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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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bleiben, du schaffst das«, hörte sie krächzend aus einiger Entfernung die Stimme des Professors.
    Leichter gesagt als getan. Soweit sie das mitbekam, sank sie einfach immer tiefer ins Nichts. Das Scheinwerferlicht des U-Bootes wurde immer schwächer und unaufhaltsam nahm die Finsternis seinen Platz ein. Zum Glück hatte sie eine Taschenlampe um die Taille gebunden, mit einer Schnur, die lang genug war, dass sie die Lampe in die Hand nehmen konnte. Mit ungelenken Bewegungen griff sie nach ihr, und nach mehreren Versuchen gelang es ihr, sie einzuschalten. Die Luftblase war ganz nah, sie sah sie unter sich wie eine Art Riesenembryo, mit Lidjas Luftschlauch als Nabelschnur. Die Gefährtin musste schon drinnen sein.
    Je näher sie der Blase kam, desto heftiger keuchte sie. Ihre Füße berührten die transparente Oberfläche. Da passierte es. Ein Sog erfasste sie und zog sie in die Blase hinein. Sie brüllte aus vollem Halse und schoss immer tiefer hinab, bis plötzlich irgendetwas ihren Fall stoppte.
    » Sofia? Was ist los? Sofia!« Es war die besorgte Stimme des Professors, zu der sich jetzt auch eine andere gesellte.
    » Keine Angst, ich halte dich.« Sie kam von Lidja.
    » Sofia!?«, schrie der Professor fast verzweifelt.
    » Schon gut … alles okay … ich lebe noch«, antwortete Sofia mit zitternder Stimme.
    » Was ist passiert?«, fragte er.
    » Wir sind in der Luftblase, Professor«, meldete sich Lidja wieder. » Sofia kam plötzlich auf mich zugeschossen, aber ich hab sie auffangen können. Im Fliegen!«
    Es stimmte. Sie flogen. Lidja hielt Sofia im Arm und schwebte mit ihr sanft zum Boden.
    » Sind dir Rastabans Flügel gewachsen?«, fragte der Professor.
    » Nein, es gab keine Verwandlung. Aber fliegen kann ich trotzdem.«
    Der Professor seufzte. » Dann sind es Rastabans Kräfte, die dir Flügel verleihen.«
    Sofia wunderte sich schon gar nicht mehr, dass sie leer ausgegangen war. Dass Lidja besser wegkam, war sie ja gewohnt. Schwindel und Übelkeit hatten sie erfasst und zogen ihr den Magen zusammen. Sie schloss die Augen und schlang die Arme noch fester um den Hals der anderen.
    » Sofia, hör auf! Du erwürgst mich ja«, fuhr Lidja sie an, wobei sie genervt das Gesicht verzog.
    Vorsichtig lockerte Sofia den Griff. » Tut mir leid«, murmelte sie.
    Der Flug kam ihr ewig vor. Dabei dauerte er wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Der sanfte Plumps, mit dem Lidjas Metallstiefel aufsetzten, verriet ihr, dass sie gelandet waren. Sie löste ihre Hände von deren Hals und richtete sich auf. Endlich stand sie wieder auf den eigenen Beinen.
    Um sie herum war Luft.
    Lidja wagte es, den Helm abzusetzen. » Herrlich«, rief sie, während sie den Oberkörper vorreckte und mit vollen Lungen ein- und ausatmete. » Komm, setz deinen Helm ab.«
    Sofia blickte sie skeptisch an. » Aber wie sollen wir dann mit dem Professor reden?«
    » Wenn irgendetwas passiert, haben wir ja noch das Seil. Komm, los …«
    Sofia legte beide Hände an den Helm und schaffte es mit einiger Mühe, ihn abzunehmen. Die Luft roch gut, angenehm frisch, ein Geruch, der ihr sehr vertraut war. Unzählige Male war er ihr in ihren Träumen in die Nase gestiegen. Es war der Duft Drakoniens.
    Staunend blickte sie sich um. Sie befanden sich in einer kargen, felsigen Ebene, die fast kreisrund zu sein schien. Es hätte auch irgendwo an Land sein können, wäre da nicht die glänzende Wasserglocke des Sees gewesen, die sich über ihren Köpfen spannte. Und mit einem Mal spürte Sofia eine schmerzliche Wehmut in der Brust. Sie wusste, oder besser fühlte, dass dies einst ihr Zuhause gewesen war. Hier lag einmal eine Stadt mit prächtigen Gebäuden, Straßen und Gassen, in denen das Leben pulsierte, während heute nur noch Platz für Erinnerungen und eine zeitlose Leere war.
    Diese Gedanken machten ihr das Herz so schwer, dass ihr Tränen in die Augen traten. Dabei waren es gar nicht ihre eigenen Gedanken, sondern die von Thuban, durch dessen Augen sie über die Ebene blickte. Sie sah einen Jungen durch die engen Straßen laufen, während Hüter im Tempel vor einem riesengroßen majestätischen Baum mit herrlichen Früchten an tiefgrünen Zweigen das Geheimnis des Lebens bewahrten. Nun erreichte der Junge das Gebäude aus weißem Marmor, trat ein und ließ sich unter dem Baum nieder, nahm ein Buch zur Hand und las dort stundenlang. Lung. Über ihm kreisten am blauen Himmel eines herrlichen Sommertages die Drachen und alles war von der Schönheit und der

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