessen Formen noch nicht klar auszumachen waren.
» Seid ihr sicher?«, fragte der Professor.
Lidja blickte ihn verblüfft an.
» Das heißt also, Sie sehen die Blase gar nicht?«, fragte sie ungläubig.
Der Professor lächelte säuerlich. » Nein. Aber ihr seid eben Drakonianerinnen und ich bin nur ein einfacher Hüter. Zu bestimmten Geheimnissen ist mir der Zugang verschlossen.«
Sofias Herz setzte einen Schlag aus. Hier war also die Grenze für ihn. Bis hierher konnte er sie begleiten, doch von nun an mussten sie alleine zurechtkommen.
» Es sieht aus wie eine durchsichtige Hülle und im Innern befindet sich etwas …«, erklärte Lidja, wobei sie die Augen zusammenkniff, um es genauer zu erkennen.
Der Professor nickte. » Dann müsst ihr hier raus.«
» Kommst du wirklich nicht mit?«, fragte Sofia. Obwohl sie die Antwort bereits kannte, hatte sie sich die Frage nicht verkneifen können.
» Wohin denn? Zu einem Ort, den ich noch nicht einmal sehen kann? Außerdem muss jemand beim U-Boot bleiben, um euch mit Sauerstoff zu versorgen.«
Lidja war schon bereit. Mit einer geschickten Bewegung schwang sie sich aus dem Sitz und setzte sich auf den Boden, um sich die schweren Metallstiefel anzuziehen. Sofia sah ihr zu. Wie zum Teufel konnte sie nur so selbstsicher sein? Sie warf dem Professor einen flehenden Blick zu. Doch der bemerkte ihn nicht.
» Willst du dich nicht fertig machen?«, fragte er stattdessen.
Sofia stand auf und tat es Lidja nach. Es war ganz schön umständlich, diese verfluchten Stiefel an die Füße zu bekommen, und als sie dann auch noch den Helm aufsetzte, hatte sie das Gefühl zu ersticken.
Der Professor schraubte derweil jeweils einen Schlauch an ihre Helme, der für die Sauerstoffzufuhr sorgen sollte und mit einem Gerät im Maschinenraum des U-Boots verbunden war. » Damit dürfte euch die Luft nicht knapp werden«, meinte er. » Über den Schlauch können wir übrigens auch miteinander reden«, fuhr er fort. » Zudem habe ich eure Helme mit Mikrofonen ausgestattet, sodass ihr euch auch miteinander unterhalten könnt. Ihr seht also: Ich bin bei euch. Ihr seid nicht allein. Sobald sich eine Gefahr andeutet, ruckt ihr zweimal am Seil, das ihr umgebunden habt, einmal kurz und einmal lang, dann ziehe ich euch hoch.«
Seine Miene war plötzlich sehr ernst. Nun beugte er sich vor und zog einen Griff am Boden. Sofort öffnete sich eine Kammer von etwa einem Meter Breite, in die sie mit ihren Anzügen gerade so hineinpassten. Man hörte, wie das Wasser gegen die Außenwand schwappte, ein beruhigendes Geräusch bei jeder anderen Gelegenheit, doch in dieser Situation ließ es Sofia das Blut in den Adern gefrieren.
» Ich geh vor, du bist schon wieder etwas blass um die Nase«, spottete Lidja.
Sofia schwieg und ließ die andere vorbei.
Ohne zu zögern, ließ sich Lidja in die Schleusenkammer hinunter, und die Tür schloss sich. Es dauerte eine Weile, dann sah Sofia durch das Bullauge, wie sich Lidja im Wasser bewegte und der Sauerstoffschlauch immer länger wurde, während er sich von einer breiten Trommel abwickelte.
Der Professor legte ihr eine Hand auf die Schulter. » Keine Angst. Ich passe auf dich auf. Denk einfach nur daran, was du gelernt hast, und verlasse dich auf Thubans Kräfte. Er wird an deiner Seite kämpfen.«
Sofia nickte und setzte sich an den Rand der Schleusenkammer.
» Und sei bitte vorsichtig«, setzte der Professor noch hinzu.
Mit glänzenden Augen sah sie ihn an und nickte. Einen Moment zögerte sie, dann ließ sie sich los, und die Luke hinter ihr schloss sich. Gleich darauf öffnete sich eine zweite Klappe, Wasser strömte ein, der See umfing sie und zog sie immer tiefer hinab. Sie hörte, wie sich der Schlauch abwickelte und begann, tief ein- und auszuatmen.
» Ganz ruhig
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