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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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schwache Hoffnung, aber etwas anderes blieb ihnen nicht. Sofia sank in die Kissen zurück. Sie war erschöpft, vor allem aber wütend. Am meisten auf sich selbst.
    Der Professor stand auf. » Ihr solltet euch jetzt ein wenig ausruhen«, meinte er mit einem bemühten, aber aufrichtigen Lächeln. » Es wird schon alles gut werden. Wir kommen dann später noch mal vorbei und bringen dich hinunter.«
    Sofia nickte nur und sah ihnen nach, wie sie leise das Zimmer verließen. Lidja humpelte zwar, doch ihr Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie keineswegs bereit war aufzugeben.
    Die Strahlen der Knospe wirkten wohltuend und warm. Verblüfft beobachtete Sofia den breiten Schnitt an ihrer Schulter. So eine Wunde hatte sie noch nie gesehen. Als sie zum ersten Mal einen vorsichtigen Blick darauf geworfen hatte, war ihr übel geworden. Aber das war mittlerweile überwunden, und sie betrachtete die Verletzung nun als etwas Fremdes, das nicht zu ihrem Körper gehörte. Die Strahlung erhellte und erwärmte nicht nur die Wunde, sondern auch die Haut darum herum, ein seltsam unwirkliches, aber auch angenehmes Gefühl. Schade, dass es für einen aufgewühlten Geist nicht etwas ähnlich Beruhigendes gab.
    Denn Sofia fiel es schwer, so untätig herumzusitzen. Die Stunden schienen nicht vergehen zu wollen, und mit jeder, die dennoch verrann, kam Nidhoggr seinem Ziel näher.
    Lidja lag reglos neben ihr und hielt ihre lange Wunde am Bein unter die Knospe. An vielen Stellen hatte sich der Schnitt bereits geschlossen, sodass nur ein weißlicher Streifen zurückgeblieben war. Sie schwieg und genoss mit geschlossenen Augen die wohltuenden Heilkräfte.
    Eigentlich hatten sie sich nach ihrem gemeinsamen Abenteuer auf dem Grund des Sees überhaupt noch nicht richtig unterhalten, abgesehen von dieser Besprechung an Sofias Krankenbett. Deshalb fragte diese sich immer öfter, ob Lidja sauer auf sie war, weil sie ihr die Schuld an dem gescheiterten Unternehmen gab. Auch jetzt blickte sie die Freundin stumm an und hatte nicht den Mut, die Sache anzusprechen.
    » Geht’s dir besser?«, fragte sie stattdessen nach einer Weile, um das unangenehme Schweigen zu beenden.
    Lidja nickte nur, ohne die Augen zu öffnen.
    Sie ist bestimmt sauer, dachte Sofia seufzend. » Es tut mir so leid, ich hab mich wieder wie ein Vollidiot angestellt«, erklärte sie plötzlich in einem Atemzug.
    Langsam öffnete Lidja die Augen und schaute sie an. Es war genau der Blick, den Sofia erwartet hatte, kalt und vorwurfsvoll. » Du glaubst wohl, die Welt dreht sich nur um dich.«
    Darauf war Sofia nicht gefasst.
    » Wahrscheinlich erwartest du irgendwas von mir«, fuhr Lidja fort, » dass ich wütend bin und dich ausschimpfe, als wäre ich deine Mutter, oder aber dich umarme und dir versichere, dass alles halb so wild sei.«
    » Nein … ich wollte nur … ich meine, du sollst wissen, dass ich es auf meine Kappe nehme. Ich bin schuld.«
    Einen Moment lang verfinsterte sich Lidjas Miene. » Ach, es ist doch immer wieder das Gleiche mit dir, Sofia. Ich hab echt die Schnauze voll.«
    Sofia machte sich noch kleiner. Wahrscheinlich kam jetzt der erwartete Wutausbruch.
    » Ich bin nicht wütend auf dich«, erklärte Lidja stattdessen.
    » Das solltest du aber. Ich hab dich da alleine kämpfen lassen und dich nur angeglotzt wie eine blöde Kuh und …«
    » Hör doch auf …«, unterbrach Lidja sie. » Du genießt es ja geradezu, schlecht behandelt zu werden. Ich versteh das nicht. Was haben sie im Waisenhaus mit dir gemacht? Du scheinst es richtig darauf anzulegen, dass die Leute dir sagen, was du für eine Null bist. Ich bin nicht sauer auf dich. Klar, wir haben den Anhänger verloren, aber du hast auch richtig um ihn gekämpft. Und außerdem müssen wir zusammenhalten. Wir sind ein Team und müssen uns gegenseitig aufbauen, wenn uns der Wind ins Gesicht weht. Nur leider machst du dich immer kleiner, als du bist, und bringst dich selbst in die Rolle der Unterlegenen, um dir und anderen zu beweisen, dass du zu nichts zu gebrauchen bist.«
    Sofia vergrub ihr Gesicht, indem sie die Stirn auf die Unterarme legte. Das hörte sie nicht zum ersten Mal, und auch jetzt wurde sie wieder genauso verlegen wie die anderen Male.
    » Du hättest es sogar schaffen können, Sofia. Das Problem ist nur, dass du nicht an dich glaubst.«
    Kaum vernehmlich stammelte Sofia irgendeine Rechtfertigung.
    » Sei still«, unterbrach Lidja sie mit ernster Miene. » Du machst mich wahnsinnig, wenn du dich so

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