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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Risiko.«
    Professor Schlafen erhob sich. » Nein, dein Bein ist noch nicht in Ordnung und Sofia ist auch noch schwach«, erklärte er streng. » Der Unterjochte ist aber unverwundet, und auch wenn er es wäre, würde er keine Erschöpfung spüren, denn das Implantat verleiht ihm übermenschliche Kräfte. Sobald ihr das Haus verlasst, wird er euch wahrnehmen und euch folgen. Er braucht gar nicht zu wissen, wo sich die Frucht befindet. Er braucht euch nur zu folgen. Und ein Kampf wird unvermeidlich sein. Das heißt, wir dürfen uns nur gut gerüstet auf den Weg machen.«
    » Das wäre ein Fehler«, schnaubte Lidja, » noch abzuwarten, wäre ein verhängnisvoller Fehler.«
    Der Professor sah verbissen aus. » Nein, du irrst dich. Aber darüber hinaus kommt es dir auch nicht zu, das zu entscheiden. Thuban ist unser Anführer, und solange er noch nicht seine vollen Kräfte entfaltet hat, liegt die letzte Entscheidung bei mir. Tut mir leid, aber das heißt: Übermorgen reden wir weiter. Vorher nicht. Und das ist mein letztes Wort.«
    Damit ging er, ohne ihnen auch nur ein Lächeln zu schenken, verließ mit angespannter Miene den Raum, während Lidja so fest die Fäuste ballte, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden.
    Den ganzen Nachmittag dachte Sofia über die Worte der Freundin nach und konnte ihnen nur voll und ganz zustimmen. Auch sie drängte es, endlich zu handeln. Was sollte ihnen schon zustoßen? Der Unterjochte würde ihnen nicht einmal über den Weg laufen, und wenn doch, würden sie eben abhauen. Sie riskierten nicht viel, wenn sie loszogen, umso mehr aber, wenn sie zögerten und abwarteten. Denn es wäre eine Katastrophe, wenn Nidhoggr die Frucht an sich brächte, auch wenn der Professor das gerade nicht richtig begreifen wollte. Aber Sofia wusste: Wenn es so weit käme, würde er sich das niemals verzeihen.
    Und so ging ihr nun ein Satz hartnäckig durch den Kopf, über den sie mehr und mehr nachgrübelte und den sie nicht mehr verscheuchen konnte. Thuban ist unser Anführer. Das hatte der Professor gesagt. Thuban war der stärkste Drache überhaupt. Und er lebte in ihr. Sie musste also die Entscheidung fällen. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie in die Rolle der Anführerin schlüpfen und die Sache in die Hand nehmen. Allein der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken und machte ihr Angst. Mit dieser Tat würde sie sich gegen den Professor stellen, gegen einen Mann, der ihr immer beigestanden und ihr ein Zuhause gegeben hatte. Aber war es das nicht wert, um die Frucht zu erobern?
    Sie entschied aus dem Bauch heraus. Es war zwar nicht ihre Art, sich in solch ein Abenteuer zu stürzen, aber sie spürte, dass sie es tun musste. Sie hatte Thubans Erbe in sich und damit ihr Schicksal angenommen, und dazu gehörte auch, sich auf Gefahren einzulassen.
    Noch am selben Nachmittag fragte sie Lidja beiläufig nach ihrem Traum, wobei sie den Eindruck zu erwecken versuchte, sie erkundige sich aus reiner Neugierde ohne besondere Absicht. Während sie plaudernd vor der Knospe saßen, um deren heilende Strahlung auf sich wirken zu lassen, streute sie hier und dort ihre Fragen ein. Und Lidja beschrieb ihr den Ort, den sie im Traum gesehen hatte, blickte sie jedoch etwas eindringlicher an als zuvor.
    » Warum interessiert dich das eigentlich?«
    Sofia versuchte, gleichgültig zu tun, errötete aber. » Ach, nur so. Es interessiert mich einfach … Vielleicht weil ich so gar nichts darüber weiß.«
    Lidja blickte sie von der Seite an, und Sofia war, als ob sie lächelte.
    Als die Freundin, deren Wunde dank der Knospe fast schon verheilt war, aufstand, blieb sie noch sitzen. » Kommst du nicht mit?«
    » Ich fühle mich heute nicht so besonders. Ich glaube, ich bleibe noch ein wenig.«
    Lidja sah sie einige Sekunden lang schweigend an. » Übertreib’s nicht. Du weißt, damit könntest du die Barriere schwächen.«
    Sofia schüttelte rasch den Kopf und beobachtete mit einem Seufzer der Erleichterung, wie sich die andere entfernte.
    Sie würde in der Dunkelheit aufbrechen. Das schien ihr das Klügste zu sein. Gleich nach dem Abendessen gähnte sie lange und laut und erzählte dann, wie müde sie sei und dass sie gleich ins Bett gehe. Das tat sie auch, blieb aber wach und lauschte, bis es still wurde im Haus, um dann auf leisen Sohlen die Treppe hinunterzusteigen.
    Wie sie genau vorgehen wollte, war ihr eigentlich nicht so recht klar. Es war das erste Mal nach den dramatischen Ereignissen, dass sie ohne den

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